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Ausbildungsbörse an der Volme: Viele Unternehmen präsentieren sich mit Aktionen zum Mitmachen

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Von: Thilo Kortmann

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Dachdecker Michael Wegner hatte auf dem Schulhof einen Stand mit einem Amboss für das Schieferscheiben-Schlagen aufgebaut. Schüler Henry Triches hat es ausprobiert.
Dachdecker Michael Wegner hatte auf dem Schulhof einen Stand mit einem Amboss für das Schieferscheiben-Schlagen aufgebaut. Schüler Henry Triches hat es ausprobiert. © Kortmann, Thilo

Börsenstände nur mit Give Aways!? Die Zeiten sind vorbei. Das zeigte die Ausbildungsbörse „Oben an der Volme“, die verstärkt auf das Mitmachen setzt.

Volmetal – Es dampfte und zischte am Stand der Firma Turck bei der Ausbildungsbörse „Oben an der Volme“ in der Gesamtschule Kierspe am Dienstag. Oder am Stand der Firma Technotrans wurden die Technotrans-Blumen bei bis zu 1200 Grad gelötet. Dabei durften die jungen Besucher mithelfen.

Attraktionen

Andere Stände zogen die Jugendlichen mit Attraktionen an, die sogar nicht unbedingt was mit den eigenen Produkten zu tun hatten: Die Sparkasse bot ein Geschicklichkeitsspiel an, das Meinerzhagener Unternehmen iesy unterhielt mit einer digitalen Dartscheibe, „funktioniert gut, auch wenn es nichts mit unseren Produkten und Jobs zu tun hat“, erklärte iesy-Mitarbeiterin Manuela Marcus und zeigte auf die lange Warteschlange.

Die EHS Kunststoffverarbeitung, die zum ersten Mal bei der Ausbildungsbörse mit dabei war, lockte mit einer Selfie-Box potenzielle Auszubildende an. „Wir möchten so mit den jungen Leuten ins Gespräch kommen“, erklärte Maurice Dietrich, Mitinhaber der EHS aus Meinerzhagen.

Bei Temperaturen bis zu 1200 Grad wurden am Stand von Technotrans die eigene Erfindung, die Technotrans-Blume gelötet. Besucher konnten dabei mithelfen.
Bei Temperaturen bis zu 1200 Grad wurden am Stand von Technotrans die eigene Erfindung, die Technotrans-Blume gelötet. Besucher konnten dabei mithelfen. © THILO KORTMANN

„Unsere Aktion mit der Selfie-Box ist ein Erfolg“, sagte Maurice Dietrich. Dadurch hätte man schon mit vielen jungen Leuten Gespräche über die Firma geführt, auch wenn die Foto-Aktion eigentlich nichts mit den Produkten des Meinerzhagener Unternehmens zu tun hätte. Identifikation werde zudem geschaffen, weil die jungen Menschen die gemachten Fotos auch per QR-Code in sozialen Netzwerken posten könnten. „Auf jedem Foto steht der Name der Firma“, sagt Dietrich und lächelte. Man stelle eigentlich Kunststoff-Teile her, die nichts mit Fotografie zu tun hätten.

Nur sieben von 20 Ausbildungsplätze besetzt

Vom Fachkräftemangel in Industrie und Handwerk kann Ausbilder Daniel Dreschel der Firma Turck ein Liedchen singen, während es an dem Lötplätzen heiß herging. „Für dieses Jahr sind nur sieben von insgesamt 20 Ausbildungsplätzen vergeben“, erklärte Daniel Dreschel mit ernster Miene. Allein vier von vier Stellen als Elektroniker für Geräte und System seien bis August 2023 noch zu vergeben.

Auch bei den Fachkräften für Lagerlogistik gibt es noch offene Stellen. Deshalb wolle man, so Dreschel, die Arbeitsweisen der Firma Turck so präsentieren, dass die Jugendlichen einen guten Eindruck davon bekommen, was man so ungefähr in einer Ausbildung erwarten kann. Und das funktioniere mit so einem Mitmach-Stand einfach viel besser als mit Broschüren oder Kugelschreibern.

Daniel Dreschel, Ausbilder bei der Firma Turck, sucht dringend Auszubildende. Nur sieben von 20 Ausbildungsplätze wurden in diesem Jahr bislang vergeben.
Daniel Dreschel, Ausbilder bei der Firma Turck, sucht dringend Auszubildende. Nur sieben von 20 Ausbildungsplätze wurden in diesem Jahr bislang vergeben. © Kortmann, Thilo

Auch am Stand nebenan ratterten Maschinen, zudem waren Felgen ausgestellt. Die Firma Otto Fuchs aus Meinerzhagen informierte. Und obwohl das Unternehmen in diesem Jahr alle Ausbildungsplätze vergeben hat, sah auch Jürgen Ackerschott die enorme Wichtigkeit, das Bild der Industrie anders darzustellen, wie es sonst größtenteils auf den Messen stattgefunden habe. „Es gibt da ein Imageproblem in der Industrie. Man muss an die Zukunft denken, auch wenn es bei uns momentan gut läuft“, sagte Ackerschott, Leiter der gewerblichen Ausbildung der Firma Otto Fuchs. Und genau mit solchen Ständen zum Mitmachen könne man junge Leute begeistern.

Geschicklichkeitsspiele

Mit Geschicklichkeitsspielen wie dem Zusammenbauen eines Schlüsselanhängers weckte die Firma Lumberg aus Schalksmühle das Interesse. „Somit zeigen wir den Jugendlichen, welche Anforderungen die Ausbildung mit sich bringt“, erklärte Martin Eilbrecht, Leiter Stanzerei und Werkzeugbau.

Es ging nicht nur technisch zur Sache auf der Ausbildungsbörse, sondern auch so richtig handwerklich: Dachdecker Michael Wegner aus Halver, mit einem Sitz auch in Kierspe, hatte draußen auf dem Schulhof einen Stand aufgebaut, an dem man sich beim Schlagen der Schieferscheiben ausprobieren konnte. Zwar habe Wegener in diesem Jahr zwei Lehrlinge, „doch was ist in Zukunft, welches Handwerk braucht nicht dringend Auszubildende“, fragte der Halveraner.

Fachkräftemangel auch in der Pflege

Nicht nur im Handwerk und der Industrie herrscht Fachkräftemangel: Auch Pflegefachkräfte werden dringend gesucht. Die Märkischen Kliniken präsentierten sich mit einem Stand, um Interessenten für diese Tätigkeit zu finden. Mit einem Anatomie-Torso, bei der die Organe entnommen werden konnten, sollte das Vorurteil, dass es in der Pflege nur um die Pflege geht, ausgeräumt werden.

„Es geht in der Pflege eben auch um die Anatomie des Menschen und wie die Gefäße zusammen arbeiten“, erklärte Kerstin Wirth, Pflegewissenschaftlerin bei den Märkischen Kliniken. Und auch erfahrene Mitarbeiterinnen berichteten: „Ich bereue keine der insgesamt 43 Jahre als Krankenschwester“, erklärte Petra Freiburg, die bald in den Ruhestand geht.

Petra Freiburg (rechts) und ihre junge Kollegin erklärten am Stand der Märkischen Kliniken die Anatomie des Menschen.
Petra Freiburg (rechts) und ihre junge Kollegin erklärten am Stand der Märkischen Kliniken die Anatomie des Menschen. © Kortmann, Thilo

Die Zeiten mit den Ständen, an denen nur Give-Aways wie Kugelschreiber oder Schlüsselanhänger verteilt wurden, seien längst vorbei, da waren sich alle Börsebeteiligten einig. „Wir sind sehr zufrieden“, erklärte Katalin Kleinhofer vom Stadtmarketing Kierspe. Fast alle der insgesamt rund 60 Unternehmen hätten die Mitmachaktionen gut umgesetzt, so Kleinhofer.

Seit 2016 veranstalten die Kommunen von „Oben an der Volme“, 2023 ist auch Herscheid dabei, die Ausbildungsbörse gemeinsam. 2019 fand die Börse zuletzt in Meinerzhagen statt, danach musste die Veranstaltung wegen der Coronapandemie pausieren.

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