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Glasfaser für die ganze Stadt

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Von: Florian Hesse

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In der Stadt wird die Glasfaser grün, wenn sie im kommenden Jahr durch den Netzbetreiber UGG gelegt wird.
In der Stadt wird die Glasfaser grün, wenn sie im kommenden Jahr durch den Netzbetreiber UGG gelegt wird. © Florian Hesse

Auch die Innenstadt Halvers und bisher schlecht versorgte Randlagen der Stadt wie Oberbrügge sollen demnächst vollständig mit Glasfaseranbindung und damit mit schnellem Internet versehen sein. Verlegt werden die Fasern bis an den Straßenrand. Wer sich frühzeitig vertraglich mit einem Anbieter vereinbart, dürfte das schnelle Netz sogar kostenfrei bis ins Haus gelegt bekommen.

Halver - Baulich dürfte der Startschuss bereits im Frühjahr kommenden Jahres fallen. Danach rechnet man mit etwa anderthalb Jahren bis zur vollständigen Erschließung, und zwar überall dort, wo noch keine Glasfaser liegt.

Läuft alles nach Plan, dürfte dann innerhalb der nächsten beiden Jahre die Ära des Kupferkabels in Halver beendet sein. Denn auch bei Ausreizung der Kupfertechnologie gerät die konventionelle Anbindung an Grenzen, insbesondere, wenn in einem Haushalt mehrere Personen aufs Netz zugreifen. Die Glasfaser lässt Geschwindigkeiten im Bereich von einem Gigabit im Download zu. Was man in der Praxis bucht und braucht, lässt sich mit dem jeweiligen Anbieter regeln. Kupferkabel waren deutlich limitierter. In Randlagen helfen und halfen sich viele Bürger auch mit Kabel/LTE-Kombinationen aus. Die neuen Leitungen sollen „diskriminierungsfrei“ nutzbar sein. Das heißt, das Netz ist auch für andere Anbieter auf dem Telekommunikationsmarkt zugänglich.

Partner der Stadt Halver ist bei dem Projekt die UGG, ausgeschrieben Unsere Grüne Glasfaser, ein Joint Venture (Zusammenschluss) der Telefónica und Allianz, gegründet im Jahr 2020. Die UGG nimmt in Halver und zahlreichen anderen Orten Deutschlands einen „eigenwirtschaftlichen Ausbau“ vor. Der Unterschied zur bisherigen Praxis: Die Glasfaseranbindung erfolgte in Halver in den Außenbereichen über Fördermittel des Bundes und des Landes Nordrhein-Westfalen.

Die bisherige Praxis hatte allerdings einen Nebeneffekt. Fördermittel gab es dort, wo eine Unterversorgung gegeben war. Das Programm des sogenannten 3. Calls soll Mitte kommenden Jahren abgeschlossen sein, beim anstehenden 6. Call ist das Jahr 2025 der Zieltermin. Beide Förderungen erstreckten sich aber auf die unterversorgten Bereiche. Im Ergebnis blieb die Kernstadt mit Kupfer-Vectoring oder Kabelanschluss außen vor. Abgelegene Ortschaften mit wenig Einwohnern surften damit um ein Vielfaches schneller als die Bürger in der Innenstadt. Von einem „Donut-Effekt“ sprach Bürgermeister Michael Brosch am Freitag bei der Vorstellung des Vorhabens. Es habe auf allen Kanälen massive Kritik an diesem Sachstand gehagelt, sagt Brosch.

Ausbau ohne Förderung

Halver kommt durch die neue Partnerschaft mit UGG in die Situation, dass der Glasfaserausbau in Halver die Stadt selbst nichts kostet. UGG baut eigenwirtschaftlich, also auf eigenes Risiko aus. Die Förderung der bisherigen Programme hätte Halver eine zehnprozentige Beteiligung gekostet. Für die Kommune im Stärkungspakt sprang aber das Land NRW an dieser Stelle finanziell ein.

Grundstückseigentümer, Anwohner und Autofahrer werden sich für den Zeitraum der Arbeiten auf vorübergehende Einschränkungen einstellen müssen. Die Verlegung der FFTH-Netzwerke (Fiber to the home) erfolgt vollständig erdverlegt, das heißt, in der Regel über offene Gräben, die schnellstmöglich, in der Regel binnen Tagesfrist, wieder verschlossen sein sollen. Die nächsten Monate gehören damit einer engen Abstimmung zwischen Stadt und beauftragten Bauunternehmen. Vorgesehen sind im Vorfeld auch Informationsveranstaltungen für die Bürger und zeitnahe Infos für Anwohner vor Baustellen.

Politisch herrscht Konsens zum Projekt. Thema war es am vergangenen Mittwoch nichtöffentlich im Hauptausschuss. Einen regelrechten Beschluss gibt es nicht, aber allgemeine Zustimmung. „Wir haben damit die Chance, Halvers Vorteile als lebenswerte Stadt im ländlichen Raum zum Zuge zu bringen, ohne dass Menschen beispielsweise im Home-Office auf großstädtische Strukturen angewiesen sind“, sagt Bürgermeister Brosch. „Das macht uns auch in Zukunft attraktiv.“

Netzbetreiber UGG

Unsere Grüne Glasfaser (UGG) ist ein Gemeinschaftsunternehmen der Allianz und des Telekommunikationsdienstleisters Telefónica. Als neutraler Netzanbieter verlegt UGG lokale Glasfasernetze in ländlich geprägten Regionen in ganz Deutschland. Ökologischer Aspekt: Glasfaser verbraucht nach Angaben von UGG rund 60 Prozent weniger Energie als herkömmliche Kupfernetze. UGG plant mit einem Investitionsvolumen von 5 Milliarden Euro in den kommenden Jahren.

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