Kastrationen statt Katzenjammer im Tierheim

SCHALKSMÜHLE ▪ Sie räkelt sich an der Stange. Schleicht hinter den Gittern. Hält Augenkontakt. Schnurrt. „Sie bietet sich an, sie will hier raus“, sagt Manfred Hardy. Noch hat die schwarze Katze keinen Namen, erklärt der Vorsitzende des Tierschutzvereins Lüdenscheid und Umgebung.
Vor wenigen Tagen ist der Vierbeiner ins Tierheim Dornbusch gebracht worden. Hier lebt sie vorläufig in einer Gitterbox. In Quarantäne. Dort, wo früher Autos standen, werden heute die Katzen eingewöhnt.
„Wir platzen aus allen Nähten“, meint Manfred Hardy. Daher hätte die Garage umbaut werden müssen. Auslegt sei das Tierheim für rund 40 Katzen. Mehr als 100 leben derzeit allerdings dort. Immer mehr Katzen und immer weniger Interessenten – die Schere klaffe immer weiter auseinander. Als einzigen Ausweg aus dieser Situation sieht der Vorsitzende des Tierschutzvereins eine verpflichtende Kastration aller Katzen, die frei herumlaufen. Dies wird derzeit auch im nordrhein-westfälischen Landtag diskutiert. „Da macht die Politik mal etwas, was wirklich wichtig ist.“ Hardy spricht von einem „großen Wurf“ – falls das Vorhaben in ein Gesetz gegossen werde.
Denn: Die Katzenflut könne der Verein nicht kompensieren. Futter, Pflege, Medikamente, Heiz- und Personalkosten – am Tag kostet eine Katze den Tierschutzverein rund sechs Euro. „Die Kosten fressen uns auf“, sagt Hardy, während er im Katzenhaus oberhalb der Anlage das rund 80 Quadratmeter große Terrain zeigt. Hier können die Katzen leben, sich wohlfühlen. Hier erfahren sie Liebe, die sie vorher oft nicht erlebten.
Um Herr der Lage zu werden, lässt der Tierschutzverein alle „eingelieferten“ Katzen kastrieren. Alleine im vergangenen Jahr wurden 198 Tiere zeugungsunfähig gemacht. Darunter waren viele Wildkatzen, die der Verein einfängt, kastrieren lässt und anschließend wieder am gleichen Ort aussetzt. So soll die Population in den Griff bekommen werden.
Gerade im Frühjahr kämen unzählige kleine Katzen ins Heim. Durch den frühzeitigen Eingriff hofft Hardy, dass dieses Jahr nicht wie im Vorjahr 48 kleine Katzen abgegeben werden. „Das könnten wir nicht bewältigen.“ Daher seien Kastrationen das beste Mittel gegen den Katzenjammer im Tierheim. ▪ mc