Auch bei Neosid Pemetzrieder am Langenscheid 26, Weltmarktführer in der Ferrit-Formgebung im keramischen Spritzgussverfahren, schaut man besorgt auf die Strompreis-Entwicklung. Ferrite werden für Hightech-Geräte wie Herzschrittmacher, Hörgeräte oder auch Ladestationen benötigt. Die Fabrikation der Ferrite ist enorm auf Strom angewiesen. Dementsprechend ist der Verbrauch immens. „Das Unternehmen verbraucht im Jahr deutlich über ein Gigawatt Strom pro Jahr“, erklärt Yilmaz Benzer, Geschäftsführer von Neosid Pemetzrieder.
Seit 2008 setzen wir verstärkt auf das Reduzieren von Umweltbelastungen.
Die hohen Strompreise treffe die Firma sehr. Der Gasverbrauch liege dagegen bei 500 Megawatt. Auch den Gasverbrauch wolle man künftig reduzieren. „Wir prüfen gerade alle Heizungssysteme.“ Zudem lasse man Wärmepumpen testen und Druckluftmethoden ausprobieren. Zu den weiteren Belastungen, neben den Energiekosten, kämen auch,so Benzer, stark gestiegene Rohstoffpreise wie die von Nickel. Die Beschaffungskosten der Rohstoffe wie Nickel und Enoxid oder Mangan seien um zwischen 10 und 80 Prozent gestiegen. Auch die Lieferanten, die die Fracht transportieren, hätten die Preise deutlich angezogen. Für Lieferungen nach Fernost seien die Preise um das Fünffache angestiegen, „anstatt 1000 Euro kostet eine Sendung jetzt 5000 Euro“, sagt Benzer.
Ein anderer Schritt zur Reduzierung der Strom- und Gaskosten wurde bereits in diesem Jahr vollzogen: Eine große Solaranlage mit 330 Solarelementen auf den Dächern von Neosid. „Die Solaranlage produziert 130 Megawatt pro Jahr“, sagt Dr. Aloys Foecker, Leiter der Ferrit-Entwicklung und -Produktion sowie für das Umweltmanagement der Firma tätig. Zudem, sagt Foecker, setzte Neosid neuerdings einen E-Lieferwagen für eigene Lieferungen ein. „Seit 2008 setzen wir verstärkt auf das Reduzieren von Umweltbelastungen“, erklärt Foecker. Mit der Iso:14001:2015-Zertifizierung werde dem Unternehmen bescheinigt, dass es seine Umweltauswirkungen proaktiv managt und sich zur Vermeidung von Umweltverschmutzung, der Einhaltung von Rechtsvorschriften und zur kontinuierlichen Verbesserung verpflichte.
Was der Weltmarktführer jedoch nicht verhindern kann. „Auch wir müssen die gestiegen Kosten an die Kunden weitergeben“, sagt Benzer. Um keinen Kunden zu verlieren und die Anteile auf dem Weltmarkt zu behalten, werde man das von Kunde zu Kunde prüfen. „Wir gehen mit unseren Kunden Hand in Hand.“ Die Herausforderung dabei sei, auch mit den außereuropäischen Kunden, die nicht von der Energiekrise betroffen seien, einen Weg zu finden.
Unsere Maxime lautet aber ganz klar Rentabilität vor Marktanteilen.
Auch beim großen Nachbarn von Neosid, dem nächsten Weltmarktführer Märkischen Werk schaut man ganz genau auf die Entwicklung der Energiekosten. „Die Stromkosten befinden sich mittlerweile in einem sehr signifikanten Bereich“, erklärt Mirko Kanzok, Leiter für Controlling und Finanzen. vom Märkische Werk. Geheizt werden die riesigen Hallen mit Erdgas. Wobei die sich Kosten für das Gas in einem etwas niedrigeren Bereich befinden als für den Strom. „Wo die Reise mit den Kosten für das Gas hingeht, wissen wir erst 2023.“ Das Werk werde von gestiegenen Energiekosten doppelt getroffen: Auch die Lieferanten hätten die Lieferkosten deutlich angehoben. Und nicht nur das: Preise von Rohstoffen wie Legierungsmaterialien wie Chrom und Nickel hätten sich mehr als verdoppelt. „Es gibt aber Anzeichen, dass sich die Preise für die Rohstoffe normalisieren.“ Man könne diese Kostennsteigerungen nicht alle abfangen, „zum Teil müssen wir diese an unsere Kunden weitergeben“, sagt der Mitarbeiter des Märkischen Werks.
Das um 1859 gegründete Unternehmen, das damals aus einer Hofschmiede eines Rittersitzes hervorgegangen ist, ist heute Weltmarktführer in der Entwicklung, Herstellung und Überholung von Zylinderkopfsystemen und –komponenten für Verbrennungsmotoren, die in Schiffen, Kraftstationen, Lokomotiven, Öl-/Gasanlagen, sowie Hochleistungs-Rennsportmotoren eingebaut werden.
Der Weltmarktführer mit Kunden in Europa, Asien und USA steht vor der Herausforderung, die gestiegenen Energiekosten auf dem Weltmarkt weitergeben zu müssen. „Unsere außereuropäischen haben dieses Energieproblem nicht“, erklärt Kanzok. Es werde somit schwierig, diese Kostensteigerungen außerhalb von Europa weiterzugeben. „Unsere Maxime lautet aber ganz klar Rentabilität vor Marktanteilen“. Somit könne es passieren, dass man Kunden auf dem Weltmarkt verliere, sagt der Controller. Als Unternehmen setze man bereits seit Jahren auf Klimaneutralität, Nachhaltigkeit und die Reduzierung des CO2-Fußabdruckes.
Um Energie einzusparen werde bereits verstärkt mit LED gearbeitet, zudem gebe es Druckluftoptionen, ergänzt Mirko Kanzok. Inwiefern das Heizen der Räumlichkeiten geregelt werde, darüber sei noch nicht gesprochen worden. Fest steht allerdings: „Wir werden alle Optionen der Energiesparmöglichkeiten prüfen.“ Eine neu angepflanzte Wildblumenwiese am Verwaltungssitz markiert die zukünftige Ausrichtung des Märkischen Werkes: Hier setzt der Weltmarktführer klar auf Nachhaltigkeit.