1. come-on.de
  2. Volmetal
  3. Meinerzhagen

Pilotprojekt im Test: Der BEA-Bus in Meinerzhagen 

Erstellt:

Von: Simone Benninghaus

Kommentare

Mobilität auf dem Land: Dank Bea ist dies jetzt in den Dörfern der ehemaligen Gemeinde Valbert möglich, wie beispielsweise in Eseloh. Die Hinweisschilder haben sich hier allerdings schon abgelöst. Die Test-Tour funktionierte dafür tadellos.
Mobilität auf dem Land: Dank Bea ist dies jetzt in den Dörfern der ehemaligen Gemeinde Valbert möglich, wie beispielsweise in Eseloh. Die Hinweisschilder haben sich hier allerdings schon abgelöst. Die Test-Tour funktionierte dafür tadellos. © Benninghaus

Eine Bushaltestelle in Eseloh – das hätte früher viele Fußwege und elterliche Taxifahrten erspart. Jetzt gibt es gleich zwei Haltepunkte im früheren 17-Häuser-Heimatort, einer ist oben, der andere unten im Dorf. Dieser ist heute das Ziel – mit Bea. Eine Testfahrt.

Meinerzhagen – Seit zwei Wochen sind die beiden Shuttle-Busse für die Fahrten auf Anforderung unterwegs, pendeln seitdem zwischen Meinerzhagen und Valbert, und steuern auch die Dörfer an, in denen bisher noch nie ein Bus gesichtet wurde. Ob Pütthof oder Imhausen – kein Örtchen ist zu klein. Flexible Mobilität „auf dem Dorf“, das ist das Konzept für das bis Ende kommenden Jahres angelegte Projekt, das vom Land NRW gefördert wird.

Als der „On-Demand“ (auf Anfrage) Service angekündigt wurde, klang der Name noch etwas sperrig und theoretisch. Jetzt wird es praktisch mit dem Bea-Bus (Bestellen – Einsteigen – Ankommen).

Start...

Ob tatsächlich alles so unkompliziert klappt? Die Neugierde steigt mit der Buchung. Dazu lädt die App nach der Registrierung ein. „Wann möchtest Du fahren?“ wird der potenzielle Gast gefragt. Wunschdatum und Uhrzeit können im nächsten Schritt eingegeben werden, und nachdem unbeabsichtigt ein Tag im zurückliegenden Monat März eingetippt wird, beweist der virtueller Helfer Humor: „Wir können leider (noch) keine Zeitreisen“, antwortet die App. Schnell das Datum korrigiert und weiter geht es mit der Startadresse. Auf einer Karte wird angezeigt, dass für die eingegebene Adresse kein Service verfügbar ist. Irritation. Eine Bushaltestelle ist schließlich in der Nähe. Die Landkarte, die auf dem Handy zu sehen ist, durchzieht eine hellgraue Spur – hier gilt der On-Demand-Service, und sobald der virtuelle Startpunkt per Touchscreen in den hellgrauen Bereich gezogen wird, wird hier auch eine Startadresse akzeptiert. Mein Finger landet auf der virtuellen Karte Unterm Hestenberg. Diese Straße liegt auch in der Realität nur wenige Meter von meiner eigentlichen Adresse entfernt. Zum Immecker Grund oder Zum Eickenhahn wären weitere Möglichkeiten gewesen. Als Start gilt für diese Straßen die Haltestelle „Stadion“ an der Oststraße.

Dass einfach die nächste mögliche Haltestelle in meiner Startwunsch-Nähe angezeigt wird, egal, wo ich bin, wäre praktischer, finde ich.

Die MVG erklärt dazu, dass für die Bea-Haltestellen ein Erfassungsbereich per Fußweg von zehn Minuten im System hinterlegt wurde. Nachbesserungen seien hier gegebenenfalls noch erforderlich.

... und Ziel

Bei der Zieladresse erscheinen die beiden möglichen Haltepunkte in Eseloh. Ein weiterer Klick und eine passende Fahrt wird gesucht. Die angezeigte Verbindung weicht eine knappe viertel Stunde von der Wunschzeit ab, dafür ist zu sehen, wie viele Minuten Fußweg es bis zur Haltestelle sind und wann die voraussichtliche Ankunftszeit am Zielort sein wird. Um 14.32 Uhr soll es los gehen. Zwischen 14.47 und 14.57 Uhr soll die Ankunft sein.

Kurz vor dem Start meldet sich Bea per App: „Wir freuen uns auf Dich.“ Danke, gleichfalls.

An der Haltestelle suche ich vergeblich nach dem roten Bea-Zeichen. Witterungsbedingt und aufgrund des Arbeitsaufwandes konnten noch nicht alle Schilder angebracht werden. Dass die Route entlang der B 54 führen wird, kann ich aber in der App sehen. Sie teilt mir in einer weiteren Nachricht mit, dass Bea sich verspäten wird. Neue Startzeit: 14.39 Uhr. Kein Problem. Um 14.40 Uhr taucht der weiß-rote Sieben-Personen-Bus schließlich auf. Einsteigen – es geht los!

Individuelle Buchung

Zwei weitere Fahrgäste sind bereits an Bord und beide berichten übereinstimmend, dass sie den Angebotsbus praktisch finden. Für Birgit Wrede ist es die erste Fahrt, die sie heute von Meinerzhagen nach Sinderhof chauffiert. Bis nach Nordhellen muss sie noch laufen. „Aber das wäre bei einem normalen Linienbus nicht anders.“ Dass Bea individuell gebucht werden kann, sei ein großer Vorteil, sagt sie.

Das meint auch meine Sitznachbarin, die nach Valbert gebracht werden möchte. Die Haltestelle Auf der Hardt liegt nur wenige Meter von ihrem Haus entfernt – auch das ist Service. Für die Valberterin ist es bereits die zweite Fahrt mit Bea. Mit ihrem Mann ist sie vor einer Woche schon von Valbert nach Hösinghausen gefahren. „Normalerweise hätten wir dahin auch laufen können, aber es hat an dem Tag so geregnet“, erzählt sie. Im April ist das Angebot während der Einführungsphase noch kostenlos. Dass danach der normale Busticketpreis gezahlt werden muss, sei vollkommen in Ordnung: „Ich finde es toll, dass man auch kurzfristig buchen kann. Ich habe angerufen und eine Stunde später war der Bus schon da.“

Um abends zu Freunden fahren zu können und später wieder zurück, könne Bea prima bestellt werden, steht für sie fest. „Dann muss niemand fahren.“ Sie werde Bea öfter buchen, verabschiedet sich die Valberterin bei Busfahrer Walter Assmann.

Für den Attendorner ist es heute Premiere. Er hat seine erste Schicht für den Anbieter Clever-Shuttle. „Mir war langweilig zuhause“, erzählt der Rentner, daher werde er künftig zweimal wöchentlich als Bea-Busfahrer unterwegs sein. Den für diese Tätigkeit notwendigen Personenbeförderungsschein könne er ebenso vorweisen wie Ortskenntnis aufgrund seiner früheren beruflichen Tätigkeit, sagt Assmann und lacht: „Trotzdem lerne ich jetzt das Sauerland noch einmal kennen.“ Zumindest den Teil zwischen Volme und Lister.

Stopps nur an den Haltepunkten

Welche Routen er fahren muss, wird Walter Assmann auf dem Display seines am Armaturenbrett installierten Handys angezeigt. An die Routen müsse man sich halten, erklärt er, daher sei es auch nicht möglich, einen Fahrgast bis zur Haustür zu bringen. Gestoppt werden darf nur an den ausgewiesenen Haltepunkten.

Per Handy sieht Walter Assmann auch, wer sein nächster Gast sein wird. Von der Zentrale aus wird seine Fahrt geplant, die ihn jetzt zum ersten Mal nach Eseloh führt – nicht nur als Busfahrer. „Hier war ich noch nicht“, staunt der Attendorner, als Bea um 15.01 Uhr das Ziel erreicht. Viel schneller wäre die Fahrt von Meinerzhagen auch mit dem Auto nicht möglich gewesen.

Auch für mich war es heute Premiere. Noch nie bin ich direkt vom Dorf mit dem Bus los gefahren oder hier angekommen. Dank des flexiblen Angebots ist diese Mobilität auf dem Land jetzt möglich ist, und zwar dann, wenn es gewünscht wird. Walter Assmann fährt an diesem Tag sogar noch ein weiteres Mal in das kleine Dorf nahe Hunswinkel, um einen Passagier abzuholen, außerdem nach Wormgermühle, Windebruch und bis zum Haltepunkt an der Nordhelle. Bis Mitternacht wird er noch eine Reihe von weiteren Fahrgästen übers Land chauffieren.

„Wir hoffen, du hattest eine angenehme Fahrt“, bedankt sich Bea später per App. Danke! Gerne wieder!

Per App und Telefon

Die Bea-Busse stehen montags bis freitags von 5 bis 24 Uhr sowie an Wochenenden und Feiertagen von 7 bis 24 Uhr zur Verfügung. Wer einen Bea-Bus anfordern will, kann das telefonisch (0800/ 3 50 40 40) oder per Bea-App tun. Bezahlt werden kann über die App mit Kreditkarte, per Lastschriftverfahren oder Paypal sowie – bei telefonischer Buchung – im Bus mit der Girokarte. Bis zum 30. April ist das Angebot kostenlos, danach decken sich die Preise mit dem normalen Busverkehr.

Auch interessant

Kommentare