„Unerträglich“: Familie erlebt tägliche Qual an Bundesstraße im MK

Familie Petrovic lebt mit dem Lärm an der B54 in Schalksmühle-Dahlerbrück. Der Verkehr ist nicht nur laut, sondern auch gefährlich, viele fahren zu schnell.
Schalksmühle – Die Diskussionen ums Lkw-Durchfahrtsverbot für die Bedarfsumleitung in Lüdenscheid werden auch in der Region interessiert verfolgt. Ganz besonders interessiert im Volmetal. Eine Verlagerung von noch mehr Verkehr ins Volmetal ist das Horrorszenario, eine Sperrung der kompletten Region für den Transitverkehr dagegen wäre ein Hoffnungsschimmer.
Jela Petrovic wohnt mit ihrer Familie an der Volmestraße in Dahlerbrück. „Hier zu wohnen, ist seit der Brückensperrung äußerst nervenaufreibend, manchmal schier unerträglich“, sagt sie, „meine Familie und ich wohnen im Erdgeschoss, eine meiner Töchter sowie meine Eltern bewohnen die zwei Wohnungen im Obergeschoss. Wenn meine Tochter im Homeoffice arbeitet, wird sie von den Mandanten gefragt, ob sie nicht das Fenster schließen könne, weil sie kaum zu verstehen sei. Sie antwortet dann jedes Mal, dass das Fenster bereits geschlossen sei, sie aber quasi neben einer Autobahn wohne…“
Jela Petrovic arbeitet selbst bei der Gemeinde in Schalksmühle, sie hat aufmerksam gelesen, was ihr Chef, Bürgermeister Jörg Schönenberg, zuletzt zum Durchfahrtsverbot gesagt hat. Eine weiträumige Umfahrung – die wünscht auch sie sich. „Man hat hier wirklich das Gefühl, dass man direkt an einer Autobahn wohnt. Das Schlimmste daran ist nicht die Dichte an Verkehr, sondern die Geschwindigkeit, mit der er genau hier vorbeirast. Richtung Hagen wird so richtig Gas gegeben und Richtung Schalksmühle wird die Geschwindigkeit noch nicht reduziert“, sagt sie, „durch die vielen Lkw sind auch die Gullydeckel an unserem Haus beschädigt, was zusätzlichen Lärm verursacht. Teilweise ist es so laut, dass mein Mann und ich nachts davon wach werden!“
Jela Petrovic hat erst einen Kollegen der Gemeindeverwaltung gefragt. Dort ist man nicht zuständig. „Man hat mich zurecht an den Märkischen Kreis verwiesen, da dieser in letzter Instanz über Maßnahmen an der B54 in Schalksmühle entscheidet“, sagt sie, „auf meine Nachfrage beim Kreis, warum es möglich ist, in Hagen eine Tempo-30-Zone an der B54 einzurichten und dies hier noch nicht geschehen ist, bekam ich die Antwort, dass an einer Bundesstraße nur in ganz speziellen Fällen eine 30er-Zone eingerichtet werden kann und dieses in unserem Falle nicht erlaubt sei. Man rechne praktisch jeden Tag mit Klagen gegen die Stadt Hagen wegen der Einrichtung der Tempo-30-Zonen an der B 54.“
Tatsächlich bestehen diese Tempo-30-Zonen aber inzwischen seit geraumer Zeit – von Nachkorrekturen der großen Nachbarstadt ist bisher noch nichts bekannt geworden. Tempo 30 geht in Dahl, aber nicht in Dahlerbrück? Es bleibt dabei, dass dies keinerlei Logik hat. Beim Kreis hat man Petrovic Auskunft gegeben, dass eine Schule, ein Kindergarten oder ein Krankenhaus Gründe seien, Tempo 30 einzurichten. Die gibt’s in Priorei oder Dahl aber auch nicht.
Es bleibt rätselhaft und abenteuerlich. Kürzlich hat Jela Petrovic ihr Auto einfach mal auf dem Bürgersteig geparkt, um ein wenig Ruhe zu haben. Die Lkw mussten abbremsen, die Raserei war vorbei. Doch eine Lösung ist das nicht, denn zum einen ist das nicht erlaubt – zum anderen aber gab es statt klappernder Gullydeckel ein Hupkonzert. Auch keine Ruhe.
„Wenn es nach ein paar Monaten vorbei wäre, würde ich ja gar nichts sagen“, stellt Petrovic fest, „ruhig war es auch vorher nie hier. Allein die Motorräder im Sommer, die noch einmal richtig Gas gegeben haben. Aber jetzt ist es richtig schlimm. Eigentlich unerträglich.“
Beim Kreis hat man ihr versprochen, dass man Blitzer schicken wolle, damit es zumindest bei Tempo 50 bleibe. Gesehen hat sie noch keinen. Dafür denkt Jela Petrovic über Schallschutz nach, über Dreifachverglasung bei den Fenstern. Zuschüsse wären schön. Es wäre eine Möglichkeit, für ein wenig Linderung zu sorgen. Lkw-Transitverbot, Tempo 30, Lärmschutzfenster – nach 15 Monaten Lärmqual wäre Jela Petrovic für jede Hilfe sehr, sehr dankbar.