Vor der Kirche St. Marien steht eine Flagge mit der Aufschrift: „Kirche ist offen.“ Auch im übertragenen Sinne muss die Kirche offen sein, findet der Pfarrei-Leiter. Er sagt aber auch: „Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein.“ Damit sind aber gewiss nicht die unterschiedlichen Sexualitäten gemeint. Dazu hat er eine klare Meinung, nämlich, dass sich der Mensch zum einen nicht als Richter aufspielen darf und zum anderen, dass die größte Sünde der Menschen es ist, nicht zu lieben.
Der Pfarrer, der gebürtig aus Kierspe kommt, ist weltoffen, wie er sagt. Geprägt hat ihn vor allem die lange Zeit, die er nicht im Sauerland verbracht hat. 35 Jahre lebte er vor allem im Ruhrgebiet. Er studierte in Bochum und Bonn Theologie und war Diakon, Kaplan und Pastor in Duisburg, Oberhausen, Mülheim an der Ruhr und Essen.
Den Gottesdienst in einer Kirche in Essen besuchte auch immer wieder mal ein Transvestit, „so nennt man ihn, glaub ich“, fügt der Pfarrer hinzu. Und der Mann in Frauenkleidung wurde von allen akzeptiert. Kroschewski erinnert sich, wie er ihm die Hostie in die Hände gab, was aufgrund der langen, lackierten Fingernägel nicht so einfach war. Niemals käme der Pfarrer auf die Idee, Menschen, die scheinbar anders sind, zu verurteilen. Im Gegenteil. Doch die Katholische Kirche hat ein Problem. Das weiß der Pfarrer nur zu gut und bedauert die Entwicklung.
Sein Wechsel in die Pfarrei Meinerzhagen, Kierspe und Valbert vor drei Jahren kam einem Heimspiel gleich, schrieb damals das Bistum Essen. Heimat aber, sagt Kroschewski ist eine Illusion. Nach all den Jahren hat er sich verändert. Seine Heimat ist heute ein anderer Ort, auch wenn viele Menschen sich oft – anders als er – leider nicht verändert haben. Viele hätten es nicht geschafft, die Stadt zu verlassen. Dabei ist es so wichtig, „um den Horizont zu erweitern“, sagt der Gläubige.
Dass in der Gemeinde Immaculata mehr Beerdigungen als Taufen stattfinden, ist kein neues Phänomen. Der Rückgang von Mitgliedern, gerade in der Katholischen Kirche, ist seit vielen Jahren zu beobachten. Auch die Missbrauchsfälle in der Katholischen Kirche spielen dabei eine Rolle. „Wir müssen mit einem Vertrauensverlust leben“, sagt Pfarrer Peter Kroschewski dazu. In seiner Zeit als Pfarrer in Meinerzhagen hatte er dazu klar Stellung bezogen: „Wütend bin ich auf die Missbrauchstäter, die ihre Vertrauensstellung ausgenutzt haben und auf die Verantwortlichen, die dem nicht konsequent begegnet sind. [...] Der Vertrauensverlust, der durch die Missbräuche und die darauffolgenden Vertuschungen durch Verantwortliche unserer Kirche begründet liegt, machen es den Priestern und anderen in der Verkündigung stehenden Hauptamtlichen fast schon unmöglich, diese gerade für unsere Zeit wichtige Aufgabe zu erfüllen.“ Als Aufgabe versteht der gebürtige Kiersper, den Menschen Gott nahe zu bringen. Für ihn ist es gar eine Berufung und Fügung Gottes. Genauso sieht er als Fügung, dass er jetzt geht.
Im Juni wechselt er in die Pfarrei St. Marien in Schwelm, Ennepetal und Gevelsberg. Und er geht im Guten, wie er betont. Er blicke auf eine kurze, aber schöne Zeit in der Pfarrei St. Maria Immaculata zurück und geht nicht im Zorn, wie er sagt. Die Vermutung könne aufkommen, weil drei Jahre eine kurze Zeit sind, erklärt der Pfarrer. „Die Kirche ändert sich und deshalb gehe ich“, sagt er im Gespräch. Gemeint sind interne Strukturen. Nicht mehr jede Pfarrei habe auch einen Pfarrer. Auch die Kirche hat einen Personal- und Nachwuchsmangel, erklärt Kroschewski. So gebe es in Altena mittlerweile eine Pfarrbeauftragte, aber keinen Pfarrer mehr.
Wie es genau in der Pfarrei Immaculata weitergeht, wird sich zeigen. Mit dem Bistum Essen werden dazu Gespräche geführt. Über die zukünftige Leitung der Pfarrei werden die Verantwortlichen im Bischöflichen Generalvikariat mit den Verantwortlichen in der Pfarrei in Kürze Kontakt aufnehmen, weiß der Pfarrer. Peter Kroschewski vertraut darauf, dass die beste Entscheidung für alle getroffen wird. „Die Kirche wandelt sich – auch im Sauerland“, sagt der 58-Jährige. Und das sei auch gut so.
Er bedankt sich bei allen, die konstruktiv und guten Willens mit ihm zusammengearbeitet haben und bittet die Gemeindemitglieder um zwei Dinge: „Bleiben Sie weiterhin der Pfarrei St. Maria Immaculata treu und seien Sie so Zeuginnen und Zeugen der frohen Botschaft hier im märkischen Sauerland.“
Im Juni wird Pfarrer Peter Kroschewski als Pastor in die Pfarrei St. Marien in Schwelm wechseln. Der Termin für seine letzte Messe in Meinerzhagen wird noch frühzeitig bekanntgegeben.