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Halver steht zusammen: Viele Privatleute helfen bei Vermisstensuche

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Von: Jan Schmitz

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Bei der Vermisstensuche in Halver halfen zahlreiche Privatleute mit. Der Vermisste wurde gefunden, an einem Ort, wo ihn keiner mehr vermutete.

Halver – Spätestens als der Polizeihubschrauber am Freitagabend unüberhörbar über der Stadt kreiste, wusste die Halveraner Bevölkerung, dass etwas passiert war. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich in der Folge die Nachricht über soziale Netzwerke, dass ein Bewohner des Seniorenzentrums Bethanien vermisst wurde. Zahlreiche Freiwillige schlossen sich am Abend und in der Nacht einer privaten Suchaktion an, während die Polizei fahndete. Am Ende gab es ein Happy End.

„Ich bin seit 21 Jahren im Haus Bethanien, aber so etwas hatten wir hier noch nie“, berichtet Stefanie Thiemann, Einrichtungsleiterin im Seniorenzentrum an der Bachstraße. Seit dem späten Donnerstagnachmittag war der 84-jährige demenzkranke Bewohner, der in der Vergangenheit schon häufiger abgängig war, verschwunden. Nachdem ihn die Mitarbeiter im Haus und im Umfeld nicht finden konnten, alarmierten sie am Abend gegen 19 Uhr die Polizei.

Halver steht zusammen: Viele Privatleute helfen bei Vermisstensuche

In einem solchen Vermisstenfall reagiert die Polizei sofort. Aufgrund der Erkrankung und Orientierungslosigkeit des Bewohners sowie der späten Stunde der Meldung galt es keine Zeit zu verlieren, wie Polizeisprecher Christof Hüls deutlich machte. Zunächst sei das gesamte Altenheim durchsucht worden, dann das Gelände. Verwandte und verschiedene Adressen wurden kontrolliert, Taxi-Fahrer und Busfahrer auf den Vermisstenfall aufmerksam gemacht. Auch die Leitung des Seniorenzentrums hatte da schon alle Hebel in Bewegung gesetzt. Mitarbeiter waren zu Fuß oder mit dem Auto in der Umgebung unterwegs. Die Organisation Finderwille kam mit einem Mantrailing-Hund vorbei und unterstützte die Suchaktion. Ohne Erfolg.

Ein Polizeihubschrauber suchte aus der Luft nach einer verdächtigen Person.
Ein Polizeihubschrauber suchte aus der Luft nach einer vermissten Person. © Daniel Schröder

Als von dem 84-Jährigen bei Einbruch der Dunkelheit immer noch jede Spur fehlte, forderte die Polizei um 20.45 Uhr einen Polizeihubschrauber an. Eine Stunde lang überflogen die Piloten die Gegend in einem Fünf-Kilometer-Radius um das Haus Bethanien. Um 21.48 Uhr drehte der Polizeihubschrauber ab. Im Polizeiprotokoll wurde vermerkt: „Keine Feststellung“. Der Senior war wie vom Erdboden verschluckt.

Heimbewohner in Halver vermisst: „Das ganze Team war betroffen“

„In der Regel findet man abgängige Bewohner nach kurzer Zeit in der Stadt wieder. Hier war das anders. Das ganze Team war betroffen, weil er einfach unauffindbar war. Je dunkler und kälter es wurde, desto mehr Sorgen haben wir uns gemacht“, berichtet Leiterin Stefanie Thiemann. In solchen Situationen merke man, wie machtlos man sei. Ihr Team gab die Hoffnung aber nicht auf und suchte noch bis weit nach Mitternacht nach dem 84-Jährigen. „Gegen 2 Uhr haben wir als Pflegeleitung die Suche unterbrochen. Wir mussten ja am nächsten Morgen alle wieder arbeiten.“ Die Polizei hingegen setzte die Fahndungsmaßnahmen auch noch am frühen Morgen fort.

Was Thiemann beeindruckte, war die große Hilfsbereitschaft in der Halveraner Bevölkerung, für die sie und ihr Team „sehr dankbar“ seien. Durch den Lärm des Hubschraubers aufgeschreckt und über Facebook organisiert, hatten zahlreiche Bürger bei der nächtlichen Vermisstensuche mitgeholfen. Einige boten ihre Unterstützung auch direkt im Seniorenzentrum an.

Vermisstensuche: Heimbewohner an ungewöhnlichem Ort gefunden

Schon um 6.30 Uhr am Freitagmorgen kam das Bethanien-Team wieder zusammen, um 7 Uhr war auch die Polizei vor Ort. Wo in aller Welt konnte er nur sein? Gemeinsam entschied man, das Haus noch einmal auf den Kopf zu stellen. Die Suche begann von Neuem. Als die Mitarbeiter die Tür zu einem kleinen Technikraum für den Aufzug öffneten, der bei der Durchsuchung am Vorabend übersehen wurde, konnten sie es kaum fassen.

In diesem Technikraum entdeckten Einrichtungsleiterin Stefanie Thiemann und die Polizei den Vermissten.
In diesem Technikraum entdeckten Einrichtungsleiterin Stefanie Thiemann und die Polizei den Vermissten. © Hesse, Florian

Tatsächlich lag der 84-Jährige dort friedlich schlafend auf dem Boden, er hatte die Stufen zurück ins Treppenhaus nicht mehr geschafft und sich hingelegt. „Ich hab nur gesagt. Da ist er. Als er auf unsere Ansprache mit Hallo antwortete, sind mir fünf weitere Steine vom Herzen gefallen“, erinnert sich Stefanie Thiemann an den Moment, in dem alle Anspannung abfiel. Der Mann war unverletzt, die Vitalfunktionen waren in Ordnung, wie eine sofortige Untersuchung ergab. „Wir haben ihm erst einmal etwas zu trinken und zu essen gegeben, er hatte ja seit 17 Uhr am Vortag nichts mehr zu sich genommen“, sagt Thiemann.

Ebefalls mit einem Happy End endete eine Vermisstensuche am Hegenscheid: Eine Spaziergängerin wurde nach über 24 Stunden in einem Waldgebiet gefunden. Sie war leicht unterkühlt, ansonsten aber wohl auf.

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