Enervie zieht Bilanz: Hohe Preise, hoher Gewinn

Während die Endverbraucher mit horrenden Energiekosten konfrontiert sind, fahren die Versorger mitunter hohe Gewinne ein – und die Enervie-Gruppe macht da keine Ausnahme, wie am Dienstag im Rahmen der Bilanzvorstellung für das vergangene Jahr deutlich wurde.
Märkischer Kreis – Mit einem Ergebnis vor Steuern in Höhe von 53,3 Millionen Euro lag man 6,1 Millionen Euro über dem bereits guten Vorjahresergebnis. Und davon profitieren die Anteilseigner – vor allem Kommunen: Vorstandssprecher Erik Höhne kündigte eine Dividendenausschüttung in Höhe von 14 Millionen Euro an und damit in derselben Höhe wie im vergangenen Jahr.
Dass es trotz Gewinnsteigerung nicht mehr ist, erklärte er mit einer längst nicht ausgestandenen Krise. „Es ist wichtig, auch in diesen Zeiten Vorsorge zu treffen. Wir haben sicher noch einige Herausforderungen zu bewältigen“, so Höhne, für den die Unternehmensliquidität von immer höherer Bedeutung ist. „Es wäre daher das falsche Signal, die Dividende zu erhöhen“, sagte der Vorstandssprecher und betonte, dass der Aufsichtsrat, der sich am Montagabend getroffen hatte, dies genauso sehe.
„Robustes“ Geschäftsmodell und Einmaleffekte
Aber wie lässt sich ein hoher Gewinn mit den steigenden Energiepreisen vereinen, wenngleich man diese „durch eine langfristige Beschaffungsstrategie“ nicht zu 100 Prozent an den Endverbraucher habe weitergeben müssen? Erik Höhne verwies am Dienstag nicht nur auf die „Robustheit des Geschäftsmodells“, das sich gezeigt habe, sondern vor allem auf „Einmaleffekte“, die den Ergebniszuwachs geprägt hätten. Dabei spiele etwa der Verkauf einer 20 Hektar großen Teilfläche des Kraftwerksgeländes in Werdohl-Elverlingsen eine Rolle, auf dem ein Gewerbegebiet entwickelt werden soll.
Es ist nicht der Zeitpunkt, die Krise für beendet zu erklären.
Einmaleffekte wie dieser sind es aber auch, die Höhne und seinen Vorstandskollegen Volker Neumann nicht unbesorgt in die Zukunft schauen lassen. Sie gingen im Rahmen der Bilanzvorstellung auf die Energiekrise ein, die unmittelbar auf die Corona-Pandemie folgte und den Markt vor große Herausforderungen stellt.
Die Maßnahmen zur Versorgungssicherheit seien wesentliche Eckpfeiler gewesen, um den Ausfall russischer Gaslieferungen kompensieren zu können. Aber: „Wir hatten einen recht milden Winter 22/23 – entscheidend wird aber der Winter 23/24 sein“, sagte Erik Höhne. „Es ist nicht der Zeitpunkt, die Krise für beendet zu erklären.“
Dass auch die von der Bundesregierung angestrebte „Wärmewende“ nicht spurlos am Energieversorger vorbeigeht, steht außer Frage. „Uns ist wichtig, dass diese technologieoffen passiert“, betonte Erik Höhne, der sich auch eine kommunale Wärmeplanung als Basis für das weitere Vorgehen vorstellen kann. „Es macht zum Beispiel keinen Sinn, irgendwann Wasserstoff zu nutzen, wenn ein Fernwärmenetz unter der Erde liegt.“
Man freue sich zwar, dass der jüngste Gesetzesentwurf des Wirtschaftsministeriums den Wasserstoff mit berücksichtigt. „Was uns aber nicht gefällt ist, dass man das verknüpft mit der Zusage der Netzbetreiber, zu einem Zeitpunkt X eine Wasserstoffleitung bereitzustellen. Das kann kein Betreiber leisten.“