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A45-Brückensperrung: Das ganze Volmetal leidet

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Von: Simone Benninghaus

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Die Oststraße ist eine an sich viel befahrene Strecke, seit der Sperrung der Rahmedetalbrücke ist es hier noch viel voller.
Die Oststraße ist an sich eine viel befahrene Strecke, seit der Sperrung der Rahmedetalbrücke ist es hier noch voller. © Benninghaus, Simone

Mal eben schnell in die Stadt fahren – ganz so einfach ist das meist nicht mehr möglich, vor allem nicht schnell. Seit der Sperrung der Rahmedetalbrücke hat das Verkehrsaufkommen in Meinerzhagen deutlich zugenommen. Das bestätigen auch Anlieger an der Oststraße.

Meinerzhagen – Mike Schmidt hat in seinem Büro eine gute Sicht. Auf die Oststraße. Und auf die Fahrzeugschlangen, die sich Tag für Tag stadtein- und auswärts quälen. Oftmals Stoßstange an Stoßstange. Früher sei es freitagmittags im Feierabendverkehr voll gewesen, „jetzt ist es hier jeden Tag so“, berichtet der Schmidt-Kfz-Verkaufsleiter, der verstärkt auch auswärtige Kennzeichen ausmacht. Betrieblich gebe es keine Auswirkungen, „außer, dass man schlechter auf die Oststraße fahren kann.“ Umständlicher sind dafür die Fahrten nach Lüdenscheid geworden, wenn im Straßenverkehrsamt Fahrzeuge an- oder abgemeldet werden müssen. „Hinzu kommt, dass wir Corona-bedingt dort nicht mehr darauf warten können.“ Seien die Formalitäten erledigt, erfolge ein Anruf der Behörde „oftmals am gleichen Tag und man kann dann ein zweites Mal hinfahren.“ Der Mehr-Aufwand koste Zeit und Geld, so Schmidt. Dass die Geräuschkulisse im Autohaus durch den Verkehr größer geworden ist, kann er dagegen nicht bestätigen. „Man wird betriebsblind.“ Zuhause in Valbert sei dies aber sehr wohl der Fall. Er wohne unweit der L 707 die Richtung Herscheid führt, erzählt Mike Schmidt: „Da ist es wirklich lauter geworden. Morgens um vier geht das schon los.“ Privat sucht auch Schmidt Ausweichrouten. „Wenn ich von Valbert komme und in die Stadt möchte, fahre ich an der Schanze entlang.“ Und zum Einkaufen geht es nach Siegen statt nach Dortmund.

„Es ist anstrengend geworden“

Yunes Gündogdu betreibt an der Oststraße eine Döner- Station. Wer bei „Pamukale“ essen möchte oder seine Bestellung abholen will, hat es unter Umständen bei der Ein- und Ausfahrt etwas schwerer, insbesondere zur Mittagszeit und am späten Nachmittag zwischen 16 und 17 Uhr sei es auf der Oststraße voller, hat der Imbissbetreiber beobachtet. Dann kommt es oft zu Staus. Umsatzeinbußen hat ihm der erhöhte Durchgangsverkehr nicht beschwert, Mehreinnahmen aber auch nicht. „Es ist gleich geblieben.“ Und der Lärm störe ihn nicht, meint Gündogdu.

Natalie Karpovitsch sieht das hingegen etwas anders. Ihr Physiotherapiezentrum liegt im Obergeschoss eines Geschäftsgebäudes. Hier sei es sehr laut geworden, sagt sie. So laut, dass die Fenster kaum geöffnet werden könnten. „Und wenn wir das tun, können wir die Patienten fast nicht mehr verstehen, wenn wir uns unterhalten. Es ist anstrengend geworden.“ Auch die Patienten berichteten natürlich von den vollen Straßen: „Viele sagen, dass die Straßen jetzt noch schneller kaputt gehen werden.“ Ihre Mitarbeiter, die in Lüdenscheid wohnen, müssten natürlich deutlich eher losfahren, um pünktlich bei der Arbeit sein zu können.

Lkw-Verkehr hat „extrem“ zugenommen

Im Sportstudio World Fit sind die Beobachtungen ähnlich. Insbesondere der Lkw-Verkehr habe „extrem“ zugenommen, heißt es hier. Wenn viel los sei und die Musik aufgedreht, dann falle der Verkehr geräuschmäßig vielleicht nicht so sehr auf, „aber es gibt ja auch ruhigere Phasen und dann hört man das schon.“ Auch das Ein- und Ausparken sei erschwert worden. Es werde öfter gehupt, wenn die Entscheidung anzuhalten, um beispielsweise beim Bäcker einzukehren, erst „in letzter Sekunde“ gefällt werde. Für die Lkw-Fahrer gibt es aber auch Verständnis: „Die tun mir leid“, meint eine Mitarbeiterin: „Wir wollen im Supermarkt alles haben und auf nichts verzichten und wundern uns aber über den Verkehr.“ Die Sperrung der Autobahnbrücke bedeute für alle Strapazen: „Für Firmen, für Pendler und für Anwohner.“ Nicht nur in Lüdenscheid, auch in Meinerzhagen.

„Eine Katastrophe“

„Furchtbar“ beschreibt Jessica Scher den Geräuschpegel, der sich nicht nur zu den Stoßzeiten erhöht habe. Sei die Tür offen, könnten sie und ihre Kolleginnen der Bäckerei Hesse die Kunden mitunter kaum verstehen. Auf das Geschäft wirke sich der Durchgangsverkehr jedoch auch aus. „Das ist belebter geworden.“ Für einen Einkauf beim Bäcker wird öfter ein Stopp eingelegt. Ab halb sechs würde der Autoverkehr morgens stetig zunehmen, die Lkw kommen etwas später, so ab sieben, so die Beobachtungen in der Bäckerei-Filiale.

Auch Carmen Brandt, Inhaberin des Autowaschbetriebs Wap-Waschbär, findet für das Verkehrsaufkommen in der Volmestadt deutliche Worte: „Eine Katastrophe.“ Dass die Besucherzahlen in ihrer Waschanlage rückläufig seien, habe aber vermutlich einen anderen Grund: „Auto waschen ist Luxus. Und wenn gespart werden muss, dann natürlich auch hier.“ Morgens zwischen sieben und acht habe der Verkehr deutlich zugenommen. Sie wohne auf der anderen Seite, oberhalb der Straße. „Wenn ein Kunde anruft und ich zuhause bin, ist es manchmal richtig schwierig, von der einen auf die andere Seite zu kommen.“ Das Wohnhaus ihres Sohnes liege hingegen direkt an der B54. Vor einigen Jahren habe Straßen.NRW eine Prüfung hinsichtlich des Geräuschpegels vorgenommen. Dann seien neue Fenster eingebaut worden. „Mein Sohn ist natürlich jetzt froh, dass die vernünftig gedämmt sind.“ Sie selbst störe der Verkehr nicht, wenn sie im Büro des Waschcenters sitze, sagt Carmen Brandt: „Das hat man ausgeblendet.“

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