„Es ist eine Katastrophe“, sagt die 28-Jährige. Jeden Morgen geht sie diesen Weg mit ihrer dreijährigen Tochter zum Kindergarten. Und das Mädchen muss brav neben der Mutter laufen, weil sie ansonsten Gefahr läuft, in einen Hundehaufen zu treten. Mal eben kurz auf die Wiese entlang des Fußweges? Lieber nicht, sagt die Meinerzhagenerin.
Wo man hinsieht, liegen sie, die kleinen und großen Häufchen in allerlei Brauntönen und Konsistenzen. Ja, von gefroren bis flüssig reichen sie in diesen Wochen. Hart bei Kälte und Schnee sind sie gewiss etwas ungefährlicher. Jetzt beim Regen taut’s und „das will ich nicht unter den Schuhen“, sagt die gebürtige Meinerzhagenerin. „Man muss wirklich immer auf den Boden gucken.“
Zum Teil liegen die Kothaufen mitten auf dem Weg. „Muss das sein?“, fragt Lisa Kamphaus. Vorab verdeutlicht sie, nichts gegen Hunde zu haben. Sie hatte selber zehn Jahre einen Vierbeiner und kennt auch heute genügend Halter, die wissen, wie man mit Hundehaufen umgeht. Ihr Problem sind die – seien es auch nur wenige –Hundehalterinnern und Hundehalter, die die Hinterlassenschaften ihres Haustieres nicht entfernen. Da reicht schon ein Hund in der Nachbarschaft, der jeden Tag auf demselben Weg sein Geschäft verrichtet – da sind es jeden Montag sieben Tretminen mehr; mindestens.
Auch nicht schön und auch nicht verständlich sind dann solche Hundehalterinnen und Hundehalter, die den Kot zwar eintüten, aber dann falsch entsorgen. Lisa Kamphaus geht auf dem Bürgersteig des Feldwegs entlang, auf dem Gehweg noch an einem zerlaufenen Haufen vorbei und bleibt an einem Gullydeckel stehen. Drei gefüllte, zugeknotete, grüne Kotbeutel stecken in dem Abfluss. „Warum?“, fragt sie.
Einen Gully habe die Stadt erst kürzlich auf Hinweis gereinigt. Einen Mülleimer gibt es in der Nähe nicht, aber ob ein Gully die Alternative ist, bezweifelt Lisa Kamphaus und ärgert sich über das Verhalten. Vor allem, weil nichts passiert. Ertappt werden die Hundehalterinnen und -halter nie – und damit werden sie auch nicht sanktioniert.
Hundekot auf Gehwegen und am Wegesrand ist ein Reizthema. Es gibt Menschen, die Hunde hassen und deren Aversion so weit geht, dass sie Giftköder auslegen, um Hunden zu schaden. In Halver hatte eine ältere Frau alle Hundehaufen, die sie auf ihren Wegen sah, mit Kuchenkerzen und kleinen Fähnchen geschmückt, um darauf aufmerksam zu machen. Weil es nichts brachte, fing sie an, verschimmelte Wurst und Ilex-Blätter auszulegen. Das beste Mittel, um Konflikte zu verhindern, sind pflichtbewusste Hundehalter, die jedes Hundehäufchen einsammeln. Je weniger herumliegen, umso entspannter wird das Miteinander von Hundehaltern und Hundeskeptikern. Außerdem: Im Hundekot tummeln sich nicht selten Würmer und auch gefährliche Bakterien wie Salmonellen, Campylobacter und andere Keime. Infizierte Haustiere können andere Hunde oder ihre Besitzer mit Erregern anstecken, die schwere Krankheiten verursachen können.
Wie Thomas Dröscher weiß, kostet das Nichtenfernen von Tierhinterlassenschaften 50 Euro in Meinerzhagen. Wie der Leiter des Ordnungsamtes aber auch weiß, kommt es zu dem Verwarnungsgeld eigentlich nie. Das wäre schön, sagt er, weil es am Ende auf Kosten der Stadt geht, wenn der Bauhof rausfährt. Das gilt auch für sonstigen illegal entsorgten Müll. „Da kann es schnell sechsstellig werden“, sagt Dröscher. In der logischen Konsequenz können und müssen mitunter Steuern erhöht werden, wie etwa die Hundesteuer. Allerdings würde die höhere Steuer kein Verhalten von Halterinnen und Haltern verändern, auch wenn die Steuer von „steuern“, also lenken, kommt, erklärt der Stadtmitarbeiter. Städte mit hohen Hundesteuern wollen am Ende wenige Hunde in der Stadt, wie etwa Großstädte.
Das kann man von Meinerzhagen und Städten im Umkreis nicht behaupten, sind sie doch auch aufgrund ihrer Natur ideal für Hunde. Selbst der Bürgermeister, Jan Nesselrath, zählt zu den Hundebesitzern und posierte erst diese Woche mit Kalle, dem neuen Rottweiler-Welpen in der Familie. Er appelliert an alle Hundebesitzer, sich verantwortungsbewusst zu verhalten. „Wenn ich mir einen Hund anschaffe, trage ich Verantwortung für den Hund, aber auch für meine Mitmenschen.“
Dem Ordnungsamt bleibt auch nur der Appell. Zum einen an die Hundebesitzer, zum anderen aber auch an die Beobachter. Wenn jemand sieht, dass jemand Hundehaufen nicht entfernt, sollte man das im Zweifel melden. Oft aber kämen höchstens anonyme Hinweise an, die nichts brächten, sagt Dröscher. Am Ende stehe die Aussage des Hundehalters gegen die der Stadt. Im Zweifel ginge es dann vor Gericht, wo die Stadt als Klägerin nur eine Chance hätte, wenn es eine Zeugenaussage gibt. So weit will es auch niemand kommen lassen. Lisa Kamphaus bittet daher darum, dass jeder von seinem Tier die Haufen aufhebt.