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Wegen bunter Vapes: Zwei Schulen greifen hart durch

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Von: Maximilian Birke

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Objekt des Anstoßes: Die kleinen und bunten Einweg-Vapes sorgen an Schulen für viele Probleme. Schüler, die die Geräte nutzen, hätten oft kein Unrechtsbewusstsein, heißt es von den Schulleitungen. Die sehen sich gezwungen, durchzugreifen.
Objekt des Anstoßes: Die kleinen und bunten Einweg-Vapes sorgen an Schulen für viele Probleme. Schüler, die die Geräte nutzen, hätten oft kein Unrechtsbewusstsein, heißt es von den Schulleitungen. Die sehen sich gezwungen, durchzugreifen. © dpa

Sie sehen stylisch aus, lassen sich leicht verstecken und sind zudem günstig zu beschaffen: Neuartige Einweg-Vapes, die es vor allem vom chinesischen Hersteller Elf Bar gibt, sorgen derzeit für Ärger.

Meinerzhagen – Es handelt sich dabei um eine Art E-Zigarette, in der Liquid verdampft wird – oft mit Nikotin. Deshalb sind diese Vapes auch erst ab 18 Jahren legal zu erwerben. Zumindest sollten sie es sein – die Schulen in Meinerzhagen machen aber gerade andere Erfahrungen.

So hat das Evangelische Gymnasium (EGM) kürzlich einen Elternbrief herausgegeben, in dem die Schulleitung darauf hinweist, dass die Geräte derzeit verstärkt auf dem Schulgelände genutzt werden. Das zieht nun scharfe Sanktionen nach sich.

Wie die stellvertretende Schulleiterin Miriam Haarbach auf Nachfrage unserer Zeitung erklärt, werden Schülerinnen und Schüler, die Lehrkräfte mit den Vapes erwischen, für zwei Tage vom Unterricht suspendiert.

Den Schülern, die beim Verkauf der Vapes an Jüngere ertappt werden, droht sogar die Entlassung von der Schule. „Die Vapes sind ein hochaktuelles Thema bei uns“, sagt Haarbach. Fünf Schüler seien bislang bereits suspendiert worden, zwei Schüler haben eine sogenannte Teilkonferenz erhalten. Das ist die Vorstufe zur Entlassung von der Schule.

„Es ist sozusagen die gelbe Karte“, erklärt Haarbach. Wird der Schüler ein zweites Mal auffällig, war es das. Solche Teilkonferenzen stellten – gerade auch vor dem Hintergrund des Lehrermangels, den viele Schulen derzeit beklagen – eine durchaus hohe Belastung dar.

Denn es muss eine Vielzahl von Verantwortlichen daran teilnehmen: ein Vertreter der Schulleitung, der Klassenlehrer, drei weitere Lehrer und optional die Eltern- und die Schülervertretung. „Das ist schon ein Kraftakt“, sagt Miriam Haarbach. „Aber die Augen zu verschließen und nicht zu reagieren, funktioniert auch nicht“, betont sie.

Riesige Umweltsünde

Neben dem Suchtpotenzial und den gesundheitlichen Folgen sind die Einweg-Vapes auch aus ökologischer Sicht äußerst kritisch zu bewerten: Sie haben einen Lithium-Akku verbaut, der bei den meisten Modellen 550 Milliamperestunden fasst. Das ist etwa ein Zehntel eines aktuellen Smartphone-Akkus. Einer Hochrechnung der britischen Tageszeitung The Daily Telegraph zufolge könnte man allein mit dem in Großbritannien durch Vapes entstehenden Elektroschrott pro Jahr 1200 Elektroautos bauen. Nach Deutschland werden monatlich zwischen zwei und vier Millionen Elf Bar-Vapes aus China importiert und hier vertrieben.

Damit Verstöße gegen die Schulordnung auch konsequent geahndet werden können, wird beispielsweise in den Pausen vermehrt darauf geachtet, ob Handel oder Konsum auf dem Schulgelände stattfinden. Ein beliebter Schauplatz dafür seien die Toiletten. Dort könnten sich potenziell auch während des Unterrichtes Schüler treffen, wenn sie sich zuvor für eine Uhrzeit verabredet haben.

Um solcher Treffen Gewahr zu werden, werden sämtliche Toilettengänge am EGM derzeit im digitalen Klassenbuch notiert. „Im Verdachtsfall können dann die Uhrzeiten abgeglichen werden“, erklärt Miriam Haarbach.

Nicht nur das Gymnasium hat übrigens Probleme mit dem illegalen Konsum und Handel nikotinhaltiger Produkte: Auch an der Sekundarschule fällt das verstärkt auf. „Die Geräte sehen hübsch aus, man kann sie sogar farblich passend zur Kleidung kaufen.

Die Schüler sind sich nicht bewusst, wie schädlich der Konsum ist und wollen es auch gar nicht hören – das ist ein grundsätzliches Problem“, sagt Schulleiterin Christiane Dickhut. Man stoße oft auf taube Ohren. Für die Lehrer ist es gar nicht so einfach, die Vapes immer zu erkennen.

Im Etui fallen sie neben bunten Textmarkern und Stiften nicht unbedingt auf. Der Geruch ist viel weniger markant als der von Tabakrauch. Und wenn Schüler in die brenzlige Situation kommen erwischt zu werden, können sie die Verdampfer schnell und einfach in der Tasche verschwinden lassen. „Mit einer brennenden Zigarette geht das nicht so einfach“, sagt Dickhut.

Leider handle es sich auch an der Sekundarschule nicht um ein Problem, das sich auf die oberen Jahrgangsstufen beschränkt. „Wir haben allgemein nur wenige Schüler, die schon 18 Jahre alt sind. Und wir merken, dass es auch für die Jüngeren interessant ist.“ Auch an der Sekundarschule wird auf die Thematik natürlich reagiert.

„Insbesondere bei den Kleineren versuchen wir durchzugreifen, damit sie gar nicht erst auf den Geschmack kommen“, sagt Dickhut, der es dabei um die Gesundheit der Heranwachsenden geht. Durchgeführt würden vor allem erzieherische Maßnahmen wie zum Beispiel Vorträge zum Thema.

Aber auch Suspendierungen kamen schon vor – „hauptsächlich bei den Schülern, die wiederholt auffällig werden“. Die neuartigen Konsumprodukte seien ein durchaus herausforderndes Thema. Auch deshalb, weil sie recht günstig und trotz gesetzlicher Verkaufsbeschränkung scheinbar recht leicht verfügbar sind.

Bekannt sind die Verdampfer bereits bei der Drogenberatungsstelle. Wie dessen Geschäftsführer Stefan Tertel sagt, seien sie auch Bestandteil der Präventionsmaßnahmen an Schulen. Denn: „Aus Suchtsicht sind die Vapes genauso kritisch zu sehen wie andere Rauchprodukte.“ Der Konsum sei hochgradig ungesund, unterstreicht Tertel.

„Die Nikotinindustrie schafft es immer wieder, jungen, aufgeklärten Menschen ihre Produkte schmackhaft zu machen“, sagt Tertel. „Das ist eine gelungene Marketing-Sache.“ Die Zahl jugendlicher Raucher gehe zwar insgesamt zurück. Diejenigen, die noch zum Nikotin greifen, würden das allerdings maßloser und unkontrollierter tun als noch vor einiger Zeit.

Tertel lobt vor diesem Hintergrund die an den Schulen geleistete Präventionsarbeit. Besonders hervor hebt er dabei das Projekt Klasse 2000, das an Grundschulen in Meinerzhagen und Kierspe durchgeführt wird, und dessen Finanzierung der Lions-club unterstützt.

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