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Entschleunigen und langsame Autos: Wandern mit ferngesteuerten Geländewagen

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Von: Thilo Kortmann

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Wandern mit ihren ferngesteuerten Geländewagen: Oliver Moneke und Lars Steffen (rechts) sind Modellbau-Fans und entschleunigen mit ihren Autos im Wald.
Wandern mit ihren ferngesteuerten Geländewagen: Oliver Moneke und Lars Steffen (rechts) sind Modellbau-Fans und entschleunigen mit ihren Autos im Wald. © Thilo Kortmann

Wanderungen mit Modellautos: Die „Old Crawlers Halver“ haben genau dieses Hobby.

Halver - Zwei Männer im Wald, sie wandern und quatschen. Nichts Besonderes. Eigentlich. Wären da nicht die beiden kleinen, ferngesteuerten Geländewagen, die leise und gemächlich über den moosbewachsenen Boden kriechen und sich langsam den Weg über Stock und Stein suchen. Vier bis fünf Stunden lang.

Entschleunigung mit Autos

„Das ist unser Hunde-Ersatz beim Wandern. Der Vorteil: Sie laufen nicht weg, sabbern nicht und wollen nicht ständig fressen. Dafür muss man ihren Akku aufladen, und waschen muss man sie auch“, erklärt Lars Steffen und lacht. Er hat die „Old Crawlers Halver“ ins Leben gerufen in seiner Werkstatt am Mesenhohl. Dort tüftelt er oft Tag und Nacht an seinen Modellautos, die Crawler, auf Deutsch Kriecher oder Krabbler. Zur Entschleunigung, nach der Arbeit oder gerne auch am Vatertag geht es mit Crawler-Kollege Oliver Moneke in Halvers Umgebung. Vier bis fünf Stunden lang sind sie dann mit ihren Spielzeugen in den Wäldern unterwegs. Eine Fahrzeit, die nur durch die neuartigen Lipo-Akkus möglich geworden ist.

Die Modellautos werden auch „Crawler“ genannt. Sie kriechen über den Waldboden und Stock und Stein.
Die Modellautos werden auch „Crawler“ genannt. Sie kriechen über den Waldboden und Stock und Stein. © Thilo Kortmann

3D-Drucker macht es möglich

Es gibt ja mittlerweile viele Filme, in denen sich die Protagonisten in Miniaturwelten wiederfinden: „Willkommen in Marven“ oder „Downsizing“ “ zum Beispiel. Bei den „Old Crawlers Halver“ ist es ähnlich. Sie bauen sich eine Abenteuerwelt im Miniaturformat mit aufgemotzten Geländewagen, Survival-Equipment wie Zelte oder brennende Tonnen und lassen berühmte Filmstars wie Paul Walker oder Vin Diesel per 3D-Drucker auferstehen. Seitdem es diese Drucker gibt, gelingt das Ganze täuschend echt.

„Man wird immer verrückter, je länger man Modellbau betreibt“, erzählt Lars Steffen und grinst. Dabei verwendet der 44-jährige Halveraner, der für die Stadt Hagen arbeitet, gerne Materialien, die er zuhause schon vorfindet. Kleine Zelte oder Planen aus Taschentüchern oder Schlafsäcke aus Stoffresten. Er habe aber dann irgendwann angefangen, verrückte Konstruktionen an seinen Fahrzeugen vorzunehmen.

Sogar die Modellauto-Zeitung „Cars“ wurde im Miniaturformat hergestellt, als Deko für den Geländewagen.
Sogar die Modellauto-Zeitung „Cars“ wurde im Miniaturformat hergestellt, als Deko für den Geländewagen. © Thilo Kortmann

Wechselnde Nummernschilder, Seilwinden mit einer enormen Zugkraft oder Stirnlampen für die Figuren im Auto. „Es gibt da keine Grenzen. Man muss nur lernen, damit aufzuhören“, sagt er und lacht wieder. Die Seilwinde sei übrigens nicht nur Show, sondern werde wirklich eingesetzt, sollte sich der Wagen mal festgefahren haben.

Während Corona Tag und Nacht in der Werkstatt

Während Corona habe er fast Tag und Nacht an seinem neuesten Crawler getüftelt. Irgendwann habe er bemerkt, dass er fast mehr Freizeit in der Werkstatt verbracht habe als mit seiner Frau und seinen Kindern. Ein Grund für ihn, den Modellbau etwas zurückzufahren: „Das raubt nicht nur Zeit, sondern auch Geld“.

Bis zu 2000 Euro und noch viel mehr könne so ein Wagen schon mal kosten. In seiner Welt jedenfalls. Auch beim Geldausgeben im Modellbau gäbe es kaum Grenzen. Steffen dagegen hat den Ehrgeiz, individuelle Wagen, Figuren und Equipment kostengünstig zu schaffen. „Außergewöhnliche Erfindungen sind einfach interessanter, auch in der Crawler-Szene wird das mehr beäugt“, sagt er.

Mit einem 3D-Drucker schaffen sich die Old Crawlers ihre eigene Miniaturwelt. Mit Paul Walker und Vin Diesel.
Mit einem 3D-Drucker schaffen sich die Old Crawlers ihre eigene Miniaturwelt. Mit Paul Walker und Vin Diesel. © Thilo Kortmann

„Die Menschen, die uns in der Natur begegnen, schauen uns oft nur komisch an, lachen und gehen weiter“, erzählt Oliver Moneke. Viele sagten verwundert, dass das doch eher nur was für kleine Kinder sei. „Natürlich mögen das auch die Kinder. Es ist praktisch, wir gehen dann zusammen wandern und fahren mit den Autos. So ist man zusammen an der frischen Luft und in der Natur“, sagt der 50-jährige Familienvater, der im Vertrieb arbeitet.

Marty Mcfly aus Zurück in die Zukunft gibt es auch in der Miniaturwelt der Crawlers.
Marty McFly aus Zurück in die Zukunft gibt es auch in der Miniaturwelt der Crawlers. © Thilo Kortmann

Einmal im Jahr nehmen die beiden Halveraner beim „Superscale“ im Freizeitpark Mammut in Stadtoldendorf teil, „dann treffen sich bis zu 1000 Crawler-Fans und fahren gegeneinander über Trails. Im Vordergrund stehen aber der Austausch und das Kennenlernen“, erklärt Moneke. Darunter seien alle Geschlechter und Altersgruppen, fügt er hinzu. Dann würde das Abenteuer so gelebt, wie sonst nur in der Modellwelt. Am liebsten sind die Old Crawlers aber zur Entschleunigung in der heimischen Natur unterwegs. Zwei Männer, die entspannen, die wandern, quatschen und Geländewagen fahren.

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