Woche der Ausbildung: Weniger Azubi-Anwärter zur Auswahl

WOCHE DER AUSBILDUNG Mehr offene Stellen, weniger Ausbildungsanwärter
Kierspe – Es gibt 2620 Ausbildungsstellen im Märkischen Kreis, ein Plus von mehr als zehn Prozent. Aber nur 1563 Interessierte, die bei der Agentur für Arbeit gemeldet sind. Und die Schere zwischen offenen Stellen und Ausbildungsanwärtern klaffe immer weiter auseinander, wissen Regina Linek und Britta Holthaus-Kleiner vom Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur zu berichten.
Zwar sei es im kaufmännischen Bereich noch ein wenig leichter, Azubis zu finden. Doch zeichne sich hier schon ab, dass es immer schwieriger wird, junge Menschen für eine Ausbildung zu finden. Es gebe immer weniger Jugendliche und viele von ihnen wollten Abitur machen. Besonders betroffen ist ganz allgemein das Handwerk.
„Früher konnte der Betrieb den Lehrling aussuchen“, verdeutlicht Achim Gohmann, zusammen mit Nico Gohmann Geschäftsführer der Dieter Gohmann GmbH, ein Kiersper Unternehmen, das seit vielen Jahren im Straßen- und Tiefbau aktiv ist. Im Rahmen der aktuell laufenden Woche der Ausbildung waren dort am Mittwoch Linek und Holthaus-Kleiner zusammen mit Bürgermeister Olaf Stelse zu Gast, um über die Problematik Ausbildung zu sprechen.
Alle Nachrichten aus Kierspe per E-Mail. Abonnieren Sie kostenlos unseren Newsletter.
„Wir würden sehr gerne einen Azubi nehmen“, sagt Achim Gohmann, der auch andere Arbeitskräfte, vom Hilfsarbeiter bis zum Facharbeiter und Lastwagenfahrer, sucht. Doch es finde sich niemand, der Straßenbauer werden möchte. Der letzte Azubi von Gohmann absolviere in diesem Jahr seine Gesellenprüfung. Für den Geschäftsführer des Kiersper Unternehmens ist klar, dass der Gesetzgeber eingreifen müsse, um die teilweise exorbitanten und berufsfernen Anforderungen für Azubis zurückzudrehen.
Es könne nicht sein, dass ein Arbeitnehmer, der den Lastwagenführerschein macht, dem Betrieb drei Monate fehle, nannte Gohmann ein Beispiel. In den vergangenen zwei Jahren habe es keine Bewerbungen gegeben. Selbst auf die 60 Werbespots im Radio habe es nicht eine Meldung gegeben. Die Folge: Immer mehr Stellen bleiben unbesetzt, es fehlten die Arbeitskräfte. Was vom Bürgermeister bestätigt wurde. Hinzu komme noch, es fehle die Nachfolgegeneration.
Dabei hätten gerade Handwerksberufe Perspektiven und der Straßenbauer sei einer der bestverdienenden Berufe im Handwerk. Daher müsse sich insgesamt die Sichtweise ändern, ein Umdenken sei erforderlich, auch bei den Jugendlichen, deren Mentalität sich geändert habe. Möglichkeiten dazu zeigte Olaf Stelse auf: Einmal wies er auf die Ausbildungsbörse hin, die am 23. Mai in Kierspe stattfindet und bei der man wenigstens in der Broschüre Werbung betreiben könne.
Zudem gebe es im Rahmen des Leader-Projekts Ober an der Volme Arbeitgeberseiten, auf denen sich Unternehmen präsentieren können. Und hinsichtlich er hohen Anforderungen bietet die Arbeitsagentur eine assistierte Ausbildung an, bei der Nachhilfe gefördert wird.