Halver - Die vier Schülerinnen und Schüler des AFG sind für das dreitägige Projekt freigestellt und fangen morgens von zuhause an. Ihre japanischen Mitschüler steigen nachmittags ein. In Tokyo ist es dann sieben Stunden später.
„Ich bin absolut beeindruckt“, sagt Geschichtslehrer Malte Biedermann über das aufwendige Projekt, das nicht nur Halver betrifft. Insgesamt nehmen 40 Oberstufenschüler, je 20 auf deutscher und japanischer Seite, am transpazifischen Austausch über die Plattform Zoom teil.
Organisatoren des Programms sind die Deutsche Botschaft in Tokyo und das NPO Tokyo Holocaust Education Resource Center. Ausgestaltet wurde das Programm durch das Anne-Frank-Zentrum Berlin, das Anne-Frank-Haus in Amsterdam und die Gedenkstätte Bergen-Belsen.
Themen sind das Leben von Anne Frank, die Geschichte des Holocaust und ein interkultureller Austausch über die Frage, wie die Zeit des 2. Weltkrieges aufgearbeitet wurde. Dabei erhalten die Schüler die Möglichkeit, sich mit der Geschichte des Holocausts auseinanderzusetzen und darüber zu diskutieren, weshalb es wichtig ist, Antisemitismus, Rassismus und Intoleranz zu erkennen und zu bekämpfen sowie sich für Demokratie und Menschenrechte einzusetzen. In Zusammenarbeit mit dem Anne Frank Zentrum Berlin wird auch das Thema „Rassismus und Ausgrenzung in der heutigen Gesellschaft“ schwerpunktmäßig behandelt.
Aber wie kommunizieren die jungen Erwachsenen Miteinander? Und wie funktioniert der gemeinsame Unterricht in der Praxis? Das klappt dank Unterstützung durch die beteiligten Institutionen gut, wie Biedermann feststellen konnte.
Im Plenum sind Dolmetscher zugeschaltet, die in beide Richtungen, japanisch-deutsch und umgekehrt, zum Teil simultan, zum Teil in Abschnitten (konsekutiv) die Aussagen und Antworten der Schüler übersetzen. Und zur Not behelfen sich die Teilnehmer des Workshops auch auf Englisch. Grundlage des Unterrichts sind unter anderem Impulsfragen, an denen die Schüler Gemeinsamkeiten, aber auch beträchtliche Unterschiede in der Aufbereitung der Geschichte während des Zweiten Weltkriegs aufarbeiten und vergleichen.
Interessant ist dabei, dass in Deutschland und Japan, während des Krieges als Achsenmächte verbunden, nach Kriegsende anders an die Vergangenheit herangegangen wurde. Eine konsequentere Aufarbeitung von Holocaust und Kriegsverbrechen habe in Deutschland mit zeitlichem Abstand stattgefunden. In Japan sei es beim Kaiserreich geblieben. Die Benennung von Kriegsverbrechen Japans sei dort schwieriger – trotz Grausamkeit und Brutalität japanischer Streitkräfte bei der Invasion des Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieges, wie Biedermann sagt.