An der Gesamtsituation stört sich auch der Meinerzhagener Grünen-Fraktionschef Karl Hardenacke. „Leider ist Meinerzhagen nun komplett vom Bahnverkehr abgeschnitten“, bedauert er. „Bis Januar 2023, wenn es denn stimmt, ist nun auch die RB 25 Richtung Köln wegen einer Brückenerneuerung komplett eingestellt. Die RB 52 ist ja schon bis auf unbestimmte Zeit, wegen der Hochwasserschäden, eingestellt“, so Hardenacke weiter. Was der Grünen-Fraktionschef befürchtet: „Auf beiden Strecken kann durch marode Bahnbrücken die Verbindung jederzeit wieder zum Erliegen kommen.“
Bereits im Jahr 2017 hatte Hardenacke bei einem Treffen anlässlich der Fertigstellung des Bahnhofs in Brügge einen Vertreter der Bahn auf den Zustand der Brücken der Linien RB 25 und RB 52 angesprochen. Was der Meinerzhagener da erfuhr, lässt Böses erahnen: Der Bahnsprecher teilte ihm mit, dass die alten Brücken über die Zeit erneuert werden müssten und dann ein Ersatzverkehr eingerichtet würde. „Das bedeutet, dass über Jahre der Bahnbetrieb immer wieder unterbrochen wird“, klagt Hardenacke. „Es ist doch schwer nachvollziehbar, dass man Schienen und Signaltechnik erneuert, Bahnhöfe baut und es bei den Brücken keine Sanierung gibt.“ Hardenackes schlimmste Befürchtung ist, dass später konstatiert werde, dass die Menschen die Bahn nicht annehmen würden.
Karl Hardenacke erklärt: „Bei den Brücken ist die Fragestellung vielschichtig, wie der Zustand aktuell ist, welche Brücken wann und wie saniert werden müssen, ob nicht mehrere Brücken in einem Zeitfenster erneuert werden können, ob Hilfsbrücken möglich sind und ob nicht zeitgleich Ausweichstellen geschaffen werden können, damit Meinerzhagen nicht wegen Verzögerungen bei der RB 25 ausgelassen wird.“ Für ihn sei wichtig, dass die Pendler nicht im Unklaren gelassen werden sollten. Sie müssten wissen, worauf sie sich zukünftig einstellen müssten. Hardenacke spricht in diesem Zusammenhang auch von eher schlechten Erfahrungen in Sachen Schienenersatzverkehr.
Negative Erfahrungen macht der Meinerzhagener Ratsherr hautnah weil seine erwachsenen Kinder sowohl die RB 52 aus Dortmund und Münster kommend beziehungsweise die RB 25 aus Köln kommend nutzen. „Ich bin dann in Bereitschaft, sie aus Rummenohl, Hagen oder Dieringhausen mit dem Pkw abzuholen.“ Hardenackes haben sich weiter kundig gemacht und wollen aus Richtung Dortmund kommend die Lenne-Strecke nutzen, dann mit Abholung in Attendorn.
Und was sagt die Bahn zu diesem Dilemma? Nach fast fünf Wochen gibt es von der Pressestelle Düsseldorf schriftlich eine Antwort auf die Frage, wie viele Brücken zwischen Köln und Lüdenscheid von einer möglichen Erneuerung oder Sanierung betroffen sind.
„Nach jetzigem Sachstand sind es bis 2030 noch rund ein Dutzend Brücken im Zuge des Verlaufs der RB 25 von Köln nach Lüdenscheid, die erneuert werden müssen“, erklärt ein Bahnsprecher. Dabei könne es sich jedoch gegebenenfalls auch um sogenannte Durchlässe handeln, wo zum Beispiel kleine Bäche oder Ähnliches unter der Bahnstrecke durchgeleitet werden. „Ob und in welchem Umfang es durch die Bauarbeiten an den Brücken Sperrungen der Bahnstrecke geben wird, können wir derzeit nicht sagen“, heißt es abschließend in der Antwort.