Interview: So erlebt eine Pfarrerin das Fest

Pfarrerin Martina Kämper über die Vorbereitung auf Weihnachten.
Meinerzhagen – Advent ist die Zeit der Erwartung und in der sich die Christenheit auf das Fest der Geburt Jesu Christi vorbereitet. Aber auch an das Weihnachtsfest selbst haben viele Menschen Erwartungen. Dies gilt für das Zusammensein mit der Familie, aber es gilt vielleicht auch für den Besuch in der Kirche. MZ-Redakteurin Simone Benninghaus sprach mit Pfarrerin Martina Kämper über die Vorbereitung auf Weihnachten. Kämper ist seit Juli Pfarrerin zweier Gemeinden, der Evangelischen Kirchengemeinde in Meinerzhagen und der in Valbert.
Frau Kämper, Sie sind jetzt seit einem halben Jahr in den beiden Evangelischen Gemeinden in Meinerzhagen und Valbert tätig. Haben Sie sich gut eingelebt?
Martina Kämper: Ja, das habe ich. Es wurde und wird mir aber auch leicht gemacht, weil die Menschen meiner Familie und mir hier mit ganz viel Offenheit und Freundlichkeit begegnen. Wir fühlen uns wohl. Die Arbeit in den beiden Gemeinden ist sehr erfüllend, das kollegiale Miteinander könnte nicht besser sein, und aufgrund meines Probedienstes in Meinerzhagen in den Jahren 2019 und 2020 ist mir auch schon vieles vertraut.
Zwei Gemeinden, zwei Kirchen – ist es schwierig, zwischen beiden hin- und her zu wechseln?
Das klingt fast ein bisschen nach „hin- und hergerissen“, aber so empfinde ich das nicht. Tatsächlich fühle ich mich beiden Gemeinden gleichermaßen verbunden. Zwar gibt es Tage, an denen ich aufgrund verschiedener Termine mehrfach zwischen beiden Gemeinden pendeln muss, aber diese Wegzeiten nutze ich zur inneren Vor- und Nachbereitung der jeweiligen Treffen oder einfach zur Entspannung.
Der Advent gilt als besinnliche Zeit – das ist er aber in Wirklichkeit für viele Menschen eigentlich gar nicht. Wie sieht das bei Ihnen aus?
Die Adventszeit ist ja ganz ausdrücklich eine Zeit der Erwartung, des In-sich-Gehens und Innehaltens. Da ist es schade, wenn diese Gefühle in intensiven Festvorbereitungen und einer hohen Weihnachtsfeierfrequenz untergehen; denn dann steht plötzlich Weihnachten im Kalender, aber die Seele ist noch gar nicht richtig angekommen. Für Pfarrerinnen und Pfarrer wird die Termindichte in dieser Zeit natürlich auch nicht gerade geringer, wobei ich das nicht als „Zusatzstress“ bezeichnen würde; denn die Begegnungen zum Beispiel bei Andachten, Adventsfeiern, Weihnachtsmärkten und vorweihnachtlichen Konzerten sind sehr bereichernd und einfach nur schön. Trotzdem ist es auch für mich eine Herausforderung, immer wieder für Momente der Ruhe zu sorgen, in denen ich Zeit zum Nachspüren des Erlebten und zur inneren Vorbereitung auf das Fest finde.
An Weihnachten sind die Kirchen voll. Jedenfalls vor Corona war das so. Für viele Menschen gehört der Kirchenbesuch an Heiligabend einfach dazu. Was denken Sie, warum das so ist?
Ich glaube, dass es bei den meisten Menschen mehr ist als bloße Tradition, wenn sie sich auf den Weg in die Kirche machen. „Sehnsucht“ ist vielleicht ein zu großes Wort, aber ich denke, es ist bei sehr vielen schon das Gefühl da, dass Weihnachten mehr bedeutet als Geschenketausch, gutes Essen und mehr oder weniger fröhliche Familienfeiern. Und selbst wenn es bei einigen einfach nur ein schöner Programmpunkt an Heiligabend ist – warum nicht? Wir als Kirche wollen ja nicht nur die offenen Türen und Herzen predigen, sondern sie auch praktizieren. Manchmal liest man Begriffe wie „Weihnachtschristen“ oder „U-Boot-Christen“ – weil sie nur einmal im Jahr auftauchen; das finde ich absolut respektlos – für mich sind das Unworte. Ich freue mich über jede einzelne Person, die den Weg in die Kirche findet, wann, warum und wie häufig auch immer. Im Idealfall nimmt sie aus dem Gottesdienst etwas mit, das sie angerührt hat: ein gutes Wort, eine Begegnung, die Musik.
Wo werden Sie Weihnachten predigen und welche „Botschaft“ möchten Sie den Gottesdienstbesuchern dann mitgeben? Ist die Weihnachtspredigt eine Predigt wie jede andere oder eine besondere, auf die Sie sich besonders vorbereiten?
Ich freue mich darauf, am 24. Dezember um 15 Uhr in Valbert beim Familiengottesdienst mit Krippenspiel zu sein, um 17 Uhr dort die Christvesper zu halten und um 23 Uhr in der Jesus-Christus-Kirche in Meinerzhagen einen weiteren Gottesdienst zu feiern. Um dem biblischen Text und der spezifischen Situation, in die ich hinein predige, gerecht zu werden, bedarf es grundsätzlich einer intensiven Vorbereitung, nicht nur an Weihnachten. Die Predigt an Heiligabend ist allerdings insofern schon etwas Besonderes, als sie zu einem besonderen Fest gehalten wird und natürlich ein besonderes Thema hat. Die Botschaft, die ich den Gottesdienstbesucherinnen und -besuchern mitgeben möchte, ist die Botschaft der Engel aus der Weihnachtsgeschichte. Das Faszinierende ist ja, dass sie zeitlos zu uns spricht; dass sie Fragen und Gefühle anrührt, die damals wie heute Menschen zutiefst bewegen. Es ist eine Botschaft gegen die Angst: Fürchtet euch nicht! Und weiter hören wir die heilsame, befreiende Zusage des liebenden Gottes: Euch ist heute der Heiland geboren. Und dann – Gabe und Aufgabe zugleich – sind darin Worte, die in diesem Jahr vielen wahrscheinlich noch einmal besonders nahekommen: Friede auf Erden!
Wann ist für Sie als Pfarrerin Weihnachten?
Weihnachten beginnt für mich mit dem ersten Gottesdienst an Heiligabend. Und das sage ich nicht nur von Berufs wegen. Schon als Kind stellte sich das Weihnachtsgefühl immer mit der aufgeregt-fröhlichen Stimmung kurz vor Beginn des Krippenspiels an Heiligabend ein; dann war klar: Jetzt beginnt das Fest.