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Machtlos gegen das Wasser vor einem Jahr

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Von: Johannes Becker

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Mit Sandsäcken und Pumpen versuchte die Kiersper Wehr, gegen das Wasser anzukämpfen. Doch letztlich gelang es nicht, gegen die Wassermassen anzukommen.
Mit Sandsäcken und Pumpen versuchte die Kiersper Wehr, gegen das Wasser anzukämpfen. Doch letztlich gelang es nicht, gegen die Wassermassen anzukommen. © Feuerwehr Kierspe

Allein die Stadt Kierspe hat Schäden an ihrer Infrastruktur erlitten, deren Regulierung knapp eine Million Euro kosten wird. Dazu kommen noch viele geschädigte Haus- und Gewerbebesitzer. So hatte die Kiersper Provinzial-Geschäftsstelle nach dem Hochwasser 20 Schäden angezeigt bekommen – die Hälfte der Versicherten hatte auch tatsächlich eine Elementarschadenversicherung, berichtete damals Stephan Jatzkowski, Inhaber der Provinzial-Agentur in Kierspe.

Kierspe - Wenig deutet am Mittwoch, 14. Juli, daraufhin, dass es zu einem Jahrhunderthochwasser im Volmetal kommen wird. Als die ersten ernst zu nehmenden Warnungen kommen, hat gerade leichter Regen eingesetzt. Doch spätestens am Nachmittag wird klar: Auch Kierspe wird von den Folgen des Starkregens nicht verschont bleiben. Immer mehr Wasser kommt die Hänge herunter und verwandelt kleine Bäche in reißende Ströme. Und auch die Jubachtalsperre, die bereits vor dem Starkregen gut gefüllt war, tritt über die Mauer und füllt das kleine Bachbett im Tal in rasender Geschwindigkeit. Dort, wo Häuser und Firmen nahe der Gewässer stehen, laufen zuerst die Keller voll und dann auch schnell das Erdgeschoss.

Bei einer Firma, so berichtet später die Feuerwehr, sei das Wasser auf der einen Seite in die Halle gelaufen und auf der anderen Seite wieder heraus. Alles was im Weg gestanden habe, sei mitgerissen worden. In einem Privathaus im Volmetal barst ein Heizöltank, und Teile der Kreisstraße wurden nahe Mühlenschmidthausen weggeschwemmt.

„Wenn man dann aber die Bilder aus dem Ahrtal gesehen hat, wurde schnell klar, wir sind hier, trotz der Schäden, glimpflich davongekommen“, sagt Christian Schwanke, Pressesprecher der Kiersper Feuerwehr, rückblickend.

Mehr als 50 Feuerwehreinsätze habe man damals am Mittwoch und in der Nacht zu Donnerstag abarbeiten müssen, berichtet er. Doch letztlich habe man mit dem zur Verfügung stehenden Material wenig bis nichts gegen die Fluten anrichten können. „Da nützen dann auch Sandsäcke nichts mehr, und auch die Tauchpumpen können gegen Wasser, das von allen Seiten strömt, nichts anrichten“, sagt Schwanke.

Trotzdem habe man in der Folge der Ereignisse zusätzliche Pumpen angeschafft und auch zusätzliche Sandsäcke gekauft. „Wir wollen in Zukunft bei solchen Ereignissen noch stärker über die sozialen Netzwerke warnen, auch soll dann ein Feuerwehrmitglied des Social-Media-Teams in der Leitstelle des Gerätehauses bleiben, um aktuelle Meldungen verbreiten zu können. Das funktioniert einfach nicht, wenn die Leute mit zum Einsatz fahren“, fasst er die Planungen zusammen. Die Erfahrungen aus dem Hochwasser sollen in ein Konzept einfließen, das sich in der Erstellung befinde. In dieses Konzept sollten auch Erkenntnisse aus einem Arbeitskreis fließen, der mit Teilnehmern aus zahlreichen Volmekommunen besetzt ist.

Abschließend sagt Schwanke: „Wir waren sicher besser aufgestellt als viele andere Wehren. Aber wir haben auch viel Glück gehabt.“

Die K 3 im Bereich Mühlen-Schmidthausen war zum Teil unterspült worden, ein Teil der Straße brach weg.
Die K 3 im Bereich Mühlen-Schmidthausen war zum Teil unterspült worden, ein Teil der Straße brach weg. © Becker, Johannes

Doch auch, wenn die Schäden nicht mit denen in anderen Kommunen volmeabwärts oder gar im Ahrtal zu vergleichen sind, wird durch einen Anruf bei der Stadtverwaltung klar, dass noch längst nicht wieder alles so ist, wie es vor dem Hochwasser war. Dorette Vormann-Berg berichtet als Vertreterin des Bürgermeisters von einem Gesamtschaden in Höhe von 964 555 Euro, der der Stadt Kierspe entstanden sei. So stehe es in dem Wiederaufbauplan, der dem Rat am 29. März vorgelegt worden sei und dessen Regulierung die Bezirksregierung Ende Juni zugesagt habe. „Einige der Maßnahmen sind schon recht weit gediehen, aber komplett abgeschlossen ist noch keine“, so Vormann-Berg. Weit gekommen sei man bei der Böschungssicherung. Doch an der Wiederherstellung der Pumpstation in Bollwerk arbeite man noch. Und mit dem Durchlass unter der B 54 im Bereich In der Grüne habe man noch gar nicht begonnen. Vormann-Berg: „Diese Arbeiten lassen sich nur bei einer halbseitigen Sperrung der Straße ausführen. Deshalb wollen wir damit warten, bis Straßen.NRW mit der Ertüchtigung der B 54 im Bereich der Eisenbahnüberführungen beginnt.“

Die Kiersper selbst haben nach dem Hochwasser ihre Solidarität mit denen gezeigt, die vieles verloren haben. Der Verein Menschen helfen öffnete sein Möbellager für die, die ihr Hab und Gut verloren haben. In einem Ladengeschäft an der Kölner Straße wurden Möbel eingelagert, die von XXXL Lutz gespendet wurden und die von Hochwassergeschädigten abgeholt werden konnten. Organisiert hatte diese Spende der SPD-Landtagsabgeordnete Gordan Dudas. Landfrauen, Inner Wheel, um nur zwei zu nennen, sammelten Spenden, die den Menschen in den stark geschädigten Gebieten zugutekamen – unter anderem an der Ahr und in Altena.

Der Kiersper Hartmut Pieta sammelte Spenden und scharte Helfer um sich, um den Menschen im unteren Volmetal beizustehen. „Auch wenn wir täglich über die Medien täglich Bilder von den unvorstellbaren Zerstörungen in den Katastrophengebieten bekommen, gibt es die Not auch vor unserer Haustür“, sagte Pieta damals. Ab Schalksmühle, so berichtete er damals, habe das Hochwasser viele Häuser getroffen und dazu geführt, dass die Menschen vieles verloren hätten.

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