Eine Alternative zu diesem Schritt sah die Firmenchefin allerdings nicht. Die Gründe sind vielfältig – und hätten nichts mit der in Deutschland und Europa ohnehin aktuell schwierigen wirtschaftlichen Lage zu tun. „Das wäre zu kurzfristig gedacht. Nein, man muss ehrlich sagen, dass wir in Meinerzhagen seit Jahren Defizite machen. Mit dem Gedanken, das Haus zu schließen, beschäftigen wir uns daher leider schon seit Längerem“, sagte Christine Gassmann-Berger am Freitag.
Der immer weiter sinkende Absatz führte bereits 2017 dazu, dass Gassmann das Untergeschoss schloss, womit ein Drittel der Verkaufsfläche gestrichen wurde – auch, weil die Etage nur durch eine Treppe und damit für ältere Kunden nur schwer zu erreichen war. „Die Kosmetikabteilung haben wir dann auch schnell aufgegeben, als Rossmann nebenan eröffnete“, erinnert Gassmann-Berger. Darüber hinaus fügen immer mehr Kunden die Ware lieber einem virtuellen Warenkorb zu anstatt im heimischen Handel zuzugreifen. Kurzum: Der Trend war eindeutig.
Aktuelle Entwicklungen seien allerdings weitere Tropfen, die das Fass zum Überlaufen gebracht haben, wie Christine Gassmann-Berger betont. „Natürlich beschäftigen uns derzeit die Energiekosten. Hinzu kommt jetzt auch noch die Sperrung der A45 und derzeit sogar der B54. Ich merke das doch selber: Bin ich früher von Witten in 45 Minuten in Meinerzhagen gewesen, brauche ich jetzt mindestens eine Stunde und 15 Minuten. Hier wird eine ganze Region abgehängt“, sagt Gassmann-Berger, die auch die städtischen Planungen für die Stadthalle mit Einzelhandelsflächen kritisch sieht. „Das wäre dann noch ein weiterer Aspekt, der uns das Leben nicht leichter gemacht hätte.“
Folgen hat das Aus nicht nur für die Mitarbeiterinnen, sondern auch für die Kunden, die das große Angebot des „Kaufhauses alter Schule“ zu schätzen wussten – und auch für die Stadt. Ab spätestens April 2023 stehen – Stand jetzt – 800 Quadratmeter Verkaufsfläche auf drei Etagen leer. Eine Nachfolge? Nicht in Sicht, sagt Christina Gassmann-Berger.
„Einen Makler habe ich längst an der Hand“, sagt sie, Gespräche mit der Wirtschaftsförderung und auch der Meinerzhagener Bau-Gesellschaft sollen aber folgen. „Vor diesem Schritt habe ich natürlich auch jemanden gesucht, der das Geschäft einfach weiterführen will. Da findet sich aber keiner – was angesichts der Lage im Einzelhandel verständlich ist. Aber ich kann mir auch andere Nutzungen des Gebäudes gut vorstellen“, sagt die Wittenerin, die eben nicht nur Inhaberin des Geschäfts Gassmann ist, sondern auch des markanten Gebäudes an der Hauptstraße.
„Ich bin offen für alternative Nutzungsformen. In der oberen Etage könnten zum Beispiel auch Wohnungen entstehen, unten Einzelhandelsflächen bleiben. Darum müsste sich dann aber ein externer Projektentwickler kümmern.“