Zum Startschuss am Mittwochmorgen in der Sporthalle der Humboldtschule in Halver stand erst einmal eine Einkleidung in Dragons-Trainingsshirts auf dem Plan. Und ein erstes Kennenlernen: 20 geflüchtete Jungen und Mädchen, rund die Hälfte davon aus der Ukraine, die anderen aus dem Iran, dem Irak, Afghanistan und Syrien, dazu die Trainer des Camps – Drittliga-Chefcoach Maciej Dmytruszynski, der Sportliche Leiter der SGSH, Mark Dragunski, FSJler Tjark Döscher –, Camp-Organisator Friedhelm Ziel, die aus der Ukraine geflüchtete Deutsch-Lehrerin Yana Savko und nicht zuletzt als Bindeglied Irmtraud Quenzel von der Schalksmühler Flüchtlingshilfe.
Wie schwierig es ist, die geflüchteten Kinder als Verein zu erreichen, zeigt der Blick auf Halver. Auch hier hatte Friedhelm Ziel sowohl mit der Flüchtlingshilfe als auch mit der Stadt gesprochen – doch kein einziges Kind fand den Zugang zum Camp. Die 20 Jungen und Mädchen, die allesamt in den drei Camptagen von einem Bus-Shuttle des Unternehmens Busch abgeholt werden, kommen allesamt aus Schalksmühle. „Es ist toll, dass die SGSH wieder so ein Camp organisiert hat.
Es ist inzwischen das dritte dieser Art“, sagt Irmtraud Quenzel am Rande, „das Camp ist auch deshalb so wertvoll, weil es den Kindern zeigt, dass es da Vereine gibt, in die man sich später integrieren kann.“ Quenzel hat bei der Ansprache der Flüchtlinge ganz unterschiedliche Reaktionen erlebt. Manche, die schon bei den vergangenen Camps dabei waren, freuten sich riesig, dass es das Angebot wieder gibt. Andere Kinder waren nicht zur Teilnahme zu bewegen. „Einige haben Angst vor der Trennung von den Eltern, sie haben teilweise schreckliche Dinge in der Ukraine erlebt“, sagt Quenzel.
Unser Ziel ist es, den Kindern mit dem Programm eine Abwechslung und Ablenkung vom Alltag und den schlimmen Nachrichten aus der Heimat zu bieten.
Rund 70 Kinder werden in Schalksmühle von der Flüchtlingshilfe betreut. Die aus der Ukraine kommen nun dazu. So ein Mädchen, das erst vor wenigen Tagen in Schalksmühle angekommen ist und noch keine Sporthose hat. Den ersten Tag absolvierte es also im sportlichen Kleid. Doch Irmtraud Quenzel kündigte direkt am Mittwochmorgen an, noch am Abend in den Beständen der Flüchtlingshilfe nach Sportzeug schauen zu wollen. „Sport- und Badezeug für Kinder und Jugendliche brauchen wir immer“, stellte sie am Rande fest – wer hier helfen möchte, ist bei Quenzel immer an der richtigen Adresse.
Wie Quenzel freute sich auch Friedhelm Ziel über die gute Resonanz der Schalksmühler Kinder. „Unser Ziel ist es, den Kindern mit dem Programm eine Abwechslung und Ablenkung vom Alltag und den schlimmen Nachrichten aus der Heimat zu bieten“, sagt Ziel. Dass mit Yana Savko eine Deutsch-Lehrerin aus der Ukraine im Team ist, macht die Sache für alle leichter. Sie übersetzte die Kommandos von Maciej Dmytruszynski in den ersten Ballspielen des Tages direkt ins Ukrainische. Eine Sprachbarriere gab es so nicht.
Mark Dragunski schaute angesichts des hochsommerlichen Wetters direkt auf die nächsten Tage. „Bei dem Wetter wollen wir zumindest an einem Tag mit den Kids ins Freibad Herpine gehen“, stellte er fest, „und vielleicht an einem Tag ins Stadion an der Karlshöhe.“ Mittags allerdings gibt es einen Fixtermin: das gemeinsame Mittagessen mit den Jungen und Mädchen des Handballcamps im Foyer der Halle Mühlenstraße. So bleiben die geflüchteten Kinder nicht unter sich – es ist auch ein Teil der Integration.
Die soll im Herbst weitergehen. In den Herbstferien plant Friedhelm Ziel für die Dragons ein weiteres „Integrationscamp“. Dann hofft der Lüdenscheider, neben den Kindern aus Schalksmühle auch die geflüchteten Kinder, die in Halver gelandet sind, mit ins Boot zu holen. Dann dürfte das Camp noch eine Nummer größer werden.