Wäre es kein gutes Vorbild, wenn die Schoko-Nikoläuse auch ein Fairtrade-Siegel hätten? Für Anke Posselt wäre es das. Für den Stadtmarketingverein aber ist der Erwerb zu teuer, wie Davina Falz, Geschäftsführerin des Stadtmarketingvereins, bestätigt. Benötigt würden in diesem Jahr 400 bis 500 Stück und nicht mehr nur 150. Bei einem Preis von 1,79 Euro wäre man bei rund 800 Euro, die der Verein zahlen müsste. „Für den Gedanken ist es das Geld natürlich wert, für unseren Zweck aber nicht“, sagt Falz. Fairtrade-Produkte zu haben, sei, da wo es geht, eine gute und wichtige Sache. In diesem Fall aber sei es dem Verein nicht möglich und so habe sich der Vorstand dagegen entschieden. „Wir sind auch nur ein Verein“, sagt Falz und hofft, dass die Mitarbeiterinnen im Weltladen nicht zu sehr enttäuscht sind. „Uns ist Fairtrade wichtig, sonst hätten wir ja gar nicht erst angefragt.“ Aber bei der Menge von 400 Nikoläusen wäre zudem kein Rabatt möglich gewesen.
Preise für fair gehandelte Produkte sind festgesetzt, wie Anke Posselt erklärt, sodass die Arbeiter, die hinter dem Produkt stecken, fair bezahlt werden. Ein Rabatt seitens des Weltladens wäre indes auch nicht möglich gewesen, weil er gemeinnützig arbeitet. Sauer ist Anke Posselt nicht, wie sie betont. Aber enttäuscht. Sie findet, das Geld sollte es wert sein. Das ist es, wofür sie in dem Weltladen immer plädiert. Dass sich der Preis summiert und es keine billigen Produkte sind, stellt sie nicht infrage. Die Lösung für sie sind aber im Gegenzug keine günstigen Alternativen vom Discounter.
Wie Anke Posselt einräumt, hätte sie aber so kurzfristig wahrscheinlich auch keine 400 Schoko-Nikoläuse mehr bekommen. Sie hatte 200 reserviert und mit der Absage vom Stadtmarketing storniert. Allerdings sei ihr die Anzahl von 400 auch neu. Auf den vergangenen Märkten gab es verschiedene Schoko-Nikoläuse, was negativ aufgefallen sei, weil sie sich in Größe und Optik stark unterschieden haben. Nun soll Einheit her, erklärt Davina Falz. Dabei sei der Fairtrade-Gedanke noch nicht vom Tisch. Allerdings ist noch unklar, welche Schokoladen-Nikoläuse es geben wird. „Eigentlich ist es nur eine nette Geste an die Kids“, sagt die Geschäftsführerin.
Wieder aufgekommen ist in diesem Zuge auch das Anbringen von Schildern, die darauf hinweisen, dass Meinerzhagen eine Fairtrade-Stadt ist. „Jetzt erst recht“, meint Anke Posselt. „Wir sind ja sogar Wiederholungstäter.“ Lange habe sie sich eingesetzt für das Anbringen von Schildern, aber immer ohne Erfolg. Locker lässt sie dennoch nicht. Denn dranbleiben lohnt sich, hat sie in den vergangenen Jahren gelernt.
Die Idee einer Fairtrade-Town sei schon rund 15 Jahre alt. Aber erst 2015 gab es den nötigen Ratsbeschluss auf Anstoß der Grünen-Fraktion dazu, weitere fünf Jahre später die Zertifizierung, nachdem viele Klinken geputzt wurden, wie Anke Posselt sich erinnert. In Meinerzhagen müssen sich aufgrund der Einwohnerzahl fünf Einzelhändler und drei Gastronomiebetriebe beteiligen. 2020 wurden alle Kriterien erfüllt und in diesem Jahr sind es sogar mehr Geschäfte und Gastronomien, die sich beteiligen. Darüber freut sich Anke Posselt sehr und findet, wenn auch nicht jeder Schritt richtig ist, geht es doch in die richtige Richtung.
Seit Mitte 2020 darf sich Meinerzhagen „Fairtrade-Stadt“ nennen. Damals wurde die Stadt von der Organisation TransFair mit dem bekannten Siegel ausgezeichnet, das verdeutlicht: Gemeinsam mit fast 800 Kommunen in Deutschland und vielen weiteren Städten rund um den Globus steht Meinerzhagen für die UN-Nachhaltigkeitsziele ein, indem die Stadt zunehmend auf fair gehandelte Produkte setzt und sich damit für kontrollierte Standards stark macht. „Damit stehen wir für gerechten Handel und für die Armutsbekämpfung im globalen Süden, die vor allem die Arbeiter und Kleinbauern trifft“, porträtiert sich die Stadt auf ihrer Website. Nach Ablauf von zwei Jahren stand nun die Neuzertifizierung an, die die Stadt Meinerzhagen gemeinsam mit einem breiten Netz aus Akteuren anstrebt. Wesentlich für eine erfolgreiche Neubewerbung ist, dass möglichst viele Einzelhändler und Gastronomiebetriebe fair gehandelte Produkte verkaufen beziehungsweise verwenden und dass auch die Stadtverwaltung, Schulen, Kirchen und Vereine sich auf dem Gebiet einsetzen.
Im Märkischen Kreis sind neben Meinerzhagen Balve, Lüdenscheid und Plettenberg Fairtrade-Städte. Die Kreis-Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen hatte im Mai beantragt, dass der gesamte Märkische Kreis an der Kampagne „Fairtrade-Town“ beteiligt.