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Hohe Verkehrsbelastung: Anwohner wollen Tempo 30 in Wiebelsaat

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Von: Thilo Kortmann

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Die Anwohner möchten eine Tempo-30-Zone für Wiebelsaat
Die Anwohner möchten eine Tempo-30-Zone für Wiebelsaat. Seit der Brückensperrung klagen sie über den zugenommenen Verkehr auf der L694, die durch die kleine Ortschaft führt. Das Meinerzhagener Ordnungsamt hat angekündigt, ein Seitenradarmessgerät zu installieren. © Kortmann, Thilo

Die Auswirkungen der Sperrung der A45 bei Lüdenscheid reichen bis nach Wiebelsaat.

Meinerzhagen – Wiebelsaat ist eine kleine, beschauliche Ortschaft zwischen Kierspe und Meinerzhagen. Durch die führt die L 694 – und seitdem die Rahmedetalbrücke gesperrt wurde, hat Anwohnerin Carola Eckert Veränderungen wahrgenommen.

„Es ist jetzt viel mehr los auf der Straße. Lkw, Holztransporter, Motorradfahrer und Autos, die viel zu schnell fahren“, sagt Eckert. Richtig aufgefallen sei es ihr aber auch erst, seitdem sie einen Hund besitze und mit dem regelmäßig Gassi gehe, sagt sie und lächelt. Eckert hat sich daraufhin bei weiteren Anwohnern und Nachbarn umgehört, ob sie dieselben Beobachtungen gemacht hätten. Und siehe da: Schnell war eine Nachbarschaftsgruppe aus rund 15 Anwohnern gefunden, die nur eines will: Ein Signal, ein Zeichen wie eine Tempo-30-Zone, um den Autofahrern zu zeigen, dass Wiebelsaat nicht der Wilde Westen ist.

Potenzial, sich zum Unfallschwerpunkt zu entwickeln

„Auch in Wiebelsaat sollte man vorsichtig fahren. Hier sind Schulkinder und Spaziergänger unterwegs. Es gibt keinen Bürgersteig“, sagt Carola Eckert. Der Ort dürfe sich auf keine Fall zu einem Unfallschwerpunkt entwickeln. Potenzial dafür gebe es: die schmale Straße, enge Kurven, fehlende Gehwege.

Rund 500 Menschen leben in Wiebelsaat. Dazu gehört auch Bodo Zastrow, der sich Carola Eckert ebenfalls angeschlossen hat. Auch er ärgert sich über die Zustände und hat bemerkt, dass seit der Brückensperrung plötzlich viel mehr Verkehr im Dorf unterwegs ist. „So 10 bis 15 Holztonner fahren hier mittlerweile täglich durch.“ Auch ein Kind sei schon angefahren worden, sagt Zastrow.

Beliebte Strecke für Motorradfahrer

Extrem sei auch die Zahl der Motorräder geworden, auch weil ausgerechnet die L694 eine ausgewiesene Motorrad-Wanderstrecke sei, weiß der Wiebelsaater. Und auch die Trecker führen hier schneller als erlaubt. Heikel sei auch die Situation an der Bushaltestelle, wenn die Schulkinder dort aus- und einstiegen. „Ich habe da schon viele brenzlige Situation gesehen, wenn Autofahrer extrem abbremsen müssen, weil Schulkinder die Straße überqueren“, sagt Zastrow.

Vor 22 Jahren ist Antje Lellwitz nach Wiebelsaat gezogen. „Ich dachte damals eigentlich, dass es hier idyllisch und ruhig zugeht“, sagt Lellwitz. Jetzt sei der Verkehr seit einem Jahr mal noch mal stärker, die Autos schneller geworden, fügt sie hinzu.

Vertreter der Stadt wollen Geschwindigkeit messen lassen

Um die Stadt Meinerzhagen mit ins Boot zu holen, wurden Monika Hofmann und Jens Krahmer vom Ordnungsamt kontaktiert. „Wir möchten nicht gegen die Stadt agieren, sondern mit ihr zusammen“, betont Carola Eckert. Die Stadt sei ja nicht der Gegner, „sondern der Verkehrsteilnehmer, der sich nicht an die Regeln hält, der viel zu schnell fährt“, betont Eckert

Bei einer ersten Begehung des Wiebelsaater Brennpunktes bewerten Hofmann und Krahmer die Problemzonen. Erstes Fazit von Monika Hofmann: „Wiebelsaat ist kein Unfallschwerpunkt“, sagt die Verwaltungsmitarbeiterin. Ein Unfallschwerpunkt sei ein Ort nur, wenn drei Unfälle in kurzer Folge hintereinander stattgefunden hätten. Das seien die Vorgaben der Kreispolizei und nicht die der Stadt Meinerzhagen.

Schulkinder ohne Busticket nutzen in Wiebelsaat häufig die schmale Straße ohne Gehweg, um zu der Schule in rund drei Kilometern Entfernung zu gelangen.
Schulkinder ohne Busticket nutzen in Wiebelsaat häufig die schmale Straße ohne Gehweg, um zu der Schule in rund drei Kilometern Entfernung zu gelangen. © Kortmann, Thilo

Aber auch im Fall der Definition als Unfallschwerpunkt sei dies keine Garantie, dass seitens des Märkischen Kreises und Straßen.NRW überhaupt Maßnahmen durchgeführt würden. Schließlich handele es sich hier um eine Landstraße, die für dementsprechend viel Verkehr vorgesehen sei, erklärt Hofmann. „Aber ich verstehe Frau Eckert, wenn sie sagt, dass Wiebelsaat nicht erst zum Unfallschwerpunkt werden soll. Dass sie frühzeitig handeln will“, so Monika Hofmann.

„So was hilft uns doch weiter“

Deshalb kündigten Hofmann und Krahmer Unterstützung an, indem ein Seitenradarmessgerät angebracht wird. „Das Seitenradarmessgerät misst die Geschwindigkeit der Autos, ohne sie genau zu erfassen. Es dient lediglich der statistischen Messung“, erklärt Hofmann. Man spreche dabei vom sogenannten V85-Wert. Dieser Wert ergebe sich aus der Geschwindigkeit, die von 85 Prozent der gemessenen Fahrer eingehalten und von 15 Prozent überschritten werde. Installiert werde dieses Seitenradarmessgerät immer eine Woche lang. Anschließend würden die Ergebnisse ausgewertet und an die Kreispolizei sowie Straßen.NRW weitergeleitet.

Auf Begeisterung stieß das Messgerät bei Anwohnerin Carola Eckert. „Genau so etwas hilft uns doch weiter. Es ist der erste richtige Schritt in die richtige Richtung“, sagte die Meinerzhagenerin. Außerdem würden die Daten dabei helfen zu sehen, ob man die Verhältnisse nicht doch zu emotional sehe.

Wenn die Daten zeigten, dass gar nicht zu schnell gefahren würde, dann habe man sich diesbezüglich eben getäuscht.

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