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„Ist er eine Bereicherung?“ Hegering reagiert auf den Wolf im MK

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Von: Monika Salzmann

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Für Landwirt Karsten Schäfer mehren sich die Anzeichen dafür, dass ein Wolf ein Kalb auf seiner Wiese gerissen hat.
Hegering-Leiter Matthias Heveling kann beim Thema Wolf „beide Seiten verstehen“. © Boris Roessler / DPA

„Als Naturfreund freue ich mich, wenn eine neue Tierart da ist. Jedoch muss man emotionslos beobachten, ob sie eine Bereicherung ist“, sagt Matthias Heveling, Leiter des Hegerings Kierspe-Rönsahl. Was den Wolf angeht, der nach dem jüngsten Nutztierriss in Lüdenscheid für reichlich Gesprächsstoff sorgt, ist Heveling hin- und hergerissen.

Kierspe - „Ich kann beide Seiten verstehen“, sagt er. Zwar sei der Wolf ein faszinierendes Tier. Wenn sich jedoch keiner mehr traue, Schafe zu halten, verändere das die Kulturlandschaft und Biodiversität. Unbeantwortet stellt er die Frage „Ist er (der Wolf) eine Bereicherung?“ in den Raum.

Schon im Sommer 2019 sei in Kierspe ein Wolf gesichtet worden, berichtet der Hegeringleiter. Er sei damals mehrfach fotografiert und auch vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) bestätigt worden. Damals sei ein Kalb in Kierspe gerissen worden – nachdem kurz zuvor ein Wolf im Ebbegebirge gesichtet worden war.

Den Wolf, der jüngst in Lüdenscheid fünf Schafe getötet hat, hält Matthias Heveling für einen durchziehenden Wolf. „Wir haben hier noch kein ansässiges Wolfsrudel“, weiß er. Gesichert seien Wolfsrudel im Siegerland und im Oberbergischen.

„Ist er eine Bereicherung?“ Hegering in Kierspe reagiert auf den Wolf im MK

Ein durchziehender Wolf halte sich in der Region vielleicht 14 Tage auf – und ziehe dann weiter. Das Problem sei, dass er Nutztiere reiße. Empfohlene Schutzzäune von 1,50 Metern Höhe seien für den Wolf kein Hindernis. „Viele buddeln sich auch unten durch.“ Bei Wildtieren dauere es länger, bis man ein gerissenes Tier sehe. „Hier ist die Dunkelziffer hoch.“

Aus seiner Sicht sei der Wolf in der Region nicht akzeptiert. „Viele haben Angst davor.“ Durch Haushundgenetik – verursacht durch Wölfe, die aus Italien eingewandert sind und nachgewiesen 20 Prozent DNA von Haushunden haben – verliere der Wolf zudem seine Scheu.

„Verscheuchen darf man, vergrämen auch, aber nur dann, wenn er hohen Schaden verursacht.“ Die Jagd auf den Wolf als streng geschützte Tierart sei jedoch ausnahmslos untersagt. In Sachsen sei der Wolf bereits ins Jagdrecht aufgenommen worden, jedoch ohne Jagdzeit. Gleiches sei in Niedersachsen geschehen, was nicht heiße, dass Wölfe dort nicht nach wie vor unter Schutz stehen. „Meines Erachtens ist der Wolf dort auch besser aufgehoben.“ Das Naturschutzrecht sei ein reines Schutzrecht, erklärt er. Das Jagdrecht habe schützende – der Jäger ist zur Hege verpflichtet – und konfliktlösende Funktion. „Daher ist der Wolf langfristig aus meiner Sicht im Jagdrecht besser aufgehoben.“

Trotz einer auf rund 2000 Tiere angewachsenen Wolfspopulation in Deutschland gelte der Wolf hierzulande immer noch als gefährdet. Als problematisch sieht der Hegeringleiter die Tollwutgefahr an, die vom Wolf ausgehen kann. „Eigentlich ist die Tollwut so gut wie ausgerottet, aber der Wolf ist Tollwut-Überträger“, sagt er.

Definitiv bestätigt seien zudem Übergriffe auf Stöberhunde, die bei Gesellschaftsjagden selbständig in Dickungen nach Wild suchen. „Die Hunde sind an Wild gewöhnt, nicht aber an den Wolf.“ Das könne zu Problemen führen, befürchtet er.

Wolfssichtungen empfiehlt Matthias Heveling zu melden – schon allein aus wissenschaftlichen Gründen. Übergriffe auf Menschen sind dem Hegeringleiter nicht bekannt. Ob sich der Wolf im Märkischen Kreis ansiedeln könnte? „Noch vor fünf Jahren hätte ich gesagt: Nie im Leben. Im Flachland ja, im Mittelgebirge nicht. Seit der Wolf jedoch im Siegerland ist, muss ich sagen: Ja, ich rechne damit.“

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