Die A45 bedeutet für den Jägerhof das Aus

„Zum Grünental“ war ein beliebtes Ziel für Wanderer, in Schnarüm führte die Familie Neuhaus „Zum Jägerhof“. Und bis in die 1980er-Jahre hinein hatte auch Winkeln eine eigene Schankwirtschaft zu bieten.
Schalksmühle – Eine Gastwirtschaft im Nebenerwerb zu betreiben, war im 19. Jahrhundert, teilweise bis ins 20. Jahrhundert hinein, ein häufig zu findendes Geschäftsmodell. Es gab Gastwirte, die sich hauptberuflich der Landwirtschaft widmeten. Andere, die einen Kolonialwarenladen oder eine Bäckerei führten. Und wieder andere, die Durchreisenden, Ausflüglern und Einheimischen neben einer Postkutschenstation oder Postagentur die Möglichkeit zur Einkehr und Feierlichkeiten boten. Auf diese Weise war es möglich, dass sich selbst in kleinen Ortschaften und Wohnplätzen Gastgewerbe entwickelte.
Bestes Beispiel dafür ist die Schankwirtschaft „Zum Jägerhof“, die Landwirt Wilhelm Neuhaus lange Jahre neben der Landwirtschaft in Schnarüm, wo die Anschlussstelle Lüdenscheid-Nord der A45 in die Landesstraße 692 mündet, betrieb. Mit dem Bau der A45, die der damalige NRW-Verkehrsminister Ludwig Riemer 1971 bei der Eröffnung des letzten Teilstücks in höchsten Tönen als „landschaftlich besonders reizvoll“ und „technisch vollendet“ lobte, kam das Aus für den Familienbetrieb. Da direkt an der Autobahntrasse gelegen, stellte die Familie Neuhaus den Betrieb der Gastwirtschaft, deren Aufrechterhalten sich nicht mehr lohnte, ein.
Spätestens seit dem 2. Dezember 2021, als die Rahmedetalbrücke gesperrt werden musste, hat Riemers damaliges „technisch vollendet“ einen bitteren Beigeschmack. Fotos aus den 1930er-Jahren, die Hans Spenner (2. Vorsitzender des Vereins für Geschichte und Heimatpflege) für die Serie über die Schalksmühler Gastwirtschaften aus dem Archiv herausgesucht hat, halten die Erinnerung an die einstige Gastwirtschaft „Zum Jägerhof“ lebendig.

Feuerwehr nutzt Gaststätte für Schulung
Bis in die 80er-Jahre hinein hatte auch Winkeln eine Gaststätte. Den von Robert Sohn geführten Betrieb nutzte die Freiwillige Feuerwehr des Dorfs – 1909 zum Schutz der zahlreich vorhandenen landwirtschaftlichen Betriebe gegründet – lange Jahre als Schulungsraum. Im selben Jahr fand auch die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Hülscheid statt. Beide Löschgruppen bilden den Löschzug II der Freiwilligen Feuerwehr Schalksmühle. Bis zum Einzug der Feuerwehr in die alte Grundschule des Ortes diente die Gaststätte den Helfern als Versammlungsraum. „Die 1940 angeschaffte Motorspritze wurde im Winter im Hausflur untergestellt“, weiß Hans Spenner. Mittlerweile ist die Winkler Feuerwehr durch ihre neue Fahrzeughalle und die modernisierten Räumlichkeiten im Altbau – im September vergangenen Jahres mit einem großen Fest eingeweiht – für die Zukunft bestens aufgestellt.

Sogar die Klagebach hatte einst ihre Gaststätte. Schräg gegenüber der Einfahrt zur Lauenscheider Mühle gelegen, war die Gaststätte „Zum Grünental“ – heutzutage ein Wohnhaus – für Wanderer eine beliebte Anlaufstelle. Von 1880 bis 1955 bestand vor Ort die Möglichkeit einzukehren, sich zu erfrischen und eine Rast einzulegen. Laut Erzählungen soll es dort auch eine Postkutschenstation gegeben haben. Betrieben wurde die Gaststätte, die direkt an einer Hauptwanderstrecke zwischen Lüdenscheid und Schalksmühle lag, von der Familie vom Brocke. Besonders bei Mitgliedern des Sauerländischen Gebirgsvereins soll das Ausflugslokal sehr beliebt gewesen sein.