Mittlerweile finden sich Fliesen in vier leicht voneinander abweichenden Blautönen in dem Becken. Sie zeugen von der regelmäßigen Sanierung und davon, dass über die Jahre gewisse Farbänderungen bei der Herstellung der blauen Kacheln in Kauf genommen werden mussten. „Es ist ganz unterschiedlich, wie viele Fliesen wir jedes Jahr austauschen müssen. Mal sind es nur 50, in anderen Jahren 150“, berichtet Schwimmmeister und Badleiter Matthias Pazmann. Jede einzelne Fliese werde zu Beginn der Arbeiten abgeklopft, um festzustellen, ob es dahinter hohl klingt.
In diesem Jahr sind die Arbeiten aufwendiger als 2021. Denn im vergangenen Jahr durfte das Bad erst im Mai nach dem pandemiebedingten Lockdown wieder öffnen. Da habe man nicht schon im Juli wieder schließen wollen. Vor allem nicht, weil viele Kiersper und Meinerzhagener ihren Urlaub zuhause verbracht hätten, erzählt der Schwimmmeister.
In der Konsequenz fiel die Sanierung des Bades im vergangenen Jahr aus. Davon unabhängig war aber bereits damals geplant worden, dass der sogenannte Beckenumgang neu verfugt wird. Unmittelbar neben dem Becken und hinter dem Überlauf sind die Fugen durch stehendes Wasser und Säuberungen mit dem Hochdruckreiniger so tief ausgewaschen, dass sich Pazmann bei einigen Fliesen wundert, dass diese überhaupt noch an Ort und Stelle Halt finden.
Die Zeit der Badschließung wird auch von einer Fachfirma genutzt, um die große Fensterfront in Richtung der Fußballgolfanlage von innen und außen zu reinigen.
Deutlich einfacher geworden ist die Grundreinigung im Umkleidebereich. Im vergangenen Jahr sind neue Kabinen und Spinde gekommen, die sich sehr viel einfacher abwischen lassen, als die alten gefliesten Trennwände, die schon seit Jahrzehnten das feuchtwarme Klima des Raumes in sich aufgenommen hatten. Neben den klassischen Einzelkabinen gibt es dort jetzt auch sogenannte Familienkabinen, die deutlich mehr Platz bieten. Die Trennwände, Spinde und Sitzgelegenheiten sind alle in den gleichen drei Farben gehalten.
Eine Etage tiefer findet sich die Technik des Bades. Und auch diese muss einmal im Jahr einer Revision unterzogen werden – vor allem die sogenannte Chloranlage.
Während in anderen Bädern einfach Chlorgas in Druckflaschen angeliefert wird, entschied man sich vor Jahrzehnten in Kierspe für eine andere Lösung. Mithilfe von Salztabletten, Wasser und Starkstrom wird das Chlor dort selbst produziert.
„Diese Technik ist zwar viel aufwendiger und teurer. Doch aufgrund der Nähe zur Gesamtschule wollte man die Gefahr eines Chlorgasunfalls so gering wie möglich halten“, erzählt Pazmann. Angenehmer Nebeneffekt dieser Technik: Das Wasser des Kiersper Hallenbades riecht nicht nach Chlor. Ein Umstand, den die Schwimmer zu schätzen wissen und der von Besuchern, die erstmals in dem Bad sind, mit Verwunderung zur Kenntnis genommen wird.
Wenn die Arbeiten in einigen Wochen abgeschlossen sind, werden die Becken erneut gefüllt – und es wird wieder drei bis vier Tage dauern, bis 480 000 Liter Wasser ihren Platz gefunden haben. Dann brauche man noch rund drei Tage, bis das Wasser wieder auf Temperatur ist. Diese wird mit rund 27 Grad Celsius zukünftig rund zwei Grad Celsius unter dem liegen, was Badegäste gewohnt sind. „Auch wir müssen Gas sparen. Bereits vor den Ferien hatten wir die Wasser- und auch Lufttemperatur um ein Grad Celsius abgesenkt. Nun geht es noch ein weiteres Grad runter“, sagt Pazmann.
Der Schwimmmeister berichtet von anderen Bädern, in denen man die Becken aufgefüllt und neu verfliest habe, um von 3,80 Meter Wassertiefe auf zwei Meter zu kommen: „Das spart natürlich viel Energie. Allerdings können dann die Sprungbretter nicht mehr genutzt werden.“
In einem Becken, in dem Schulklassen das Schwimmen als Sportunterricht betreiben und Vereine die Anlage nutzen, sind solch rigorose Sparmaßnahmen allerdings nur schwer vorstellbar.