Ein Zeichen gegen Missbrauch: Kiersper Gruppe nutzt Gutachten für Mahnwache

Missbrauchsgutachten: Maria 2.0 macht in Kierspe mit Mahnwache aufmerksam.
Kierspe – Im Rahmen einer mit Spannung erwarteten Pressekonferenz stellte Bischof Franz-Josef Overbeck am Dienstagmorgen das Missbrauchsgutachten für das Bistum Essen vor. Bereits im Vorfeld hatte eine Essener Gruppe Maria 2.0 aus diesem Anlass eine Mahnwache angekündigt, ein Vorhaben, dem sich die Kiersper Gruppe anschloss.
Am Nachmittag versammelte man sich vor der Kirche St. Josef. Mit Banner, Kerzen und Plakaten machte die Gruppe auf ihr Anliegen aufmerksam. Mehrere Passanten und Sympathisanten schlossen sich an, sodass am Ende gut zwanzig Menschen vor der Kirche standen, beteten und diskutierten. Mehrere Frauen sprachen Fürbitten für Opfer und Kirche, Gebete zu Maria, der Namensgeberin der Gruppe, waren auch dabei. Weiße Kerzen symbolisierten die Zerrissenheit der Mitglieder von Maria 2.0: Kerzen als Spender von Licht und damit Hoffnung, die Farbe Weiß als Zeichen „gestorbenen Vertrauens“, wie eine Frau formulierte.
Weiß ein Zeichen für Trauer
Weiß ist in vielen Kulturen ein Zeichen der Trauer. Den Anfang machte ein Gebet für die Erdbebenopfer in Syrien und in der Türkei. Wollten die Frauen ihre Anliegen auch nicht miteinander vermischen, so konnten sie doch über die Katastrophe nicht kommentarlos hinweggehen.

Eine der Frauen fasste für die Teilnehmer der Mahnwache die Ergebnisse des Gutachtens zusammen. Für die Zeit seit Gründung des Bistums 1958 hatten die Gutachter Hinweise auf 190 Täter aufgelistet. 226 Betroffene hatten sich beim Bistum gemeldet. Die sozialwissenschaftlich angelegte Studie ging vor allem der Frage nach systemischen Ursachen dieses langjährigen Missbrauchs nach. „Massive Versäumnisse bis hin zur aktiven Vertuschung“ habe es auch im Bistum Essen gegeben, bestätigte auch Bischof Overbeck.
226 beim Bistum gemeldet
Damit das nie wieder geschieht, wurden sämtliche Gemeinden im Bistum dazu verpflichtet, Schutzkonzepte zur Prävention zu entwickeln. Daran arbeite man mit Hochdruck, versicherte auf Anfrage der MZ die Präventionsbeauftragte der Gemeinde, Iris Hacker-Maack. Zur Mahnwache waren weder sie noch offizielle Vertreter der Gemeinde gekommen – im Gegensatz zu Bischof Overbeck, der die Essener Mahnwache besucht hatte.