Ohne Hände gemalt: Besondere Ausstellung im Kulturfenster

Ein Soldat wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zum Künstler. Im Krieg verlor er beide Hände, aber nicht den Willen.
Als 19-Jähriger verlor der Halveraner Karlheinz Oettinghaus im Zweiten Weltkrieg beide Hände. Dennoch behielt er den Lebensmut und fand in der Malerei ein erfüllendes Hobby. In den kommenden zwei Monaten sind seine Ölgemälde im Halveraner Kulturfenster an der Frankfurter Straße zu sehen.
Seine Tochter Monika Beckers, die die Bilder für die Ausstellung zur Verfügung stellt, besitzt noch den Brief, in dem ihre Großeltern Weihnachten 1944 von der Verletzung ihres Sohnes erfuhren. Karlheinz Oettinghaus war damals als Soldat in Italien stationiert. Bei der Abwehr eines Fliegerangriffs kam es durch das zu frühe Zerspringen von Munition zu dem Unfall, die den jungen Halveraner beide Hände kosteten. Halt fand er in der Familie, bei seiner Ehefrau Ruth, die er 1947 heiratete, und seinen beiden Töchtern. Seine Bilder – anfangs auch Bleistiftzeichnungen und Federzeichnungen – malte er mit den Armstümpfen, nicht mit dem Mund. Erstaunlich präzise und akkurat führte er den Pinsel – zwischen die Stümpfe geklemmt – mit seinen verstümmelten Armen.
Bilder mit Armstümpfen gemalt
Anregungen und Motive fand er auf Künstlerkarten, die er sich kaufte. Wald- und Berglandschaften mit röhrendem Hirsch – einst ein beliebtes Motiv –, Familienidylle und andere Motive malte er nach. „Trotz allem war er ein lustiger Mensch“, erinnert sich seine Tochter. Erstmals überhaupt sind die Arbeiten von Karlheinz Oettinghaus, der 1987 starb, öffentlich zu sehen.
Für Annalena Kibbert, die sich um das Kulturfenster in Halver kümmert, sind die Werke ein Stück Zeitgeschichte und die Leistung eines Mannes, der Lebenswillen und Mut bewiesen hat. „Ein Spiegel, wie man mit Verletzung und Verstümmelung weiterleben kann.“ Vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges sind die Bilder für sie aktueller denn je.
Wer die Arbeiten nicht nur im Schaufenster, sondern näher in Augenschein nehmen möchte, kann unter Tel. 0 23 53/ 26 69 Besichtigungstermine mit Monika Beckers ausmachen.