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Bis zu 200 Personen: Gemeinde im MK feiert große Gottesdienste trotz Corona

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Von: Markus Klümper

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Mitten im Corona-Lockdown finden die Gottesdienste in einer Baptisten-Gemeinde des Märkischen Kreises weiter statt. Zum Teil mit bis zu 200 Personen. Doch warum ist das möglich?

Kierspe - Ein surreal wirkendes Bild bietet sich sonntags auf den Parkplätzen der Baptisten-Gemeinden im Volmetal im Sauerland (NRW). Während Kontaktbeschränkungen das Leben der Menschen im Lockdown einengen, treffen sich die Mitglieder dieser Gemeinden mit zum Teil etwa 200 Personen zum Gottesdienst. Das stößt bei so manchem auf Unverständnis und erzeugt Sorge, dass sich so Corona-Hotspots entwickeln könnten. (News zum Coronavirus im MK)

StadtKierspe
KreisMärkischer Kreis
Einwohnerca. 16.000

Aber: „Mit etwa 200 Personen dürfen diese Gottesdienste in Kierspe stattfinden“, stellt Kierspes Bürgermeister Olaf Stelse klar. Dazu seien von der Gemeinde umfangreiche Corona-Schutzkonzepte vorgelegt worden. Sofern die damit verbundenen Auflagen eingehalten werden, sei dies seitens der Verwaltung zu genehmigen. Inwieweit das der Bevölkerung im Kontext zu drohenden Ausgangssperren zu vermitteln ist, sei allerdings eine andere Frage: „Mir wäre es auch lieber, wenn die Teilnehmerzahl noch deutlich reduziert würde, in dem mehrere, aber dafür kleinere Gottesdienste durchgeführt würden.“

Gottesdienste im Corona-Lockdown: Bethaus in Kierspe (NRW) bietet sonst Platz für 1000 Personen

Auch wenn die Genehmigung im Widerspruch zum Ziel der allgemeinen Corona-Schutzauflagen, Kontakte zu reduzieren, zu stehen scheint, hat die Evangeliums-Baptisten-Brüdergemeinde in Kierspe einen Vorteil: Das Bethaus an der Thingslindestraße ist groß und modern: „In normalen Zeiten finden bei uns mehr als 1000 Menschen Platz“, erklärt Arthur Klassen, der früher selbst Pfarrer der Gemeinde war und weiterhin zur Leitung gehört. So sei es eben möglich, unter Einhaltung der Auflagen 200 Personen an Gottesdiensten teilnehmen zu lassen. Üblicherweise kämen, so Klassen, etwa 600 oder 700 Gläubige ins Gebetshaus.

Die Einrichtung des Gebäudes mache die Umsetzung der Corona-Auflagen ebenfalls einfacher. Ein Vorteil, den die Gotteshäuser des Evangelischen Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg zumeist nicht haben: „Gerade kleine, historische Kirchen mit starren Sitzbänken bieten teilweise lediglich 30 Sitzplätze, weil die Sicherheitsabstände berücksichtigt werden müssen“, erläutert Matthias Willnat, Pressesprecher des Kirchenkreises.

Dass die Emporen zeitweise überhaupt nicht mehr genutzt werden durften, hätte einen weiteren Wegfall von potenziellen Sitzplätzen bedeutet, so Willnat weiter. Zwar verfügt auch das Bethaus der Baptisten-Brüdergemeinde in Kierspe über herkömmliche Kirchenbänke, doch die seien derzeit mit einem größeren Abstand angeordnet.

Baptisten-Brüdergemeinde Kierspe - Gottesdienste - Bethaus
Zahlreiche Fahrzeuge stehen an Sonntagen auf dem Parkplatz am Bethaus der Baptisten-Brüdergemeinde Kierspe. © Klümper, Markus

Religionsgemeinschaften seien hinsichtlich der Corona-Auflagen privilegiert, zumindest derzeit noch im Märkischen Kreis. Dass im Nachbarkreis Gottesdienste in dieser Form verboten wurden, folgere nicht wegen einer Ungleichbehandlung, sondern aufgrund des Inzidenzwerts. „Im Oberbergischen Kreis lag der Inzidenzwert zeitweise bei über 200, bei uns ist er aber deutlich darunter“, sagt Hendrik Klein, Pressesprecher des Märkischen Kreises. Auch im Märkischen Kreis würden bei Überschreitung des Grenzwerts von 200 die Gottesdienste untersagt. Derzeit gäbe es dazu aber keinen Anlass.

Gottesdienste in Kierspe (NRW) Thema bei Gesprächen

„Solange wir keine Hinweise haben, dass die Hygienekonzepte nicht eingehalten werden, besteht für uns kein Grund einzugreifen“, erklärt Bürgermeister Olaf Stelse. Das sähe man auch in den Rathäusern von Meinerzhagen und Halver so. Stelse steht nach eigenem Bekunden in engem Kontakt mit seinen Amtskollegen, und die Baptisten-Gottesdienste seien dabei ein Thema.

Jedoch stoßen die Menschenansammlungen nicht immer auf Verständnis in der Bevölkerung. Wie der Bürgermeister weiter erklärt, läge im Rathaus „eine Beschwerdelage vor, der man nun auch nachgehen wird“. Die öffentliche Wahrnehmung sei aber auch den Baptisten bewusst. Klassen versteht nach eigenem Bekunden die Bedenken, sieht aber die Gottesdienste als notwendig für das christliche Leben an: „Wir haben schon unsere Veranstaltungen auf das Notwendigste reduziert. Außerdem dauert die Corona-Pandemie bereits so lange, das macht es nicht einfacher.“

Baptisten-Gemeinde: Verharmlosen das Coronavirus nicht

Es würde jede Möglichkeit genutzt, um die Corona-Schutzmaßnahmen zu verbessern, die Auflagen würden oftmals sogar übertroffen. Zudem pflege man den Kontakt zur Bevölkerung, insbesondere zu den Nachbarn des Bethauses. Auch verharmlose oder verleugne man nicht das Coronavirus. Arthur Klassen: „Wir haben bislang keinen Infektionsherd in unserer Gemeinde gehabt, nehmen das Virus sehr ernst.“ Denn: „Wir haben in unserer Mitte Corona-Fälle erlebt und die Gefahr gesehen.“ Ebenso distanziert sich Klassen von Verschwörungstheorien ausdrücklich.

Ab Montag (25. Januar) gilt in NRW die neue Coronaschutzverordnung. Darin stehen auch schärfere Regeln für Gottesdienste.

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