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Nach Sprengungen: SPD fordert Polizeiwache in Kierspe

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Von: Frank Zacharias

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Streifenwagen der Polizei und Polizist
Mehr Sicherheit dank eigener Wache und eigenem Streifenwagen? „Mehr Polizei ist immer besser“, sagt Meinerzhagens Wachleiter Markus Nowak. Neben den räumlichen sind aber vor allem die personellen Möglichkeiten begrenzt. © Grossert

Bekommt Kierspe eine eigene Polizeiwache? Ginge es nach der SPD-Fraktion im Stadtrat: durchaus.

Kierspe – Zwei Geldautomaten-Sprengungen innerhalb weniger Wochen, dazu ein versuchter Einbruch in die Volksbank und eine Kriminalitätsstatistik, die deutlich mehr Delikte aufweist als noch im Jahr zuvor (+43,6 Prozent, die MZ berichtete) – das Sicherheitsgefühl der Kiersper hat in jüngster Zeit enorm gelitten. Davon ist zumindest die SPD in Kierspe überzeugt, die jetzt mit einem Antrag mehr Polizeipräsenz im Ort herstellen will: Die Stadt soll eine eigene, durchgehend geöffnete Polizeiwache nebst eigenem Streifenwagen erhalten.

Auslöser sind dabei die beiden Straftaten im Januar und Anfang Februar, die landesweit für Aufsehen gesorgt haben. Die Sprengungen der Geldautomaten an der Thinglinde- und Friedrich-Ebert-Straße hätten gezeigt, „dass wir hier nicht in einem Land der Glückseligen leben“, sagt Christian Reppel, Fraktionsvorsitzender der Kiersper SPD.

„Kierspe nicht zufällig von Banden aufgesucht“

Es sei unbestritten, so schreiben Reppel und Fraktionsmitglied Sercan Celik in dem Antrag, der dem Rat in seiner nächsten Sitzung vorgelegt werden soll, dass Kierspe „nicht zufällig, sondern gezielt von organisierten kriminellen Banden aufgesucht wurde“. Zudem seien – unabhängig von den schwerwiegenden Vorfällen – auch die „allgemeinen Problembezirke“ in Kierspe bekannt. Eine Polizeiwache könne dem entgegenwirken.

Konkret erhofft sich die SPD folgende Auswirkungen:

Nicht zuletzt könne eine eigene Polizeiwache zur Entspannung der aktuellen Verkehrssituation in Kierspe beitragen, heißt es weiter. Auch Verkehrserziehung und -aufklärung könnten dazu beitragen. Solche Präventionsmaßnahmen erfolgten jedoch bereits durch die beiden für Kierspe abgestellten Beamten Marco Sassen und Christian Münster, wie Meinerzhagens Wachleiter Markus Nowak im Gespräch mit der MZ erklärt. So komme es auch, dass der Bezirksdienst in Kierspe offiziell zwar werktags von 6 bis 14 Uhr im Rathaus am Springerweg besetzt sei, die Beamten aber dort meist nicht säßen. „80 Prozent der Arbeitszeit sind Außendienst“, so Nowak. Ob Schulwegsicherung, Fahrradprüfung an Schulen oder Verfolgung kleiner Delikte – die Bezirksbeamten sind einen großen Teil ihrer Arbeitszeit im Ort unterwegs.

Hinweis auf das Büro der Polizei am Springerweg.
Hinweis auf das Büro der Polizei am Springerweg. © Zentz

Die Stärke einer kompletten Wache ersetzt dieser Dienst natürlich nicht. „Mehr Polizei ist zunächst natürlich immer gut“, sagt Markus Nowak, „aber solche Pläne müssen natürlich auch mit dem vorhanden Personal geregelt werden.“ Und hier sei der Personalschlüssel entscheidend, der sich zwar auch nach der Kriminalitätsrate, aber auch nach der Größe einer Stadt richte. „Grundsätzlich ist es verständlich, dass das Sicherheitsgefühl der Kiersper Bürger nach den jüngsten Vorfällen leidet“, so der Wachleiter, der aber auch daran erinnert, dass man nach der zweiten Geldautomaten-Sprengung Anfang Februar schnell die Verfolgung der Täter habe aufnehmen können, weil der Streifenwagen gerade in Kierspe unterwegs war.

Auch Streifenwagen gefordert

Ein weiterer, fester Streifenwagen wäre für die SPD Kierspe ein weiter Gewinn an Sicherheit, wie es in dem Antrag heißt. „Kierspe wird auch wegen der vielen Fluchtwege als Tatort ausgewählt“, ist Christian Reppel überzeugt. Nur ein einziges Polizeiauto für das große Gebiet zwischen Listertal und Rönsahl sei da schlichtweg zu wenig, um Straftäter abzuschrecken.

Unterstützt wird die Kiersper SPD auch vom heimischen Landtagsabgeordneten Gordan Dudas, der eine entsprechende Kleine Anfrage ans Innenministerium gestellt hat. „Die Bearbeitungszeit dieser Anfragen liegt bei etwa vier Wochen. Wenn durch einen positiven Ratsbeschluss weiterer Druck aus Kierspe kommt, bin ich gespannt, wie das Land reagiert“, sagt Christian Reppel. Wie die übrigen Fraktionen den Vorstoß beurteilen, wisse er noch nicht – genauso wenig, ob es überhaupt Chancen auf eine Kiersper Polizeiwache gibt. Mit Populismus habe der Antrag nichts zu tun, betont der Fraktionsvorsitzende. „Man wird sich in Düsseldorf sicher schwer damit tun. Aber wir wollen dort für das Thema sensibilisieren und die Menschen mobilisieren – und einfach alle Möglichkeiten, die wir haben, nutzen.“

Inwieweit eine weitere Wache für das NRW-Innenministerium überhaupt infrage kommt, hätte die MZ übrigens auch direkt aus Düsseldorf gerne erfahren. Eine entsprechende Anfrage blieb allerdings auch nach drei Tagen unbeantwortet. Für eine Stellungnahme war die Pressestelle überdies nicht erreichbar.

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