Halveraner Firma Meding fertigt Teile auf Cellulose-Basis
Spritzguss für den Kompost
Spritzguss dürfte in der Region Südwestfalen jeder kennen: Kunststoff wird verflüssigt, in eine Form gespritzt und kühlt aus. Das fertige Produkt wird in abgekühltem und wieder ausgehärtetem Zustand der Form entnommen.
Halver - Das Verfahren hat viele Vorteile, darunter die Schnelligkeit und Flexibilität in der Formgebung. Ein Nachteil bleibt bestehen. Das Ausgangsmaterial ist Kunststoff und damit erdölbasiert. Doch das muss nicht mehr unbedingt sein.
Der Kunststoffverarbeiter Meding mit Sitz in Halver-Oeckinghausen verarbeitet seit Kurzem Spritzgussmaterial aus Papier beziehungsweise auf Cellulose-Basis. Optisch und beim Anfassen ähnelt es normalen Kunststoffprodukten, ist aber im Gegensatz dazu komplett kompostierbar. Für einige Produkte hat das Unternehmen Gebrauchsmusterschutz angemeldet. „Viele Kunden sind sehr interessiert“, sagt Geschäftsführer Stefan Pietzner, der sich einen vielfältigen Einsatzbereich für diese Produktions-Technik vorstellen kann.
Hauskomposter ausreichend
Das Ausgangsgranulat besteht zu 68 Prozent aus Cellulose, hinzu kommen je nach Anforderung ans Produkt abbaubare Rohstoffe wie Kreide oder Stärke. Gespritzt wird auf klassischen Maschinen, jedoch vorwiegend auf hochgenauen und energiesparenden voll- und halbelektrischen Maschinen, der sogenannten Hybridtechnik. Der Vorgang sei etwas komplizierter, das Endprodukt teurer, sagt Pietzner. Den Kunststoff-Spritzguss werde es aus Kostengründen nicht ersetzen, doch die Einsatzmöglichkeiten seien vielfältig. Und der Clou: Für die Entsorgung im Anschluss reiche der Kompost zuhause. Die entsprechende DIN-Norm erfüllt das Verfahren aber auch und ist entsprechend zertifiziert. Innerhalb von 90 Tagen müssen in der industriellen Kompostierung 90 Prozent des Materials zersetzt sein.
Herstellung mit Öko-Strom
Dabei kommt der Naturstoff nicht grau aus dem Werkzeug. Rot, Grün, Weiß, Grau, Beige, Schwarz sowie verschiedene Pastelltöne seien machbar mit biologischen Farbpigmenten. Im Lebensmittelbereich sei das Biomaterial bereits zugelassen, in der Medizintechnik, wo Meding schwerpunktmäßig tätig ist, sei die Zulassung beantragt. „Wir wollen es für unsere Produkte einsetzen, die es schon gibt, und für Produkte, die es noch gar nicht gibt“, sagt der Geschäftsführer des mittelständischen Unternehmens. „Wichtig ist mir persönlich immer, dass wir uns bereits heute Gedanken darüber machen, wie unsere Produkte von morgen gestaltet sein müssen.“ Dazu zählt auch der ökologische Fußabdruck. Gefertigt wird zu 100 Prozent mit zertifiziertem Öko-Strom.
Nachwachsender Rohstoff
„Alles geht mit diesem Material definitiv noch nicht, aber klassische Produkte der Verpackungs- und Pharmaindustrie, derzeit aus Materialien auf Mineralölbasis basierend, sind definitiv substituierbar“, versichert Stefan Pietzner. Die Vorteile, die für den Einsatz von Bioform sprechen, liegen für ihn auf der Hand. Es werden Entsorgungskosten vermieden. Ressourcen, wie zum Beispiel Erdöle, werden geschont und der sogenannte Footprint ist neutral“, zitiert auch das Fachportal plastverarbeiter.de den Unternehmer.