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„Wegen ein paar Euro“ - Tagesthemen-Kommentator macht Bahn-Gewerkschaft EVG schwere Vorwürfe

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Von: Christoph Englmann

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Für Holger Ohmstedt (NDR) ist die Reaktion der Gewerkschaft unbegreiflich.
Für Holger Ohmstedt (NDR) ist die Reaktion der Gewerkschaft unbegreiflich. © Screenshot ARD-Mediatek

Totales Chaos bei der Deutschen Bahn: Ein Warnstreik der EVG am Montag traf die Bahn knüppeldick. Doch er sei maßlos übertrieben, meint NDR-Journalist Holger Ohmstedt.

Nachdem die Gewerkschaft EVG als Folge der gescheiteren Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn einen Warnstreik für Montagmorgen organisierte, ahnten die Pendler bereits Böses. Der von 4 bis 9 Uhr ausgerufene Protest sollte die Pendler schließlich auch eiskalt erwischen. Züge nach dem Zufallsprinzip, teilweise kompletter Stillstand, schlimmer hätte der Streik die Deutsche Bahn und ihre Fahrgäste am Montagmorgen nicht treffen können. Ein Thema von solch großer gesellschaftlicher Dimension wurde selbstverständlich auch im Tagesthemen-Kommentar aufgegriffen. 

Dabei zeigte der kommentierende NDR-Redakteur Holger Ohmstedt keinerlei Verständnis für die drastische Maßnahme des EVG, vielmehr erhob Ohmstedt schwere Vorwürfe und sprach von einem Rachezug der EVG: „Während Auto-Deutschland über den Diesel debattiert, legt eine Gewerkschaft, die ihrem Konzern eins auswischen will, für Stunden den Zugverkehr lahm.“

„Tagesthemen“-Kommentator rügt überzogenes Verhalten der EVG

Insbesondere eine fehlende Kooperationsbereitschaft der Gewerkschaft kritisiert Ohmstedt. Monatelang hätten die beiden Parteien über einen neuen Tarif verhandelt, ein gemeinsamer Konsens sei bei den meisten Details auch gefunden worden. Das Ende der Tarifverhandlung sei demnach greifbar gewesen, umso unverhältnismäßiger und rücksichtsloser sei diese Entscheidung der EVG. „Am Schluss ließ die Gewerkschaft alles platzen, wegen ein paar Euro. Zu groß war die Versuchung der kranken Bahn noch eins mitzugeben“, merkt Ohmstedt an.

Warnstreik der EVG aus Profilierungssucht? 

Ohmstedt zweifelt die eigentliche Motivation der EVG an. Seiner Ansicht nach sei die „Profilierungssucht“ der EVG die wahre Ursache für den Streik: „Schon lange versucht die EVG, sich ein härteres Streit-Image zuzulegen. In der Vergangenheit waren es ja häufig die Kollegen von der konkurrierenden Lokführer-Gewerkschaft GDL, die es in die Schlagzeilen schafften.“

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Beinahe polemisch kommentiert Ohmstedt abschließend eine Möglichkeit, wie die Streitereien für Bahn-Verhältnisse ungewöhnlich flott aus der Welt geschaffen werden könnten: „Und bestimmt würde alles schneller gehen, wenn Gewerkschaft und Bahn, wie heute viele Kunden, bei Nieselregen und fünf Grad auf dem unüberdachten Teil von Bahnsteig eins in Wattenscheid treffen würden. Und nicht in einem Berliner Hotel mit Weihnachtsdeko.“

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