Arbeiten im privaten Büro
Homeoffice: Chance – und Problem
Homeoffice, das Arbeiten in den eigenen vier Wänden, soll künftig stärker dazu beitragen, die Infektionszahlen zu senken.
Meinerzhagen – Doch: Funktioniert das überall? Sind dort, wo es theoretisch möglich wäre, die technischen Voraussetzungen gegeben? Ist die Internet-Anbindung gerade im ländlichen Raum gut genug, um von Zuhause aus dem Beruf nachzugehen?
Burg-Wächter: Früh reagiert
Harald Elbertshagen, Fertigungsleiter von Burg-Wächter in Wormgermühle, zieht ein durchwachsenes Fazit. In der Belegschaft jedenfalls hat Elbertshagen festgestellt, dass der Wunsch, weiter den Betrieb zur Arbeit aufzusuchen, groß ist. „Darüber haben wir mit vielen Mitarbeitern gesprochen – und das ist dabei herausgekommen.“
Auf die Corona-Pandemie wurde bei Burg-Wächter frühzeitig reagiert. Auch hier befinden sich bereits einige Mitarbeiter im Homeoffice. „In den Bereichen Entwicklung und Technik beispielsweise wird etwa 50 Prozent der Arbeit von Zuhause aus erledigt. Bei der Organisation, etwa bei der Arbeitsvorbereitung, sind es geschätzt etwa 30 Prozent.“ Dazu wurden auch die technischen Voraussetzungen – wo das wegen der Infrastruktur am Wohnort möglich war –, geschaffen. Elbertshagen: „Wir haben den PC zur Verfügung gestellt oder die Benutzeroberfläche zugänglich gemacht, sodass es möglich ist, sich von Zuhause aus auf den Rechner im Büro zu schalten. Wir haben so auch die Kontrolle über alle dienstlichen Aktionen.“
Anwesenheit im Betrieb oft nötig
Es gibt allerdings Bereiche, in denen die Anwesenheit der Beschäftigten nötig ist. So in der Fertigung und im Lohnbüro. „Wird von dort eine Bescheinigung benötigt, kann ich den Mitarbeiter nicht zu seinem Kollegen nach Herscheid schicken, der im Homeoffice arbeitet“, verdeutlicht Harald Elbertshagen. Auf die gesamte Firma bezogen, schätzt er, dass bisher etwa 80 Prozent der Kolleginnen und Kollegen weiter zur Arbeit in den Betrieb kommen.
Die Ansteckungsgefahr so klein wie möglich zu halten, das ist Ziel der Burg-Wächter-Geschäftsleitung. Und danach wurde auch gehandelt: „Wir haben keine Besucher im Betrieb. Und räumlich haben wir viele Änderungen vorgenommen. So werden beispielsweise Ausbildungs-, Ausstellungs- und Schulungsräume so eingerichtet, dass dort jetzt Arbeitsplätze zur Verfügung stehen. Durch das zusätzliche Raumangebot reden wir bei uns inzwischen von Abständen zwischen den Mitarbeitern, die keine zwei, sondern zehn bis 20 Meter betragen“, erläutert der Fertigungsleiter, der ankündigt, das Homeoffice – auch gegen den Willen einiger Mitarbeiter – weiter auszubauen. Dabei seien aber auch Grenzen gesetzt: „In den Außenbereichen im ländlichen Raum hapert es halt oft an der Anbindung.“
Stadt baut Homeoffice aus
Die Stadtverwaltung ist ein Dienstleister. Bürger wenden sich mit unterschiedlichsten Anliegen an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rathaus und in den Außenstellen. Doch das könnte schwierig sein, wenn sich Angestellte und Beamte im Homeoffice befinden. Das bestätigt Fachbereichsleiter Helmut Klose: „In einigen Fälle ist Homeoffice bei uns einfach nicht möglich. Beispielsweise im Baubetriebshof – Stichwort Winterdienst – oder in der Ordnungsverwaltung.“
Trotzdem soll bei der Stadt nun der Homeoffice-Bereich weiter hochgefahren werden, so in den Fachgebieten Kasse und Finanzdienstleistungen. „Wir bieten schon seit einigen Jahren diese Lösung an und im vergangenen Jahr hat es mit dem Personalrat erst eine neue Dienstvereinbarung über das Homeoffice gegeben. Viele Kolleginnen und Kollegen nutzen aber schon jetzt diese Möglichkeit, insgesamt etwa 20 Prozent der Kernverwaltung, und das mit steigender Tendenz. Die Betroffenen kommen dann einmal in der Woche ins Büro und erledigen den Rest von Zuhause aus“, erläutert Klose, der allerdings einschränkt, dass es wegen der ungenügenden Internet-Anbindung vor allen Dingen außerhalb der Innenstadt hin und wieder Probleme mit dem Homeoffice gebe.
Schutz der Mitarbeiter
Der Schutz von Bürgern und Mitarbeitern geht momentan natürlich vor. Und so gibt es bei der Stadt einige Regelungen, die in diese Richtung führen: Termine in städtischen Büros gibt es beispielsweise nur noch nach telefonischer Vereinbarung und wenn sich das Anliegen nicht per Telefon bearbeiten lässt. Kontakte reduzieren, so lautet das Motto.