Eigentlich war vorgesehen, dass ein Sohn des Apothekers das Geschäft übernimmt. Doch im vergangenen Jahr zeichnete sich ab, dass dieser das Pharmazie-Studium nicht fortsetzen und beenden konnte. „Seitdem bin ich auf der Suche nach einem Nachfolger“, erklärt Franz-Josef Ruthmann. Er freut sich aber, dass sein Sohn einen Plan B hatte und mittlerweile seine Berufung in einem Unternehmen der Seniorenbetreuung gefunden hat.
Ruthmanns Geschichte als Kiersper Apotheker begann im Jahr 1984: Nach sechs Jahren Tätigkeit in Düsseldorfer Apotheken entschloss sich der aus Münster – dort hatte er auch Pharmazie studiert – stammende Franz-Josef Ruthmann, nach Kierspe zu gehen. In Düsseldorf hatte er seinerzeit kein passendes Objekt gefunden. Er übernahm die Bahnhofs-Apotheke an der Kölner Straße. Elf Jahre später zog es den Neu-Kiersper zu seinem heutigen zentralen Standort. Dort gab und gibt es nicht nur Parkmöglichkeiten, sondern beispielsweise auch eine Arztgemeinschaft in direkter Nachbarschaft. Die mache nie Urlaub, sodass die Patienten nicht zu Vertretungsärzten müssten und daher auch keine kleineren Packungen an Medikamenten verschrieben bekämen. Und auch das Umfeld an Geschäften und Einrichtungen stimme, sodass die Apotheke davon profitiere.
Und zukunftssicher sei das Geschäft ohnehin, ist Ruthmann sicher: Er geht davon aus, dass der Umsatz deutlich steigen wird, nachdem vor einem Monat Hartmut Gerlach seine Post-Apotheke aus Altersgründen geschlossen hat. Dies alles sowie eine Stammkundschaft und die gegebene Barrierefreiheit stimmen den Apotheker zuversichtlich, eine Nachfolgerin beziehungsweise einen Nachfolger zu finden.
Zumal für Franz-Josef Ruthmann klar ist: „Apotheken werden immer wichtiger!“ Dies gelte insbesondere für den ländlichen Raum, wenn auch nicht für Großstädte, wo es manchmal drei Apotheken an einer Straße gebe, der Konkurrenzkampf daher viel größer sei und viel mehr Werbung betrieben werden müsse. Hier genüge oft das (Apotheken-)A an der Straße, um Kunden zu gewinnen.
Doch der 73-Jährige nutzt nicht nur die klassischen Wege um Apotheke und Inventar anzubieten – auch im Online-Portal eBay ist das Geschäft zu finden. Verhandlungsbasis: 230 000 Euro. Sein Sohn habe ihm dabei mit seinen Kontakten geholfen, erzählt der Apotheker.
Ein Zieldatum für den Beginn seines Ruhestands hat sich Franz-Josef Ruthmann nicht gesetzt: Wenn die Einrichtung verkauft sei, betont er. Die sei schon für alles gerüstet und auch E-Rezept-fähig. Lediglich ein Kommissionierer – ein computergesteuerter Roboter, der die Medikamente zum Auswurfschaft an der Ladentheke befördert – fehle, doch der lasse sich vergleichsweise einfach einbauen. Im Übrigen ist der Apotheker auch Besitzer der Geschäftsräume, in denen sich die Montigny-Apotheke befindet. Er würde sie vorzugsweise lieber verkaufen, könne sie aber auch vermieten beziehungsweise verpachten.
Fest steht für ihn: Die Kunden sollen auch weiterhin ihre Medikamente und anderen Dinge in der Montigny-Apotheke erhalten können – irgendwann nur nicht mehr von Franz-Josef Ruthmann.