Wolf im MK: Hegering äußert sich zum Lebensraum

Das Dilemma liegt auf der Hand: Einerseits ist der Wolf ein geschütztes Tier, das nicht bejagt werden darf. Andererseits reißt er auch Nutztiere und versetzt Landwirte und Schafzüchter in große Sorgen. Der Hegering äußert sich vorsichtig.
Halver – „Solange wir Rehwild auf den Wiesen sehen, ist alles in Ordnung.“ Nach den jüngsten Ereignissen in Lüdenscheid, wo das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) einen Wolf als Verursacher eines Nutztierrisses am Stillebeul bestätigt hat, drängt sich die Frage auf, inwieweit die Wolfsfrage – ein heikles, stark polarisierendes Thema seit Jahren– den Hegering Halver beschäftigt.
Das Dilemma liegt auf der Hand: Einerseits ist der Wolf ein geschütztes Tier, das nicht bejagt werden darf. Andererseits reißt er auch Nutztiere und versetzt Landwirte und Schafzüchter in große Sorgen. Der Hegering äußert sich vorsichtig. „Der Wolf hat hier keinen Lebensraum“, meinen Hegeringleiter Mark Holthaus und Kristian Filling, Obmann für Öffentlichkeitsarbeit, übereinstimmend. Die dichte Besiedlung, die vielen Straßen und das hohe Verkehrsaufkommen würden den Halveraner Raum für den Wolf unattraktiv machen. Beide können sich vorstellen, dass der Wolf, der jüngst in Lüdenscheid fünf Schafe gerissen hat, ein einzelner, durchziehender Wolf war. An ein Wolfsrudel glauben beide nicht. „Ein Rudel ist ein Familienverband“, rückendie beiden Jäger gängige Vorstellungen, was und wie groß ein Rudel ist, zurecht.
Danach gehören zu einem Wolfsrudel ausschließlich die Elterntiere, die Welpen und die Jungtiere des Vorjahres, soweit sie noch nicht abgewandert sind. „Durchzieher“ wird ein aus dem Familienverband abgewandertes Jungtier, das auf der Suche nach einem Partner ist, genannt. Wolfsgebiet sei der Märkische Kreis nicht, bekräftigen die beiden Jäger. Hier und da habe man etwas gehört. Speziell in Halver habe es, soweit bekannt, jedoch noch keine Vorkommnisse und Risse von Nutztieren gegeben. „Nichts Bestätigtes.“ Allerdings habe es in Kierspe ein bestätigtes Trittsiegel gegeben. Neben der dichten Besiedlung und den vielen Straßen führen die Halveraner auch die Pandemie als Grund dafür an, dass der Wolf bislang nicht in der Region sesshaft geworden ist. „Durch Corona sind viel mehr Leute im Wald. Da fühlt sich der Wolf nicht mehr wohl.“ Solange Rehwild auf den Wiesen gesichtet werde, sei alles in Ordnung. „Wo der Wolf ist, ist kein anderes Tier“, sagen sie.
Die Problematik, die sich durch Wölfe ergeben können, sehen sie durchaus. Auch die Sorgen der Landwirte und Schafzüchter können sie nachvollziehen. Rechtlich genieße der Wolf den höchsten Schutzstatus. Auf der anderen Seite sei es jedoch auch das Ziel jagdlicher Hege, zu der die Jäger verpflichtet sind, den Wildbestand artenreich und gesund sowie der Landschaft angepasst zu erhalten. Wenn der Wolf Arten verdränge, sei das schon problematisch. Ob der Wolf für den Menschen gefährlich ist? Wenn man auf den Wegen bleibe, nicht. Der Wolf sei ein scheues Tier, das Begegnungen mit Menschen meide. Größere Probleme als mit dem Wolf haben die Jäger mit wildernden Hunden.