Betriebsferien
Sein Betrieb ist vom 18. Dezember bis 7. Januar in die Betriebsferien gegangen. Vor ein paar Jahren unvorstellbar, den Betrieb vor Weihnachten zu schließen. Doch reihenweise abgesagte Weihnachtsfeiern ließen nichts Gutes erwarten. Und nun? Nun überlegt er, seinen Betrieb erneut für einige Zeit zu schließen – oder die Öffnungszeiten zu ändern. „Am Samstag und Sonntag der vergangenen Woche hatten wir gut zu tun, in den Tagen danach war es sehr ruhig“, erzählt Funke.
Ungerne testen
Die Landesregierung hat den Gaststätten neben 2G plus nun auch die Möglichkeit gegeben, Selbsttests unter Aufsicht zu ermöglichen, um die Gäste und Gastronomen nicht vollständig abhängig von den Öffnungszeiten der Testzentren zu machen und damit nur noch Geboosterten den spontanen Zutritt zu ihren Räumen zu ermöglichen. „Wir würden nur sehr ungerne testen, beziehungsweise Tests beaufsichtigen. Dafür haben wir auch gar nicht das Personal“, sagt Funke, räumt aber ein, dass das eine Option sein könnte, um einer Gruppe oder Familie den Zutritt zu ermöglichen, wenn es keine andere Möglichkeit gebe.
Grundsätzlich hat er keinen Zweifel daran, dass die Menschen und auch seine Mitarbeiter geschützt werden müssen, allerdings sieht er die Gastronomie in einer Rolle, in die sie nicht gehöre. „Wir sind kein Pandemietreiber und waren es auch nie“, so Funke.
Der Staat will sparen
Dass es überhaupt noch geöffnete Restaurants gibt, sieht der Kiersper darin begründet, dass der Staat nicht erneut für Ausfälle bezahlen will: „Wenn die Kosten vernünftig und umfänglich übernommen würden, wäre ein erneuter Lockdown sicher sinnvoller für uns, als unter diesen Bedingungen zu arbeiten.“
Sorgen macht sich Funke vor allem mit Hinblick auf sein Personal: „Wir wollen die Mitarbeiter unbedingt halten, denn neue zu bekommen, wird ausgesprochen schwierig sein. Außerdem möchte ich das Team so wie es ist zusammenhalten.“
Andere Strategien
Wie er sein Restaurant in Zukunft öffnen wird, weiß er noch nicht, aber dass die Öffnungszeiten reduziert werden müssen, hält der Gastronom für unausweichlich. „Wir müssen uns so aufstellen, dass der Betrieb auch für die nächste Generation attraktiv und auskömmlich bleibt“, sagt der Chef von Haus Berkenbaum und ist sich sicher, dass sich die gesamte Gastro-Landschaft im Land ändern wird. „Viele hatten schon nach dem letzten Lockdown Probleme, Personal zu bekommen. Selbst in den großen Städten schlossen Innenstadtbetriebe früher oder erweiterten ihre Ruhetage. In der Zukunft wird sich das Problem sicher nicht entschärfen. Da werden einige Betriebe auf der Strecke bleiben und die anderen müssen neue Strategien fahren, um zu überleben“, so Funke, der weiter ausführt, dass dazu sicher auch eine bessere Planbarkeit des Geschäfts gehöre samt Reservierungen.
Hotel
Auch das Hotel, das Ernst Willi Funke im Haus Berkenbaum betreibt, kann die Situation im Restaurant nicht ausgleichen. „Wir haben Übernachtungsgäste. Die Zahl ist aber nicht mit der vor der Pandemie vergleichbar. Das Homeoffice schadet dem Hotelgewerbe sehr. Und das wird sich auch nicht mehr dorthin entwickeln, wo es 2019 war“, so Funke.
Die Gastronomie ist im Wandel und die Zahl der Betriebe nimmt ab. Das geht aus Zahlen des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes DeHoGa hervor. So gab es 2005 noch 45 774 Übernachtungsbetriebe in Deutschland, 2020 waren es noch 43 771. Auch die Zahl der Restaurants ist in dieser Zeit rückläufig gewesen – von 75 240 auf 70 619. Deutlich ist der Rückgang auch bei den Kneipen und Schankwirtschaften. Von diesen gab es 2005 noch 33 296 und vor zwei Jahren nur noch 28 808. Eine umgekehrte Entwicklung erleben die Imbissbetriebe. Ihre Zahl wuchs von 2005, als es 31 086 gab, auf 37 056 im Jahr 2020.