„Ewigkeitschemikalie“ in der Lister gemessen

Welche Gefahr geht von PFAS für die Meinerzhagener Trinkwasserversorgung aus? Auf einer Landkarte über PFAS-Belastungen in ganz Deutschland wird auch die Lister im äußersten Süden Meinerzhagens als belastet ausgewiesen.
Meinerzhagen – Als einer von insgesamt 1500 Orten in ganz Deutschland. 43 Nanogramm pro Liter wurden hier gemessen – mehr als anderswo, aber noch immer ein vergleichsweise niedriger Wert. Und: Er ist alt. Die letzte Messung fand im Jahr 2011 statt. Sorgen müssen sich die Meinerzhagener deshalb aber nicht machen, wie Stadtwerke-Geschäftsführer Michael Berkenkopf betont.
„Das Thema ist durch die Aufnahme der Stoffe in die Trinkwasserschutzverordnung natürlich auch für uns wichtig“, sagt Berkenkopf. Aber nicht nur der geringe Wert biete keinen Grund zur Sorge, sondern auch der Ort der Messung. „Die Lister und die Listertalsperre spielen für die Trinkwasserversorgung in Meinerzhagen keine Rolle“, erklärt der Stadtwerke-Geschäftsführer.
Stadtwerke-Chef: Keine Gefahr für Meinerzhagens Trinkwasser
Die Meinerzhagener würden nämlich mit Trinkwasser aus der Fürwiggetalsperre versorgt – was auf den ersten Blick bei Auswertung der PFAS-Recherche ebenfalls problematisch sein könnte. Denn: Auch die Verse, deren Wasser in die Fürwiggetalsperre fließt, taucht in der Liste belasteter Gewässer auf. Doch hier können die Stadtwerke Lüdenscheid Entwarnung geben, denn: „Die Messstelle liegt etwa acht Kilometer flussabwärts der Versetalsperre und damit unterhalb der Mündung des Schlittenbachs in die Verse“, wie Alexander ten Hompel, Stabsabteilungsleiter Marketing/Kommunikation der Stadtwerke in Lüdenscheid betont.
Auch Verse betroffen - aber mit noch geringerem Wert
Und an der Verse war der Messwert aus dem Jahr 2020 noch niedriger als in der Lister: Dort betrug er nur 18 Nanogramm pro Liter. Als Quelle für die Belastung komme die kommunale Kläranlage Lüdenscheid Schlittenbachtal infrage, so ten Hompel weiter. Bei der dort gemessenen PFAS-Verbindung handele es sich um Perfluorbutansäure (PFBA). 2021 seien vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) keine Messungen auf PFBA durchgeführt worden, sagt ten Hompel. „Die Messungen aus den Vorjahren zeigen eine fallende Tendenz.“ Wie die in Lister und Verse gemessenen Werte einzuschätzen sind, zeige indes auch der Leitwert des Umweltbundesamtes für PFBA im Trinkwasser: Der liege bei 7000 Nanogramm pro Liter und damit fast 163-mal höher als der in der Lister gemessene Wert.
Dass den Stadtwerken die Diskussion um den Wert nicht lästig sei, unterstreicht auch Meinerzhagens Stadtwerke-Chef Michael Berkenkopf. Man müsse im Sinne der Gesundheit das Thema ernst nehmen. Und Alexander ten Hompel sagt: „Im Interesse aller Trinkwasserkunden ist es erforderlich, im Sinne des in Deutschland geltenden Multibarrierenprinzips aus möglichst unbelasteter Herkunft Rohwasser für die Trinkwasseraufbereitung heranzuziehen. Das dient auch dem Gewässerschutz.“
Ruhrverband prüft regelmäßig
Die Verse sei Teil des Ruhreinzugsgebietes. Dieses werde vom Ruhrverband monatlich an 13 strategischen Messstellen unter anderem auf PFAS untersucht und im jährlichen Ruhrgütebericht veröffentlicht. Klar sei dabei aber auch, dass es eine PFAS-Nullkonzentration – wie bei allen schwer abbaubaren organischen Mikroverunreinigungen – in den Gewässern schon wegen der diffusen Eintragspfade nicht geben könne, solange diese Stoffe irgendwo in der Umwelt sind beziehungsweise in die Umwelt eingebracht werden.