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Cyber-Mobbing wird für Jugendliche zum Problem

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Tränen fließen bei Jugendlichen, wenn sie sehen, was andere über sie in sozialen Netzwerken wie Facebook oder SchülerVZ ins Internet stellen. Cyber-Mobbing ist ein aktuelles Thema an der Gesamtschule, zu dem es im sechsten Jahrgang jetzt Seminare gibt. ▪
Tränen fließen bei Jugendlichen, wenn sie sehen, was andere über sie in sozialen Netzwerken wie Facebook oder SchülerVZ ins Internet stellen. Cyber-Mobbing ist ein aktuelles Thema an der Gesamtschule, zu dem es im sechsten Jahrgang jetzt Seminare gibt. ▪ © Haase

KIERSPE ▪ „Cyber-Mobbing ist das absichtliche Beleidigen, Bedrohen oder Belästigen von Personen im Internet per Mail, im Chat, auf sozialen Netzwerken wie Facebook oder SchülerVZ oder auch mit dem Handy in Form von Fotos, Videos oder SMS“, informiert Susanne Bisterfeld von der Familienberatungsstelle der Arbeiterwohlfahrt in Meinerzhagen, die jetzt im Rahmen einer Seminarreihe zum Thema in die Klassen des sechsten Jahrgangs der Gesamtschule kommt.

Meist passiere Cyber-Mobbing über einen längeren Zeitraum, erläutert die Fachfrau. Auch Sigrun Wolf, Stufenleiterin für den fünften und sechsten Jahrgang, weiß, dass die negativen Begleiterscheinungen des Internets ständig zunehmen. Viele Schüler klagten über Beleidigungen, Nachstellungen und Belästigungen durch SMS oder auch in den sozialen Netzwerken im World Wide Web, wo sie sich sehr häufig aufhalten.

Die Seminare finden in der Zeit vom 23. bis 26. Januar statt. Dazu kommt Susanne Bisterfeld jeweils für zwei Stunden in jede Klasse. In der ersten Stunde wird sie das Thema im Rahmen einer Powerpointpräsentation aus verschiedenen Perspektiven behandeln und dabei zur Erläuterung auch Filmbeispiele bringen. Ebenfalls zu den möglichen schlimmen Folgen für die Betroffenen will sie etwas sagen: „Sie ziehen sich zurück, trauen sich nicht, darüber zu reden und wissen nicht, wie sie sich dem Mobbing entziehen können.“ Es komme zu Ängsten bis hin zu Phobien.

In der zweiten Stunde geht es dann um die Jugend-Online-Beratung der Awo-Familienberatungsstelle unter http://www.find-yourway.de, die inzwischen recht gut angenommen wird. „In 2011 hatte ich mehr als 400 Mails“, berichtet sie. Alle Mails werden zeitnah möglichst schnell beantwortet. Für diese zweite Stunde geht es in den Computerraum und die Schüler können dann einfach einmal eine Mail an die Jugend-Online-Beratung zum Thema Cyber-Mobbing formulieren und abschicken.

Außerdem ist in die Aktion diesmal noch ein Elternabend eingebunden, um das Thema in die Familien zu tragen und auch die Eltern aufzuklären, Gefahren aufzuzeigen und ihnen mögliche Präventions- und Gegenmaßnahmen näherzubringen. Der Elternabend findet am Donnerstag, 26. Januar, um 19 Uhr statt.

„Das besondere an Cyber-Mobbing ist, dass sich die Inhalte rasch verbreiten, vielen anderen Menschen zugänglich gemacht werden und nur schwer zu entfernen sind“, so die Sozialpädagogin. Es stelle einen Eingriff praktisch rund um die Uhr in die Privatsphäre dar, der vor den eigenen vier Wänden nicht mehr halt mache. Personen, die andere mobben, versteckten sich hinter der scheinbaren Anonymität. Meist kämen sie jedoch aus persönlichen Umfeld. Viele Jugendliche wüssten nicht, dass Cyber-Mobbing strafbar sei und dass die Polizei Möglichkeiten hat, die Täter im Netz ausfindig zu machen und zur Verantwortung zu ziehen, so Bisterfeld.

Rund jeder fünfte Teenager ist bereits über Internet oder Handy belästigt worden und jeder vierte Betroffene hat niemandem davon erzählt, nennt sie einige statistische Zahlen dazu. Sie wird im Rahmen der Seminare auch auf Mobbing, Bullying (jegliche Form wiederholter, verbaler, psychischer oder körperlicher Belästigung), Stalking (jemanden beharrlich verfolgen), Grooming (Anbahnung sexueller Kontakte) und Happy-Slapping (Filmen und Verbreiten von Übergriffen) eingehen und genauso ganz klar etwas dazu sagen, wie Jugendliche sich gegen Cyber-Mobbing wehren können. Das reicht von Meldungen und Anzeigen über Sperrungen für die Täter auf den Websites bis einfach dahin, über das Problem mit anderenzu sprechen.

Auf jeden Fall sollten zur Beweissicherung immer Kopien hergestellt werden, rät Susanne Bisterfeld. Grundsätzlich empfiehlt sie Jugendlichen: „Schütze deine Privatspäre. Sei vorsichtig, welche Angaben du im Internet machst. Deine persönlichen Daten, wie E-Mail- und Wohnadresse, Handynummer oder private Fotos können auch von Cyber-Bullys gegen dich verwendet werden. Achte insbesondere darauf, deine Zugangsdaten geheimzuhalten und ein sicheres Passwort zu verwenden.“

Auch diese Seminarreihe ist eingebunden in das umfrangreiche Programm im Rahmen der pädagogischen Projekte, Suchtprävention und des sozialen Lernens, das hier Frank Bisterfeld als didaktischer Leiter der Gesamtschule kurz erläutert: „Im fünften Jahrgang geht es bei den Mut-tut-gut-Seminaren ums soziale Lernen.“ In der Praxis werde dies dann im Unterricht weiter vertieft sowie auch in einer Stunde im Monat, die von zwei Lehrern gegeben werde. Im sechsten Jahrgang steht dann das Seminar „Unsere Klasse wird ein Team“ an, ein Projekttag zum Thema Freundschaft und Liebe sowie das Anti-Raucher-Projekt „Be smart, don’t start“. Die doppelbesetzte Stunde im Monat zum sozialen Lernen gibt es ebenfalls in der sechsten Klasse und zudem die Seminarreihe zum Cyber-Mobbing.

Im siebten Jahrgang gibt es laut Frank Bisterfeld ein Projekt zur Suchtprävention und den Themenkomplex Sehnsüchte und Essstörungen. Im achten Jahrgang steht die emanzipatorische Mädchenarbeit im Fokus und in den Klassen neun und zehn dann die Berufsorientierung. ▪ Rolf Haase

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