Der Universalgelehrte, Prediger und Pädagoge wurde am 1. März 1765 in Meinerzhagen geboren, eröffnete hier die erste Höhere Schule und sein „königliches Pädagogium“ – nicht irgendwo, sondern in der alten Villa im Stadtpark. Zu dem Nachfolge-Gebäude pflegt Holger Weyland bekanntlich eine besondere Beziehung: Befand sich die „neue“ Villa, wie wir sie heute kennen, doch von 1877 bis 2014 im Besitz der Familie Weyland. Warum das außergewöhnliche und vom preußischen Ministerium seinerzeit als „beste Schule im Departement Kleve-Mark“ gelobtes Schulkonzept Bährens‘ in Meinerzhagen allerdings keine vier Jahre Bestand haben sollte, wollte Holger Weyland genauer erforschen. Dabei konnte er auf Material des Stadtarchivs Schwerte zurückgreifen, denn: Nach dem Aus des Pädagogiums wechselte er in die Stadt an der Ruhr, wo er am 16. Oktober 1833 auch verstarb. „Meine Ausgangsfrage geht nun dahin, warum dieses außergewöhnliche Schulkonzept, mit dem ich mich ganz besonders befasst habe, an diesem ungewöhnlichen Ort in der Schmiemicke in Meinerzhagen scheiterte“, stellt Holger Weyland den Ausgangpunkt für sein neues Buchprojekt vor.
Beim Durcharbeiten der Schwerter Biografie sei ihm sofort aufgefallen, dass der Biograf Gerhard Hallen mit seinen Ausführungen über die Meinerzhagener Zeit von Bährens oftmals daneben gelegen habe und sich in Spekulationen verlaufen habe. „Das Besondere für mich an dieser Meinerzhagener Geschichte: dass der Vater von Bährens, ein Mann der Kirche und Leiter der Kombinatsschule in der Kirchstraße, der größte Gegner seines ambitionierten Sohnes und des Pädagogiums war. Die Auseinandersetzungen gipfelten in einem langen Schreiben des Vaters an den preußischen König, die Schule seines Sohnes in Meinerzhagen unbedingt zu verhindern, nicht genug damit auch noch die geplante Hochzeit seines Sohnes mit Christina Elisabeth Charlotte Weyland, der Tochter des Akzise-Inspektors und Bürgermeisters von Meinerzhagen, Johann Theodor Weyland, der Urgroßvater meines Vaters.“ Diese Auseinandersetzungen hätten sich über die gesamte Pädagogiums-Zeit hingezogen – mit einer teilweise erschreckenden Intensität. „Der Schriftverkehr hierzu liegt glücklicherweise vor und zeigt, dass Bährens nicht nur von seinem Vater, sondern vor allem auch von der Kirche wegen seiner kritischen Predigten bekämpft wurde. Sein Schwiegervater als Bürgermeister schwieg zu diesen Auseinandersetzungen“, sagt Holger Weyland.
Für ihn steht fest, dass auch die Stadt die Kompetenzen von Christoph Friedrich Bährens, wie er geläufiger genannt wird, auch in Sachen Stadtentwicklung nicht erkannte und „deshalb dieses Projekt gar nicht verdient hatte“. Neben diesen Auseinandersetzungen geht es immer auch um Meinerzhagen selbst, so etwa in Bährens´ erster großen Publikation, der „Beschreibung der Stadt Meinerzhagen“, in der vor allem seine sehr kritischen Anmerkungen zur Stadtwerdung von Interesse sind. Meinerzhagen-Archivar Eduard Fittig stellt mit seiner Schrift von 1910 die Schmiemicke (Park und Villa) vor, „deren Geschichte und die interessanten Personen, die dort lebten und aufwuchsen, führte ich fort“, so Weyland. Die vielen Aspekte der Stadtentwicklung, die in Meinerzhagen verpasst, in Schwerte dagegen mit größten Erfolg umgesetzt wurden, zeigten noch einmal das Ausmaß dieser Entwicklung.
Die Auseinandersetzung mit dieser Zeit ist ab diesem Mittwoch nachzulesen in einen neuen Buch Holger Weylands, das unter anderem auch im Schwerter Buchhandel gemeinsam mit dem Leiter des dortigen Bährens-Gymnasiums, der Stadtarchivarin und dem Autor selbst vorgestellt werden soll.