B 54: Dreimal so viel Schwerlastverkehr im Volmetal

Die Belastung der Bundesstraßen im heimischen Raum ist seit der Sperrung der A 45-Brücke drastisch gestiegen. Auto- und Fernfahrer können davon ein Lied singen.
Kierspe/Meinerzhagen – Nun belegt den Anstieg der Verkehrszahlen aber auch ein Dokument, das Straßen.NRW kürzlich veröffentlicht hat. Und diese Statistik hat es in sich.
Veröffentlicht wurden auf der Homepage von Straßen.NRW die Daten aus Verkehrszählungen an verschiedenen Straßenabschnitten, aufgeschlüsselt nach Monaten und unterteilt in Fahrzeug- und Schwerverkehr. Anhand der Zahlen lässt sich klar die Entwicklung des Verkehrsaufkommens seit der Sperrung der Rahmedetalbrücke erkennen. Erwartungsgemäß sind die Steigerungen enorm. Aus Gründen der Vergleichbarkeit haben wir uns jeweils den November der Jahre 2021 und 2022 angesehen. Das hat zwei Gründe: Der November gilt gemeinhin als der verkehrsstärkste Monat, weil zu dieser Jahreszeit wenige Menschen in den Urlaub fahren. Und: Im November 2021 durfte die Rahmedetalbrücke noch befahren werden.
B 54 Kierspe-Volme
Im Volmetal gibt es drei Stellen, bei denen sich genaueres Hinsehen lohnt: Das sind die B 54 in dem Abschnitt, den Straßen.NRW als Kierspe-Volme bezeichnet, die B 229 im Bereich Lüdenscheid-Brügge und die L 528 im Bereich Breckerfeld.
Den Daten in der veröffentlichten Tabelle zufolge, nutzten im November 2022 von Montag bis Sonntag durchschnittlich 7926 Autos pro Tag die B 54. Lässt man das verkehrsarme Wochenende, das den Durchschnittswert nach unten verfälscht, außen vor und schaut nur auf die Werktage, so liegt der Tagesverkehr bei 9141 Autos. 2021 waren es noch 5976 (Durchschnitt von sieben Tagen) beziehungsweise 6908 Fahrzeuge (Durchschnitt von fünf Tagen). Seit der Sperrung der Talbrücke Rahmede ist damit der Individualverkehr auf der B 54 um 32,6 beziehungsweise 32,3 Prozent gestiegen. Noch viel drastischer ist es beim Schwerverkehr, für den es eine eigene Auswertung gibt: Von November 2021 auf 2022 gab es eine Steigerung von mehr als 200 Prozent. Der Schwerverkehr auf der B 54 im Bereich Kierspe-Volme hat sich also statistisch gesehen mehr als verdreifacht. In absoluten Zahlen bedeutet das: Waren 2021 noch 225 Lkw (Durchschnitt von sieben Tagen) pro Tag unterwegs, kletterte dieser Wert bis November 2022 auf 730. Das entspricht einer Zunahme von 224 Prozent. Noch heftiger ist der Blick auf den Durchschnitt der Werktage: Von Montag bis Freitag fuhren 2021 noch durchschnittlich 306 Lkw pro Tag über die B 54. 2022 riss die Zahl die 1000er-Marke: 1019 Lkw und damit 233 Prozent mehr als im Vorjahr rollten täglich über die Asphaltdecke der B 54.
„Natürlich wirkt sich dieser Mehrverkehr negativ auf den Zustand der Fahrbahn aus“, sagte Andreas Berg, Sprecher des Landesbetriebs Straßen.NRW, auf Nachfrage unserer Zeitung. Eine Analogie lasse sich so einfach aber nicht herstellen, meint Berg: Dass die Straßen dreimal stärker belastet werden, bedeutet also nicht zwingend, dass sie auch dreimal so schnell kaputt sind wie sonst. Dafür würden viel mehr Faktoren eine Rolle spielen: „Grundsätzlich kommt es auf die Substanz der Straße an“, erklärte Berg. „Wenn sich Risse oder Schlaglöcher in der Fahrbahn befinden, ist die Wahrscheinlichkeit relativ groß, dass diese sich mit der Zeit ausweiten.“ Eine intakte Fahrbahndecke kann Belastungen etwas besser wegstecken. Ebenfalls von Bedeutung seien die Witterungsbedingungen, erklärte Berg: „Wenn es im Sommer heiß ist, wird der Asphalt etwas weicher. Fahren dann viele Lkw darüber, bilden sich schneller Spurrillen.“ Bleibe es im Sommer dagegen mild, ist die Gefahr von Spurrillen geringer. Ähnlich ist es auch in der kalten Jahreszeit: Je extremer die Wetterbedingungen, desto schlechter ist es für die Straße. Trotzdem lasse es sich nicht von der Hand weisen, dass eine Mehrbelastung der B 54 vorliegt, die als Bundesstraße natürlich ganz anders berechnet und baulich dimensioniert wurde als eine Autobahn. „Es geht jetzt etwas schneller mit dem Substanzverlust“, beschreibt es Andreas Berg. Er habe große Sorgen, in welchem Zustand das heimische Verkehrsnetz sein wird, wenn die neue Autobahnbrücke in einigen Jahren steht. „Wahrscheinlich wird es Straßen geben, die aussehen wie ein Schweizer Käse – aber mit ganz großen Löchern“, vermutet Berg.
L 528 Breckerfeld
Lohnt noch ein Blick zu den beiden anderen Schwerpunkten des Umleitungsverkehrs im Volmetal. Dazu zählt die L 528 im Bereich Breckerfeld. Schon beim Blick auf den Individualverkehr zeigt sich hier deutlich, dass die Autobahnsperrung wirkt: Nutzten die Strecke 2021 noch 6881 (Durchschnitt von sieben Tagen) beziehungsweise 7752 Autofahrer (Durchschnitt von fünf Tagen) täglich, waren es 2022 plötzlich 8441 beziehungsweise 9441 Pkw, die gezählt wurden. Das entspricht einem prozentualen Zuwachs von 22,7 beziehungsweise 21,8 Prozent.
Noch um zehn Prozent mehr erhöhte sich der Schwerlastverkehr: Statt 338 Lkw (Durchschnitt von sieben Tagen in 2021) waren 515 (Durchschnitt von sieben Tagen in 2022) auf der L 528 unterwegs. Den Anstieg beziffert Straßen.NRW mit 32,7 Prozent. Im Werktagsdurchschnitt liegt der Zuwachs sogar bei 33,3 Prozent (von 528 auf 704 Lkw pro Tag).
B 229 Lüdenscheid-Brügge
Erwartungsgemäß sieht die Situation auch in Lüdenscheid-Brügge nicht wirklich anders aus: Der prozentuale Zuwachs beim Schwerlastverkehr beläuft sich im Sieben-Tage-Durchschnitt auf 58,2 Prozent (von 593 auf 938 Lkw pro Tag). Im Werktagsmittel sind es 59,7 Prozent (von 800 auf 1278 Lkw pro Tag).
Weniger drastisch hat sich die Sperrung der A 45 in Brügge dagegen auf den Individualverkehr ausgewirkt. Pro Tag passierten im November 2022 im Schnitt 15 330 (Durchschnitt von sieben Tagen) beziehungsweise 17 514 Autos (Durchschnitt von fünf Tagen) die B 229. Im Vorjahr waren es 14 185 beziehungsweise 16 297 Fahrzeuge. Der Anstieg fällt mit 8,1 beziehungsweise 7,5 Prozent relativ gering aus.
Die Prozentuale Steigerung ist damit sogar niedriger als in den Vorjahren. Von 2020 auf 2021 hatte es nach den Zahlen von Straßen.NRW nämlich einen Zuwachs von 12,4 beziehungsweise 11,1 Prozent gegeben.
