„Mittlerweile hat man angefangen, das Obergeschoss vom Schutt und die Wände vom Lehm zu befreien“, sagt Keune-Hettich. Über den Räumen liege die Holzdecke, auf der die Last des Schuttes aus kaputten Ziegeln lastet. „Die Holzdielen schimmeln in rasantem Tempo, da im Dachgeschoss die meiste Feuchtigkeit verblieben ist. Vor dem neuen Jahr werden wir wohl leider nicht mit dem Statiker und dem Gutachter in das Obergeschoss gelangen können, um unsere eigene Tätigkeit wieder aufnehmen zu können“, beschreibt die Eigentümerin einen noch langen Weg. Zu klären sei etwa noch, wie die Giebel ertüchtigt werden könnten, wie die Substanz der Balkenlage in den Decken aussieht und welche Maßnahmen später zum Wiederaufbau ergriffen werden müssen.
Die original Eichendielen werden vorsichtig aufgenommen und müssen zur späteren Weiterverwendung luftgetrocknet werden. „Es werden nach und nach die Decken abgestützt, damit man in die oberen Bereiche vordringen und dort so schnell wie möglich den klatschnassen Schutt herausholen kann“, erklärt Sabine Keune-Hettich, die das Gebäude zuletzt auch aus nächster Nähe von oben betrachten konnte. „Ich war mit dem Bauleiter ganz oben auf dem Gerüst und konnte in den abgebrannten Dachstuhl blicken. Man hat den Eindruck, das Haus stehe in einer Halle.“
Rund um das Gebäude stehen mittlerweile zahlreiche Container, um den Schutt entsprechend der Vorgaben trennen zu können. „Das sind Spezialentsorgungen en mass“, sagt Sabine Keune-Hettich. Mittlerweile sei ihr Schreibtisch übersät von Visitenkarten aller Gutachter, Entsorgungsspezialisten und anderer Fachleute. Mehrere Büros von Gutachtern seien derzeit am Gebäude am Werk. Dazu gehören der eigene Statiker, ein Gutachter für Hausschwammbekämpfung und Holzzersetzung und eine Gutachterin für Mauerwerksbegutachtung. Sie müssen allerdings noch darauf warten, mit ihrer Arbeit beginnen zu können. „Die Decken, beziehungsweise was noch übrig ist, werden von unten gestützt. Die Gefahr, dass man irgendwo einbrechen könnte, ist sehr hoch, auch wenn die original Eichendielen noch gut erhalten sind und die Lasten tragen. Es muss immer mit den Gefahren gerechnet werden bei einer Entkernung im Inneren.“
Weiterhin ungeklärt ist die genaue Brandursache. Vonseiten der Polizei gibt es immer noch keine weiteren Erkenntnisse, wie Polizeisprecher Marcel Dilling auf MZ-Anfrage erklärte. Zwei Sachverständige hätten sich das Gebäude nach dem Feuer angeschaut, wobei auch eine Drohne zum Einsatz gekommen sei, da das Haus an manchen Stellen nicht betreten werden konnte (wir berichteten). „Das Ergebnis eines Sachverständigen steht noch aus“, so Dilling. Die Ermittlungen dauern also noch an – an der Vermutung, dass es sich um Brandstiftung gehandelt hat, hält man aber fest.