Dass das Leben selbst ihm Zündstoff für seine Gags liefert, ließ er wissen – und hatte im gleichen Atemzug zig Beispiele dafür an der Hand. Die Staumeldung, die beim Autofahren stets in den Lieblingssong platzt, die intelligente elektrische Zahnbürste mit Bluetooth oder die Fitnesstracker, die den Schlaf überwachen und am Morgen sagen, ob man gut geschlafen hat: Wer Moritz Netenjakob ein paar Minuten zugehört hatte, konnte ahnen, was sich da in seinem Kopf zusammenbraute.
Aus dem Musical „Himmel & Kölle“, gemeinsam mit Dietmar Jacobs der Domstadt auf den Leib geschrieben, dem Café-Roman „Milchschaumschläger“, ein Gagfeuerwerk des eigenen Scheiterns und Texten zu anderen Gelegenheiten, stammten seine brüllend komischen Wortergüsse, mit denen er den Abend zum hochamüsanten Vergnügen machte. Frank und frei ließ er an der mit Katastrophen reich gesegneten Eröffnung seines Cafés teilhaben – mit dem Auftritt des fundamentalistischen, gegen Alkohol in jeglicher Form wetternden Onkel Abdullah als Höhepunkt. Prompt brachte jeder, der kam, Alkoholisches zur Einweihung mit, sei’s Starkbier oder Eierlikör. Und Oma Berta, körperlich fit, aber geistig nicht mehr ganz auf der Höhe, gab ihren Senf dazu.
Im Text über den Independence Day auf Deutsch, das Ufo und feindlich gesinnte Aliens, hatten Udo Lindenberg, Herbert Grönemeyer, Jan Delay und Reiner Calmund ihren großen Auftritt – und wurden pulverisiert. Sportreporter Gerd Rubenbauer gab als Märchenerzähler sein Debüt und brachte seine achtjährige Tochter mit „Hänsel und Gretel“ – live aus dem Stadion übertragen – um den Schlaf. Und Fußballfans hebelten die Kölner Philharmonie aus.
Was auf Platz 1 seiner schrägen Tourerlebnisse steht, erfuhr das Publikum, das nicht genug vom Gagfeuerwerk des Kölners bekam, bei den Zugaben: Moritz allein bei einer Damensitzung im Festzelt mit 400 alkoholisierten Frauen: Da war Musik drin!