Im Frühjahr 2021 war der Leoni-Standort in Stolberg verkauft worden. 220 von ehemals 380 Arbeitsplätzen gingen verloren. In Halver hatte die IG Metall im Zuge der angekündigten Schließung des Stolberger Werks Restrukturierungsmaßnahmen und Personalabbau auch in Halver und Roth befürchtet und Gesprächsbereitschaft signalisiert. Der Kabelhersteller war wie weitere Zulieferbetriebe durch die Folgen der Corona-Pandemie unter Druck geraten. Im Oktober 2020 waren in Halver noch 170 Mitarbeiter beschäftigt. Wie viele es heute noch sind, blieb am Freitag unklar. Auf Nachfrage des Allgemeinen Anzeigers gab es bis Redaktionsschluss keine Reaktion des Unternehmens.
Der Verkauf an den Konzern aus Thailand eröffnet dem Halveraner Produktionsstandort zumindest eine mittelfristige Perspektive. Die Werke in Halver und Roth sollen nach bisherigen Informationen erhalten werden.
„Wir kennen Stark Corporation als sehr renommierten Anbieter von Kabelprodukten – und das hat sich auch in den sehr konstruktiven, von gegenseitigem Respekt und Anerkennung geprägten Gesprächen mit der Führung von Stark Corporation bestätigt“, wird Leoni-CEO Aldo Kamper zitiert. Eine hohe Priorität bei der Auswahl des Investors hatte, „dass der neue Eigentümer die Produkte und Services strategisch weiterentwickeln will und kann und ein klares Bekenntnis zu den Mitarbeitern“ gebe, heißt es in der Mitteilung.
Halvers Bürgermeister Michael Brosch war von der Geschäftsführung in einer E-Mail über die aktuelle Entwicklung am Standort in Halver informiert worden. „Wir begrüßen die Absicht des neuen Eigentümers, möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten“, sagte Brosch. In den nächsten Tagen will sich der Bürgermeister direkt vor Ort bei Leoni-Verantwortlichen über die aktuelle Entwicklung informieren. Ein Termin dazu sei angefragt.
Aus Gewerkschaftskreisen hieß es, man habe mit einem Verkauf von Leoni Halver gerechnet. Mit Blick auf die angespannte Lage der Kabelproduktion in der Ukraine sowie eine zunehmende Abhängigkeit von Asien stelle sich inzwischen die Frage, ob und wie solche Produktionen überhaupt in Deutschland gehalten werden könne. „Das mag im Centbereich pro Teil teurer sein, garantiert aber sichere Lieferketten“, heißt es.
Leoni will sich künftig nach eigener Aussage auf sein Kerngeschäft konzentrieren – das Geschäft mit Bordnetzsystemen. Auf ein Umsatzvolumen von rund 1,3 Milliarden Euro aus dem Kabel-Geschäft verzichtet der Konzern dafür gerne. Die Aktionäre honorierten den Schritt. Seit der Verkaufsbekanntgaben schoss der Wert um 17 Prozent in die Höhe.
Leoni hat weltweit rund 100 000 Beschäftigte und erwirtschaftete 2021 einen Umsatz von 5,1 Milliarden Euro. Zu Jahresbeginn machte Leoni Durchsuchungen an den deutschen Unternehmensstandorten öffentlich, die das Bundeskartellamt angeordnet hatte. Es ging um den Verdacht von Preisabsprachen verschiedener Kabelhersteller. Leoni hatte dies stets zurückgewiesen. Neuer Ansprechpartner fürs Bundeskartellamt ist künftig der thailändischer Großkonzern Stark als Rechtsnachfolger der Leoni-Kabelsparte.