Düstere Welt im Kulturzentrum 8Giebel: Theaterwerkstatt feiert Premiere

Premiere im Kulturzentrum 8Giebel: Die Inszenierung des Stücks „Was zählt wirklich?“ durch die Schalksmühler Theaterwerkstatt entführte seine Zuschauer in dystopische Welt, in der sich eine Gruppe von Widerstandskämpfer gegen einen totalitären Staat auflehnt.
Schalksmühle – Einen Verteidiger gibt es nicht. Ebenso wenig einen fairen Prozess – und einen Priester, um vor der Hinrichtung durch ein Erschießungskommando die Beichte abzulegen, schon gar nicht. Es ist eine düstere Welt, in die der junge österreichische Autor Gerit Eder in seinem Stück „Was zählt wirklich?“, das die Theaterwerkstatt Schalksmühle am Samstag im neuen Kulturzentrum 8Giebel vor voll besetzten Rängen zur Aufführung brachte, entführt. Das Recht: der Willkür und dem Willen der Mächtigen ausgesetzt.
Im zweiten Anlauf feierte das spielfreudige, intensiv und packend agierende Ensemble unter Regie von Reinhard Meyer mit dem brandaktuellen, in einem totalitären Zukunftsstaat spielenden Stück, das Fragen nach Gut und Böse aufwarf, Premiere. Zwischen den Szenen platziert, verankerten Nachrichtenmeldungen von den Aufständen und der brutalen Niederschlagung der Proteste im Iran, aus Afghanistan und vom russischen Widerstand gegen den Ukraine-Krieg das bedrückende, fesselnde Spiel im Heute und Jetzt.

Lieder mit tiefgründigen Texten von Reinhard Meyer, der sich erstmals als Sänger und Gitarrist die Ehre gab, verdichteten die beklemmende Atmosphäre des Stücks. Von Machthabern ohne Skrupel und Gewissenlosigkeit war die Rede. Ohne Pause spielte die Theaterwerkstatt Schalksmühle ihr wendungsreiches, auf eine verzwickte Dreierkonstellation fokussiertes Stück. Die Protagonisten: Julia alias Claudia Baumann und Richard (Sven Schneider), denen als Widerstandskämpfern die Todesstrafe drohte, und Richards alter Studienfreund Vincent (Uwe Baumann), der der Ankläger in der Farce von einem Strafverfahren war.
Weitere Aufführungen
Die Theaterwerkstatt zeigt ihr aufrüttelndes Stück noch einmal am Wochenende 4. und 5. März. An beiden Abenden ist „Was zählt wirklich?“ ab 19 Uhr im neuen Kulturzentrum 8Giebel zu sehen. Karten sind zum Preis von 15 Euro (ermäßigt 10 Euro) im Bürger- und Kundenbüro der Gemeinde Schalksmühle (Rufnummer 0 23 55/84-0) oder über den Online-Ticketverkauf erhältlich. Im Hintergrund wirken Anke Schneider (Regieassistenz), Florian Baumann und Michael Lynker (Technik), Mirian Baumann (Souffleuse), Anne Chmielek (Maske) und Melina Marseille (Plakate/Flyer) an der Inszenierung mit
Zwei Verhöre, ein Richterspruch – und der Fall war geklärt. „Schnell, effizient und gerecht“, wie die Richterin (Karin Krummel) triumphierte. Skrupellos lieferte Vincent seinen alten Freund ans Messer, indem er die Wahrheit verdrehte – und „rettete“ Julia, seine heimliche Liebe. Doch es kam anders als erhofft. Einem intimen Kammerspiel gleich, horchte die Theaterwerkstatt in die aufgewühlten Gespräche zwischen Richard und Julia in der Gefängniszelle und die Verhöre mit Vincent als zweitem Schauplatz des Geschehens hinein. Dass etwas faul im Staate Dänemark war, um es mit Shakespeares Hamlet zu sagen, zeigte schon das aus bekritzelten Stellwänden „zusammengezimmerte“ Bühnenbild mit der Aufschrift „Das System“, deren Vokale auf den Kopf gestellt waren.

Glühender noch als der im totalitären Staat in höchste Ämter aufgestiegene Vincent vertrat Simone Thewes als Sekretärin die Grundsätze des demokratiefeindlichen Systems. Vincent „menschelte“, als er seinen alten Freund wiedersah und in Erinnerungen an die gemeinsame Studienzeit schwelgte. Sah Richard in dem Wiedersehen noch einen Wink des Schicksals, fiel das Zusammentreffen von Vincent und Julia als Kopf der Widerstandsgruppe, die den Einsatz von Gewalt gegen das Regime nicht scheute, deutlich frostiger aus. Namen von Mittätern gaben weder Julia noch Richard preis. Menschliche Regungen zeigten auch die Wachen, in deren Rollen Felicitas von Biedersee und Ben von Biedersee schlüpften.

Es wühlte auf, dieses Stück, in dem es um die Freiheit, das Gute zu tun und gegen das Böse aufzustehen, ging. Blieb die Frage: Zu welchem Preis?