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Die Lok dampft auf einem Dachboden in Kierspe 

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Von: Thilo Kortmann

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Horst Beckers Augen glänzen wie Kinderaugen, wenn er sich um seine Modelleisenbahnanlagen kümmert und das „Krokodil“ seine Runden dreht.
Horst Beckers Augen glänzen wie Kinderaugen, wenn er sich um seine Modelleisenbahnanlagen kümmert und das „Krokodil“ seine Runden dreht. © Thilo Kortmann

Die Faszination Modelleisenbahn wird immer noch gelebt. So sehr von Horst Becker auf dem Dachboden seiner alten Brennerei in Rönsahl, sodass das Folgen hat.

Kierspe - Jetzt ist kein Platz mehr auf dem Dachboden der Brennerei. Überall moderne und alte Lokomotiven, Gleise, Dampf, Lichter, Städte und Landschaften. Aber alles im kleinen Format. Hört sich nicht nur nach Modelleisenbahn an, sondern ist es auch.

Viele Details wie dieses Gandhi-Zitat sind auf den Anlagen zu finden: „Sei du selbst die Veränderung, die du dir für die Welt wünscht“.
Viele Details wie dieses Gandhi-Zitat sind auf den Anlagen zu finden: „Sei du selbst die Veränderung, die du dir für die Welt wünscht“. © Thilo Kortmann

Die Brennerei ist mittlerweile zur großen Spielwiese für traditionelle Hobbys geworden. Besser gesagt: Horst Becker verwirklicht seine Kindheitsträume in der alten Brennerei. Bier, Konzerte, Modelleisenbahn, so könnte man es an der Hauptstraße auf den Punkt bringen. Neben dem Bierbrauen und der Kleinkunst, ist innerhalb von sechs Jahren eine riesige Modelleisenbahnanlage unterm Dach entstanden. Dort ist es jetzt proppenvoll, der Dachboden platzt fast aus allen Nähten. „Ich muss ja auch noch herumlaufen können“, sagt Becker und grinst.

An der fiktiven Berglandschaft hat ein Laienprediger aus Wipperfürth-Thier 20 Jahre lang gearbeitet. dann musste er sie aufgeben. Horst Becker hat die Anlage gerettet.
An der fiktiven Berglandschaft hat ein Laienprediger aus Wipperfürth-Thier 20 Jahre lang gearbeitet. dann musste er sie aufgeben. Horst Becker hat die Anlage gerettet. © Thilo Kortmann

Mit der insgesamt achten Modelleisenbahnanlage stößt der Rönsahler, so bezeichnet sich der Rentner, jetzt an die räumlichen Grenzen des Dachbodens. Und nicht nur die Bewegung würde mit weiteren neuen Anlagen eingeschränkt: „Jetzt ist Schluss mit neuen Anlagen. Ich muss ansonsten die Requisiten vom Weihnachtsmarkt ausquartieren. Aber das geht ja nicht“, sagt er und lächelt.

100 Quadratmeter

Auf 100 Quadratmetern hat er nach und nach Modelleisenbahnanlagen zusammengefügt. Los ging es vor sechs Jahren mit seinem eigenen Modell. Nach und nach kaufte Becker Anlagen hinzu, holte sie bei Privatpersonen, die sie los werden wollten, von den Dachböden. Von einem Dachboden ging es dann auf den nächsten, auf den an der Hauptstraße.

 Jetzt ist Schluss mit neuen Anlagen. Ich muss ansonsten die Requisiten vom Weihnachtsmarkt ausquartieren. Aber das geht ja nicht.

Horst Becker

„Es sind Anlagen, die Menschen aufgrund von Umzügen und Platzproblemen einfach loswerden wollten“, sagt der Senior. Zusammen mit Helmut Bremecker und seinem Sohn Stefan Becker habe man die Modelle zum Teil sehr aufwenig abgebaut und wieder aufgebaut.

Alte Anlagen aus der Region

Die Konstruktionen mit analoger Technik stammten von Kierspern wie Dieter Waldhelm oder „eines Laienpredigers aus Wipperfürth-Thier“, wie Becker mit seiner unverwechselbaren Art erzählt. An dieser Anlage, so der ehemalige Ortsvorsteher, habe der „Wipperfürther Laienprediger oder Laienbruder“ 20 Jahre lang gearbeitet. Dabei sei aus Gips eine fiktive Berglandschaft entstanden. Da stecke so viel Arbeit drin, „das Modell ist unbezahlbar“, sagt Becker, während er an den zahlreichen Märklin-Reglern Züge in Bewegung setzt. Aus einem Zug qualmt es sogar. „Natürlich muss die Lok qualmen, sonst wäre es ja auch keine Dampflok“, antwortet der 81-Jährige. Für den Dampf sorgt eine spezielle Flüssigkeit.

Mit dem Kran kann Horst Becker Schrott auf einen Waggon seiner Modelleisenbahn verladen.
Mit dem Kran kann Horst Becker Schrott auf einen Waggon seiner Modelleisenbahn verladen. © Thilo Kortmann

„Im Sommer macht das hier mehr Spaß“, sagt Becker, während schon wieder ein Zug entgleist ist. Es ist der rote Schienenbus, „man, das läuft sonst wie geschmiert.“ Bei der Kälte funktioniere, so Becker, die Technik nicht so gut. Deshalb verzichtet er auch momentan auf das Verstellen der Gleise. Stolz präsentiert Becker auch den Kran mit Magnet, mit dem er Schrott auf einen Waggon befördert.

Modellbau nie zu Ende

Und jetzt? Modellbau soll ja nur solange interessant sein, solange man es baut. „Nein“, antwortet Horst Becker wie aus der Pistole geschossen. Beim Modellbau gebe es immer was zu tun, es höre nie auf, sagt er mit glänzenden Augen. Modellieren, Landschaften bauen, verändern, neue Effekte einbauen. Auch wenn auf dem Dachboden kein Platz mehr ist.

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