Erneute Forderung nach Kreisverkehr in Kierspe

Die Fraktionen von FDP und FWG stellen einen gemeinsamen Antrag und denken damit nach eigenen Worten verstärkt in die Zukunft.
Kierspe – Was lange währt, wird endlich gut? Darauf hoffen zumindest die beiden Ratsfraktionen von FDP und FWG. FDP-Fraktionsvorsitzender Armin Jung und FWG-Fraktionschef Peter Christian Schröder stellten in dieser Woche einen gemeinsamen Ratsantrag vor. Darin geht es erneut um einen möglichen Kreisverkehr an der viel befahrenen Kreuzung Wildenkuhlen. Im kommenden Jahr ist es zehn Jahre her, als beide Fraktionen einen ersten Antrag zu diesem Thema stellten. Und auch davor war ein Kreisverkehr immer wieder Thema in der Kommunalpolitik. Als es beispielsweise 2007 um den Ausbau der Kreuzung ging, hatte man im Zuge dessen mit Vertretern der Landespolitik und Straßen.NRW gesprochen.
Durch den Antrag von FDP und FWG im Jahre 2014 spülte das Thema erneut hoch und wurde schließlich Gegenstand der Beratungen im Ausschuss für Stadtentwicklung, Planung und Wirtschaftsförderung. Seinerzeit gab es erneut Gespräche mit Straßen.NRW. Nach damaliger Aussage des Landesbetriebs gäbe es keine Aussicht auf einen Umbau der Kreuzung Wildenkuhlen. „Ein einspuriger Kreisel funktioniert nur bei maximal 25 000 Zuflüssen, die nach dem noch gültigen Verkehrsgutachten auf der Kreuzung Wildenkuhlen überschritten seien. Die Beampelung ist dagegen gut in der Lage, das Verkehrsaufkommen zu bewältigen“, hieß es in der Begründung von Straßen.NRW.
Die Stadt Kierspe sah das damals vollkommen anders. „Da ein Kreisverkehr städtebaulich attraktiver als eine beampelte Kreuzung ist, sollte eine Planung und eine Beantragung von Fördermitteln nicht aus den Augen verloren werden. Zur Vorbereitung eines Förderantrages ist zunächst eine Machbarkeitsstudie erforderlich, die entgegen der Annahme des Landesbetriebs belegt, dass der vorhandene und zukünftige Verkehr über einen Kreisel abgewickelt werden kann. Nach einem vorliegenden Angebot ist mit Kosten von rund 5400 Euro zu rechnen, die über den pauschalen Haushaltsansatz von 5000 Euro abgedeckt sind“, hieß es in der Begründung der Verwaltung. Und weiter: „Im Falle eines positiven Ergebnisses ist für den Förderantrag eine konkretisierende Planung mit nicht unerheblichen Kosten notwendig. Bei beispielhaft angenommenen Umbaukosten von 500 000 Euro wäre bei einer mittleren Schwierigkeitsstufe mit Planungskosten von circa 30 000 Euro zu rechnen.“
Die Fraktionen von FDP und FWG machen nun Dampf und wollen das Thema erneut in den Fokus rücken. Vom Rat fordern die beiden Fraktionen, dass der die Verwaltung damit beauftragt, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um einen Kreisverkehr am Wildenkuhlen zu realisieren.
Bereits vor der letzten Erneuerung der Kreuzung wurde die Planung eines Kreisverkehrs diskutiert und ausdrücklich gewünscht, erinnern die beiden Fraktionen in ihrer Begründung. Das wurde seinerzeit zurückgestellt, „da zunächst eine Verkehrsreduzierung durch eine Umgehungsstraße erreicht werden sollte, um einen einspurigen Kreisverkehr zu ermöglichen“, sagen FWG und FDP weiter in der Begründung. Ob und wann eine Verkehrsreduzierung stattfinden könne, vor allem auch vor dem Hintergrund der Umleitungen aufgrund der Sperrung der Autobahn im Rahmedetal, stehe in den Sternen – damit könne nicht geplant werden. Trotzdem glauben FDP und FWG, dass ein Kreisverkehr am Wildenkuhlen die beste Alternative sei. „Wenn wir jetzt nicht beginnen, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, besteht bei der nächsten Kreuzungssanierung wieder nur eine einzige Alternative“, befürchten FDP und FWG, „nämlich eine beampelte Kreuzung. Das wollen wird nicht!“
Klar sei im Zusammenhang mit einem Kreisverkehr am Wildenkuhlen allerdings auch, dass an der Kreuzung Haunerbusch und Osemundstraße ein weiterer Kreisverkehr entstehen müsste.
Inzwischen habe sich in Kierspe einiges geändert. Beispielsweise gebe es am Wildenkuhlen mehr Platz für einen Kreisel – eventuell sogar einen zweispurigen. Wie Armin Jung erläuterte, gehe man davon aus, dass etwa zehn Jahre vergingen von der Beantragung eines Kreisverkehrs bis zu dessen Realisierung. „Wir dürfen das jetzt nicht verschlafen, deshalb haben wir uns seitens von FWG und FDP überlegt, erneut auf dieses wichtige Thema hinzuweisen.“
„Inzwischen könnte Straßen.NRW die Meinung ja auch geändert haben“, hofft Peter Christian Schröder, „denn Straßen.NRW plant ja für den Tannenbaum einen Kreisverkehr. Und das wird ein Riesenkreisverkehr.“ Das Argument des zu reichlichen Verkehrs zöge nicht mehr, denn was sich über die Kreuzung am Wildenkuhlen bewege, erreiche später ja auch den Tannenbaum, erklärt Schröder.
Wie sich beide Politiker erinnern, sprach 2015 auch dagegen, dass der Kreisverkehr an einer Kreuzung von Bundes- und Landesstraße läge. Das wären dann zwei unterschiedliche Töpfe. „Inzwischen sind derlei Planungen allerdings in einer Hand“, berichtet Armin Jung, „das macht es dann am Ende einfacher.“ Schröder und Jung sind sich sicher, dass ein Kreisverkehr ein echter Gewinn für den Wildenkuhlen sei. Nicht zuletzt sei ein Kreisverkehr auch energetisch kostengünstiger, denn Ampeln bräuchten beispielsweise Strom für den Betrieb.
Wichtig für Peter Christian Schröder ist aber auch die Gestaltung des Kreisverkehrs. „Der Kreisel muss fit sein, um nicht nur Schwerlastverkehr, sondern auch Schwerstlastverkehr aufzunehmen.“ Der Ratsherr erinnert in diesem Zusammenhang an beispielhafte Kreisel, so auch der Kreisverkehr auf der Gummersbacher Westtangente in Höhe des Gewerbegebiets Windhagen. „Damit kommen auch Schwertransporte gut klar“, so Schröder.
Jetzt jedenfalls gehe es in dem Antrag zunächst darum, das Thema Kreisverkehr am Wildenkuhlen keinesfalls aus den Augen zu verlieren, „auch wenn wir einen Kreisverkehr als aktive Kommunalpolitiker vielleicht gar nicht mehr erleben“, schmunzeln beide. „Durch den Antrag entstehen der Stadt Kierspe erst einmal keine Kosten“, erläutern beide Ratsherren. „Das ist ja zunächst nur ein Arbeitsauftrag für die Verwaltung“, so Armin Jung abschließend.
Ausschuss sollte 2015 entscheiden
Der damalige Kiersper Stadtplaner Rainer Schürmann erläuterte im März 2015, „dass der Landesbetrieb Straßen NRW einen Umbau der Kreuzung Wildenkuhlen in einen Kreisverkehrsplatz ablehnt. Der Verkehr ist zu hoch. Es muss ein mehrspuriger Kreisverkehr geplant werden, für den der Raum nicht ausreicht. Mit einer Machbarkeitsstudie kann diese Meinung gegebenenfalls geändert werden.“ Schürmann bat den Ausschuss damals darum, zu entscheiden, wie die weitere Vorgehensweise sein soll. Es sei zu beachten, dass die Möglichkeit eines Kreisels nicht verbaut wird. Armin Jung schlug damals vor, die Entscheidung zum Bundesverkehrswegeplan bezüglich der B 54 als Entlastungsstraße abzuwarten und dann erst die Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben.