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„Sie schämen sich“ - Tagesthemen-Kommentator findet klare Worte über die Bahn

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Vernichtendes Urteil über die Bahn: Tagesthemen-Kommentar von Matthias Deiß
Vernichtendes Urteil über die Bahn: Tagesthemen-Kommentar von Matthias Deiß © Screenshot ARD

Jetzt reicht es: vier von fünf ICEs sind nicht voll funktionsfähig. In seinem Kommentar in den Tagesthemen rechnet Matthias Deiß nun gnadenlos mit der Deutschen Bahn ab. Doch auch der Bund kommt nicht ungeschoren davon.

Update vom 14. Februar 2019, 11.40 Uhr: Es ist ein echtes Milliardenprojekt: Die Schnelltrasse der Bahn zwischen München und Berlin verspricht im Personenverkehr Rekorde. Doch mehrere peinliche Fehler sorgen nun für ein Fiasko.

„Sie schämen sich“ - Tagesthemen-Kommentator findet klare Worte über die Bahn

München - Verspätungen, Ausfälle, Defekte - immer wieder sorgt die Bahn für Ärger bei ihren Gästen. Vor knapp 25 Jahren begann die Reform, besonders in Erinnerung bleibt sicher die Privatisierung der Deutschen Bahn. Ein misslungenes Unternehmen, wie viele urteilen. 

So auch Matthias Deiß. Sein Kommentar in den Tagesthemen vom Donnerstag in der ARD fällt ein vernichtendes Urteil. „Unsere Bahn fährt am Abgrund“, sagt er über den Zustand des Unternehmens - und Gründe dafür findet er genug. Ein guter Grund wäre für den Moderator sicherlich auch eine Situation gewesen, die sich im Juli 2019 zutrug: Eine Kundin beschwerte sich über einen Zugführer, nachdem dieser eine „ungeheuerliche Durchsage“ gemacht hatte. Nicht zu verachten sind aber auch Deiß Äußerungen zur Mängelliste der Deutschen Bahn: 

Deutsche Bahn: Kaum ein ICE ohne Mängel

So wurde vor Kurzem bekannt, dass nur jeder fünfte ICE die Werkstätten der Bahn ohne Mängel verlässt. Der Bahn mangelt es dort offenbar an Personal und an Zeit, die Züge wieder vollständig zu reparieren, stattdessen schickt sie diese so auf die Strecke. Den Mitarbeitern dort muss das peinlich sein. „Sie schämen sich“, sagt Deiß.

Schon lange wissen die Kunden und Fahrgäste, in welchem Zustand die Bahn unterwegs sein muss. Zu eklatant sind die Verspätungen und Probleme, die immer wieder auftreten. Doch nachdem eine eigentlich bahninterne Analyse an die Öffentlichkeit gelangte, kann dies nun jeder auch schwarz auf weiß nachlesen. „Still und heimlich haben die Manager die selbst gesteckten Ziele in puncto Pünktlichkeit auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben“, urteilt Deiß. Es sei „das Eingeständnis einer Kapitulation“.

Die Deutsche Bahn wollte einen Bahnhof in Oberfranken verschönern. Dabei unterlief den Verantwortlichen ein peinlicher Fehler - und es blieb nicht bei einem.*

Tagesthemen-Kommentar: Deutsche Bahn „für die Misere selbst verantwortlich

„Wer tausende Stellen nicht besetzt, dringend benötigte Züge nicht bestellt, die Wartung des Netzes vernachlässigt“, hält er fest, „der ist für die Misere selbst verantwortlich.“ Für Deiß ist offenkundig: Die langfristige Planung der Bahn hat versagt, Geld wurde falsch oder gar nicht ausgegeben, obwohl das dringend nötig gewesen wäre. Jetzt steht das Unternehmen eben so schlecht da, wie es gerade der Fall ist.

Doch die Schuld bei der Bahn selbst zu suchen, ist ihm zu einfach: Auch der Bund bekommt sein Fett weg. Im Zentrum der Kritik: Das riesige Bauprojekt Stuttgart 21. Solche Pilotprojekte „statt Geld fürs Schienennetz“ oder den „Ausbau der deutschen Verkehrsknoten“ prangert Deiß an. 

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Mit das Frustrierendste an der Lage: Die neuesten Recherchen zeigen, dass die Bahn kaum ein Mittel hat, um die Missstände zu beheben. Schon jetzt frustrieren die Probleme die Fahrgäste. „Jetzt wissen wir, es wird noch lange so bleiben“, sagt Deiß. Für ihn ist das nicht haltbar. Ganz im Jargon der Bahnfahrer bilanziert er: „Höchste Zeit, die Notbremse zu ziehen.“

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Der Umgang mit dem Klimawandel wird emotional diskutiert - und neuerdings auch die Fortbewegungsart des Fliegens. Ein „Tagesthemen“-Kommentar mit klarer Forderung erhitzt erneut die Gemüter. Eine ARD-Journalistin will sich hingegen ihren SUV nicht nehmen lassen, wie sie in ihrem Kommentar betont - und sorgt damit ebenfalls für Debatten. Und auch der Erdüberlastungstag war Anlass für einen Kommentar in den Tagesthemen: Ein WDR-Redakteur forderte die Heilung der „Konsumsucht“ durch höhere Preise für Autos, Fleisch und Fliegen - dafür verspottete ihn sogar ein ZDF-Kollege.

2016 zog sich die Deutsche Bahn aus dem Nachtzug-Geschäft zurück. Doch die beliebten Schlafwagen boomen - und die DB scheint bereits ein Comeback zu planen.

Der Linke-Vorsitzende Bernd Riexinger fordert, die 1. Klasse in Regionalzügen abzuschaffen. Seinen Vorstoß begründet er mit überfüllten Bahnen in der 2. Klasse bei gleichzeitig kaum genutzten 1.-Klasse-Abteilen. Widerspruch kommt von der Deutschen Bahn, einem Verkehrsverbund und einem Experten.

*Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks

chp

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