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„Bewusstsein für die Arbeit der Landwirte schaffen“

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Reiner Grafe ist neuer Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Ortsverbands Kierspe. Er möchte sich in seinem Amt weiter dafür einsetzen, den Verbrauchern Einblicke in die landwirtschaftliche Arbeit zu ermöglichen. - Fotos: Schüller
Reiner Grafe ist neuer Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Ortsverbands Kierspe. Er möchte sich in seinem Amt weiter dafür einsetzen, den Verbrauchern Einblicke in die landwirtschaftliche Arbeit zu ermöglichen. - Fotos: Schüller

Kierspe - „Mir ist es wichtig, in der Bevölkerung ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie die Landwirte im Kiersper Raum arbeiten“, sagt Reiner Grafe. Der 53-jährige Landwirt führt seinen Hof in der fünften Generation. Auch die vierte und die sechste Generation – Vater Dieter Grafe und der 30-jährige Sohn Florian – sind mit im Unternehmen aktiv. Jetzt Grafe ist neuer Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Ortsverbandes Kierspe.

Von Petra Schüller

Im MZ-Gespräch nennt er Ziele, die er in seiner neuen Funktion verfolgt. „Wir haben häufig Kindergärten, Besuchergruppen oder Schulklassen auf dem Hof“, berichtet er von einer Maßnahme, die ganz wesentlich dazu beitrage, bei den Verbrauchern Vertrauen zu schaffen. Kälberaufzucht, melken oder Fütterung der 100 Kühe und 150 Rinder – das alles fasziniere die Kinder. „Die Möglichkeit, den Hof nach vorheriger Anmeldung zu besichtigen, bieten übrigens auch die übrigen Landwirte im hiesigen Raum an“, so Grafe.

Alle 16 Vollerwerbslandwirte, die neben 104 weiteren Mitgliedern zum Ortsverband Kierspe gehören, führen Milchbetriebe. Auch das Thema Tierwohl, das immer stärker ins Bewusstsein der Verbraucher rückt, sei ihm wichtig, erklärt der Landwirt, der bei seiner Arbeit von seiner Frau Sylvia Grafe unterstützt wird. „In früherer Zeit waren die Kühe den ganzen Winter über angebunden“, erklärt er. „Da sie Herdentiere sind und den Kontakt zu den Artgenossen suchen, war das sicherlich nicht artgerecht“.

Daher könnten sich seine Kühe im Stall frei bewegen. Abgestreute Liegeflächen, eine elektrische Kuhbürste als „Massagestation“ und das Grasen auf der Wiese von Mai bis November trügen ebenfalls zum Wohlergehen der Tiere bei. Das zahle sich auch für den Landwirt aus. „Eine Kuh, die sich nicht wohlfühlt oder nicht gesund ist, bringt natürlich auch keine gute Leistung.“ Seiner Einschätzung nach verbringen 90 Prozent der Kühe im heimischen Raum Frühjahr und Sommer auf der Weide.

Grafe wirbt bei den Führungen über seinen Hof auch für etwas mehr Sensibilität der Menschen im Umgang mit landwirtschaftlichen Flächen. „Wenn Spaziergänger bis April über eine landwirtschaftliche Wiese gehen, wird kaum jemand etwas sagen“, glaubt er. „Manchmal erleben wir aber, dass die Hunde auch im Sommer noch auf den Flächen ausgeführt werden.“

Da das Gras geerntet und zu Silage verarbeitet an die Kühe verfüttert werde, sei das ärgerlich und für die Kühe gesundheitsgefährdend, da es durch die Hinterlassenschaften der Hunde verunreinigt sein könne.

Gedankenlosigkeit habe auch dann verheerende Folgen, wenn es um das achtlose Wegwerfen von Glasflaschen oder Blechdosen gehe. „Leider erleben wir immer wieder, dass Kühe schlimme Schnittwunden im Maul haben, weil Glasscherben auf der Wiese lagen.“

Zugleich möchte Grafe Verständnis dafür schaffen, dass die landwirtschaftliche Arbeit ab und zu auch Belästigungen für Anwohner oder Spaziergänger mit sich bringt.

„In der heutigen Zeit gibt es kaum noch kleine Höfe. In der Erntezeit ist es daher notwendig, Lohnunternehmer zu beauftragen, die dann manchmal auch Tag und Nacht fahren müssen, um die Ernte rechtzeitig einzubringen“, erklärt er. Das Ausbringen von Gülle geschehe grundsätzlich dosiert. „Wir Landwirte sind verpflichtet, unsere Böden alle drei Jahre zu testen. Danach berechnen wir, wie viel Gülle der Boden benötigt, um ein ideales Pflanzenwachstum zu gewährleisten.“

Er setzte zusammen mit seinen Verbandskollegen auf Transparenz und Dialog, erklärt der neue Vorsitzende des Ortsverbandes. Daher hofft er, dass auch künftig viele Gruppen die Chance nutzen, sich die Höfe im Rahmen von Führungen anzusehen oder andere Angebote wie die regelmäßig ausgerichteten Hoftage besuchen.

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