Hier brennt der Baum: Unterwegs im Weihnachtswald auf Hof Tacke

Halver - Noch einen Monat bis Weihnachten, und südöstlich von Schwenke brennt schon jetzt der Baum. Wenn man es ganz genau nimmt, ist bei Familie Tacke bereits seit den Herbstferien Weihnachten ausgebrochen. Jetzt, wo für jeden die Weihnachtszeit erst langsam beginnt, ist auf dem Weihnachtsbaumhof Endspurt angesagt. Wir haben uns die „Brandstelle“ mal genauer angesehen.
Es ist 12.30 Uhr, die Sonne lässt die ganzen Ländereien leuchten. Nur blinzelnd kann man sich auf der Eickerhöh umschauen. Doch so weit das Auge reicht: nur Tannenbäume, ganze Weihnachtswälder.
Auf dem Klingelschild steht nicht nur einmal Tacke. Mittlerweile leben in diesem Haus drei Generationen unter einem Dach. Seit 1970 werden rundherum Bäume angebaut und verkauft. Der Hof ist nicht nur Tackes Arbeitsplatz, sondern auch sein Elternhaus. Er wurde hier groß und seine drei Kinder jetzt auch. Unten wohnen noch seine Eltern, die vor 48 Jahren den Hof gründeten.
Das Mittagessen ist gerade beendet, als es klingelt. Eine Tasse Kaffee, bevor es wieder in die Weihnachtsbaumwälder geht, wird sich noch gegönnt. Wir sitzen an einem langen Tisch in der Mitte der Küche. Insgesamt neun leere Suppenteller stehen auf dem Tisch vor verlassenen Plätzen. Am Tisch aß die Familie gemeinsam mit den Saisonarbeitern, die Ende Oktober auf den Hof kamen. „Die haben richtig Biss“, sagt Tacke. Für sechs Monate beschäftigt Tacke fünf Saisonarbeiter zusätzlich auf dem Hof. Drei sind bereits angereist, zwei weitere kommen in den letzten vier Wochen noch hinzu. Wenn alle da sind, ist die Küche der Tackes jeden Tag – fast wie an Weihnachten – mit zwölf Personen gefüllt. Mit dem Kochen für so viele Personen wechseln sich seine Frau und seine Mutter ab.
Weihnachtszeit beginnt schon im September
Beim Blick durch die Wohnung springt schon einiges an Weihnachtsdeko ins Auge – im Grunde fehlt nur noch ein Baum. „Wir beginnen immer schon im September damit, weihnachtlich zu schmücken“, sagt Tünde Tacke. „Wir backen auch schon in den Herbstferien Plätzchen und kaufen alle Geschenke ein, weil wir sonst einfach keine Zeit mehr haben.“
Dabei gebe es zu dieser Zeit nichtmal weihnachtliches Geschenkpapier, sodass auf herkömmliches zurückgegriffen wird. Sie zeigt auf einen Schrank, auf dem versteckt die bereits eingepackten Geschenke darauf warten, unter einen Baum gelegt zu werden. Zunächst bekommen aber alle anderen einen Baum. „Erst, wenn der ganze Stress vorbei ist, gehe ich mit den Kindern in den Wald und säge einen ab, der uns gefällt“, sagt Heiko Tacke.
Kunden von nah und fern
Schon während des Kaffeetrinkens klingelt sein Handy beinahe ununterbrochen. Immer neue Bestellungen kommen rein. Unter anderem von einem Pfarrer aus Essen, der für die Kirchen „schöne große Bäume“ bestellen möchte. Aber am Telefon sind auch Kunden, die Schnittgrün benötigen, um Adventskränze und Gestecke zu fertigen. Die Zweige gehen dann an Friedhofsgärtnereien, Blumenläden oder Privatpersonen.

Ganz aktuell werden die größten Bäume auf den Baumfeldern abgesägt. „Unser größter ist diesmal zwölf Meter hoch und geht auf einen Weihnachtsmarkt.“ Weitere Tannen in der Größe werden unter anderem bis nach Düsseldorf, Wuppertal und ins Freilichtmuseum Hagen geliefert. Viele Abnehmer sind seit vielen Jahren Stammkunden.
Ganz neu hat Tacke dieses Jahr einen Onlinehändler als Kunden dazugewonnen. Insgesamt 200 Bäume, die ganz bestimmte Voraussetzungen erfüllen müssen, hat der bestellt. Für die aufwendigere Auswahl bekommt Tacke dadurch sogar ein paar Euro mehr pro Tanne. „Der Baum muss genau in einen Karton passen, ohne beim Transport beschädigt zu werden“, erklärt Tacke. Die 200 Bäume sucht Tacke alle selber aus und läuft dafür durch die Felder.
Rein in die Gummistiefel und auf in den Wald
Wir ziehen unsere Gummistiefel an, setzen uns in den Pick-Up und fahren zu den Feldern, auf denen gerade gearbeitet wird. Vorbei an seiner Herde Shropshire Schafe, die „Kräuter und Gräser in den Kulturen im Zaum halten“, und quer durch den Wald. Insgesamt 50 Hektar bewirtschaftet Tacke zwischen Bergischem Land und Sauerland. Je näher wir dem Feld kommen, umso lauter werden die Motorsägen. Zwei Saisonarbeiter. die Tacke schon viele Jahre kennt, bewegen sich zwischen den Nordmanntannen und sägen gezielt die mit einem lila Bändchen ab.
Die Bäume, die für Weihnachten zum Verkauf eingeplant sind, wurden bereits im Frühjahr etikettiert. Verschiedene Farben und Muster stehen für Qualität und Größe, was die Auswahl erleichtert. Auch wenn Nordmanntannen 80 Prozent des Marktes ausmachen, bietet der Hof zudem Blaufichten und unbekanntere Arten wie die Colorado- oder Koreatanne an. „Eine Sorte riecht sogar nach Zitrone“, sagt Tacke.
Wir laufen zwischen den eng nebeneinander wachsenden Bäumen hindurch zu den zwei Arbeitern. Momentan werden die Bäume für den Großhandel abgesägt, der passend für das Weihnachtsfest versorgt sein muss. „Man kann sicher sein, dass Bäume im Handel immer schon im November geschnitten wurden.“ Wer einen frischen Baum möchte, kann auf dem Hof Tacke auch selbst schlagen und durch den Weihnachtswald laufen, bis der perfekte Baum gefunden ist.
Ein Keks am Tag
Der, den sich Familie Tacke aussucht, hält dann einige Wochen. Das muss er auch: „Wir lassen den Baum mindestens vier Wochen stehen und genießen ihn dann so lange, wie ihn alle anderen schon vor Weihnachten genossen haben.“ Die Weihnachtszeit ist auf Hof Tacke „Stress pur“, da sind sich alle einig. Gut, dass es bei Tackes schon Kekse gibt.