Das Bad ist auch der einzige Raum, der abgetrennt von den anderen ist. Daneben ein größerer Schrank, den Jung Abstellraum nennt. Darin unter anderem die Haustechnik, die einen von der Fotovoltaikanlage gespeisten Stromspeicher enthält. Und über Bad und Abstellmöglichkeit noch ein Schlafraum mit 1,60 Meter breiter Matratze und viel Stauraum in Regalen daneben – zu erreichen ist dieser Bereich über eine Leiter.
Das ganze Haus steht auf einem Anhänger, der unverzichtbarer Teil des Gesamtkonzeptes ist. Denn gebaut werden die Tinyhäuser zwar von einem Kiersper, doch nicht im Sauerland, sondern in Polen, ganz in der Nähe von Krakau. Und in Krakau wohnt mittlerweile auch Dennis Czekalla, der das Unternehmen gegründet hat und große Pläne verfolgt.
Geboren in Lüdenscheid und ausgewachsenen in Kierspe, besuchte Czekalla die Gesamtschule, an der er auch sein Abitur machte. In Halver hat er dann eine Ausbildung zum Elektroniker gemacht und im Verbundstudium in Bochum Wirtschaftsingenieurwesen studiert. Nach Ausbildungs- und Studienabschluss hat Czekalla noch einige Zeit im Vertrieb gearbeitet und ist dann nach Krakau gezogen, um „International Business“ zu studieren. Mittlerweile hat er den Master gemacht und baut seit zwei Jahren seine eigene Firma auf. „Als ich nach Krakau zog, musste ich erst einmal polnisch lernen“, sagt der junge Mann, der zwar polnische Wurzeln hat, sich aber immer als Sauerländer fühlte und in dessen Elternhaus nur Deutsch gesprochen wurde.
Zwei Jahre sei es her, erzählt Czekalla, dass er sein erstes Tinyhaus gesehen habe. „Ich habe sofort das Potenzial gesehen“, sagt er. Danach hat der Neu-Krakauer sofort mit dem Aufbau seines Unternehmens begonnen. Ließ er erst in seinem Auftrag fertigen, baut er die Häuser mittlerweile selber. Im ersten Jahr waren es acht Stück, im zweiten bereits 20 und wenn alles so weiter läuft, werden es in diesem Jahr wohl 30 werden. Gefertigt von 16 Mitarbeitern, von denen elf in der Produktion arbeiten.
„Wer jetzt bestellt, der muss vier Monate auf sein Haus warten“, sagt Erik Jung, der den Vertrieb der Häuser übernommen hat und in Kierspe lebt. Man merkt dem Mann seine Begeisterung für die neuen Häuser an. „Heute Nachmittag kommt ein Ehepaar aus der Eifel, das ein Haus kaufen möchte, um damit nach Süddeutschland zu gehen. Da aber wohl noch ein Kind geplant ist, wird es wohl ein längeres Haus werden als dieses“, sagt Jung und schaut sich um.
Mit dem Haus nach Süddeutschland? Das ist eines der Erfolgsrezepte, denn die Tinyhäuser, die zwischen 5,40 und 8,40 Meter lang sind, werden auf einem Hänger geliefert – dorthin, wo der Kunde es wünscht. Und wenn er den Wohnort wechselt, kommt das Haus an die Anhängerkupplung. Dann hat das Zugfahrzeug aber einiges zu ziehen, denn die kleinsten Häuser wiegen – voll ausgestattet – 3,5 Tonnen.
„80 Prozent der Kunden wohnen selbst in den Häusern. Die restlichen 20 Prozent vermieten“, erzählt Czekalla. Die, die dauerhaft in den Minihäusern leben, haben dann wohl meist einen Kanal-, Frischwasser- und Stromanschluss. Zwingend notwendig ist das aber nicht, denn die Tinyhäuser können auch autark betrieben werden. Brauch- und Frischwassertank ermöglichen diesen Betrieb, vor allem aber die Fotovoltaikanlage auf dem Dach, die nicht nur den Strom für warmes Wasser, und Elektrogeräte liefert, sondern auch die Klimaanlage und die Fußbodenheizung versorgt. Letztlich sind diese Häuser dann auch eher ein Wohnmobil. Jung betont aber, dass die Häuser gedämmt sind und allen Standards eines Wohnhauses entsprechen.
„Natürlich kann man die Häuser auch ohne Anhänger bekommen und aufstellen lassen. Wer sie auf dem Hänger lässt, muss diesen vom TÜV überprüfen lassen, wenn er nach ein paar Jahren den Standort wechseln möchte. Doch dann wird nur der Hänger überprüft, das Haus gilt als Ladung. Das sieht beim klassischen Wohnmobil anders aus“, erzählt der Vertriebsmann. Grenzen für den Einsatz der Häuser sieht Jung nicht. Da sei der Mann, der im Speckgürtel von München ein Grundstück besitze, auf dem nun etliche der Häuser einen Platz finden würden. Oder eben auch Menschen, die einen anderen Lebensstil bevorzugen würden. „Man braucht schon Disziplin, um auf solch engem Raum zu wohnen. Doch unsere Kunden sehen vor allem die Vorteile, die sich durch die Flexibilität und den Preis ergeben“, so Jung. Bei 48 000 Euro gehe es los – alles Weitere hänge von den Kundenwünschen ab.
Später, so kann es sich Dennis Czekalla vorstellen, könnte diese Individualisierung und Möblierung auch in Kierspe stattfinden, „wenn wir Investoren und ein geeignetes Grundstück finden. Die Gespräche mit Banken beginnen in der kommenden Woche“.
Und das Haus in Kierspe, das derzeit auf dem Parkplatz des Restaurants Nayana stehen darf? „Wenn sich ein Käufer findet, dann geht es weg“, sagt Jung und verspricht, dass dann aber auch wieder ein neues kommt – denn man müsse diese Häuser „erlebt“ haben, um sie zu kaufen. Später, wenn das mit dem Grundstück in Kierspe klappen sollte, dann würden dort auch Musterhäuser stehen – dauerhaft.
Die Firma
Isella Group heißt das Unternehmen von Dennis Czekalla, zu dem auch Berghaus-Tinyhouse gehört. Der Firmensitz ist in Kierspe, die Produktion derzeit noch ausschließlich in Polen. Weitere Informationen gibt´s im Netz unter www.berghaus-tinyhouse.com.