Halveraner Planungsausschuss diskutiert Schillerstein und Herksiepe
Weiterer Schritt zu Baugebieten
10 000 Quadratmeter Wohnfläche auf 3,74 Hektar, etwa 30 Wohneinheiten mit Grundstücksgrößen zwischen 750 bis 900 Quadratmetern – das sind die Kennzahlen der geplanten Neubaugebiete Schillerstein und Herksiepe am Ende des Linger Weges.
Halver - Wie sich die jetzige Wiesen- (Schillerstein) beziehungsweise die gegenüberliegende Ackerfläche (Herksiepe) entwickeln könnten, skizzierte in einem Vorentwurf im Ausschuss für Planung und Umwelt Volker Finger vom Büro Finger-Bauplan aus Sundern. Was er konkret präsentierte, schien nach intensiver Diskussion durchaus konsensfähig. Auch die SPD, die sich im Vorfeld enthalten, danach auch dagegen gestimmt hatte, signalisierte „durchaus Zustimmung“, so Fraktionschef Martin Kastner. Doch der Sprecher der größten Ratsfraktion machte dieses Votum vom Ergebnis zweier noch ausstehender Gutachten abhängig. Zwei „Knackpunkte“ benannte auch Uwe Leinung (Grüne), die es noch auszuräumen gilt:
Verkehr
Für ein abschließendes Votum fehlt der Politik ein Verkehrsgutachten, das die Auswirkungen der zusätzlichen Bebauung im Anschluss an das vorhandene Wohngebiet beziffert. Falkenstraße und insbesondere der Linger Weg müssen die zusätzliche Belastung aufnehmen, die sich an der Einmündung zur Bundesstraße 229 (Von-Vincke-Straße) konzentriert. Diese Daten jetzt zu erheben, scheint dabei wenig sinnvoll, weil die Stoßzeiten wesentlich durch den Schülerverkehr bestimmt werden, der aber aus Corona-Gründen zurzeit nicht stattfindet.
Entwässerung
Das Schmutzwasser ist nicht das Problem der beiden neuen Siedlungen, die parallel erschlossen werden sollen. Es könnte über den vorhandenen Kanal Mesenhohl, alternativ auch über eine Pumpstation zum Linger Weg abgeführt werden. Schwieriger wird es beim Niederschlagswasser. Ein „namenloses Gewässer“ Richtung Hälverbach könnte die anfallenden Mengen nicht aufnehmen. Und angestrebt wird daher entweder ein zentrales Rückhaltesystem oder aber – favorisiert – die dezentrale Versickerung auf den jeweiligen Grundstücken. Und an dieser Stelle wird es schwierig und möglicherweise auch teuer für die Bauherren. Denn in diesem Fall müsste auf jeder privaten Parzelle am tiefsten Punkt eine sogenannte Rigole geschaffen werden, in der Regenwasser durch eine Kieslage bis in wasserführende Bodenschichten versickern kann. Wer also vor diesem Hintergrund einen Bauplatz kauft, müsse damit rechnen, dass rund 150 Quadratmeter der Fläche allein zur Entwässerung benötigt würden – und dass nur eine Zufahrt zum Grundstück möglich wäre.
Wer an Schillerstein oder Herksiepe bauen möchte, muss sich zudem mit der Topografie arrangieren. Finger nannte ein Gefälle von 10 bis 15 Prozent, was bei einem typischen, etwa 40 Meter langen Grundstück zu einem Höhenversatz von etwa fünf Metern von Straßenniveau bis Grundstücksende führen würde. Mit Unter-, Erd- und Dachgeschoss könnten Baukörper in einer Höhe von über neun Metern über Straßenniveau entstehen. Empfehlung des Planers in dieser Hinsicht ist es, eine maximale Gebäudehöhe festzulegen anstatt die Geschossigkeit.
Sollten die offenen Fragen geklärt sein, müsste die Stadt bis Jahresende per Satzung Baurecht schaffen. Grund dafür ist das beschleunigte Verfahren nach Paragraf 13b des Baugesetzbuches, der diese Frist setzt. Dass es aber eine Verlängerung geben könnte, brachte für die SPD Lothar Mund ins Gespräch. Auf Bundesebene sei eine rechtliche Änderung angedacht, die der Stadt noch Bedenkzeit einräumen könnte – eine Option, die Kämmerer Markus Tempelmann allerdings nicht behagte. Erfahrungen aus der Vergangenheit hätten gezeigt, dass eine solche Absicht in der politischen Auseinandersetzung leicht zu Fall kommen könne.